Was habe ich nur falsch gemacht? Meine Tochter ist nicht lesbisch!

Als ich gefragt wurde, ob ich zum Thema >lesbische Mütter< etwas schreiben wolle, kam mir dieses Ansinnen zuerst etwas absurd vor. Gewiß, ich habe eine Tochter, aber sie ist heute, mit 26 Jahren, erwachsen - die Zeiten, wo ich mich als >Mutter< fühlte, sind also längst vorbei. Außerdem bin ich der Ansicht, daß eine Frau, die ein oder mehrere Kinder großgezogen hat, nicht ihr Leben lang für alle Welt >Mutter< bleiben sollte, vielmehr muß sie das Recht haben, diesen Titel und diese Rolle endgültig abzulegen, wenn sie es für richtig erachtet. Ich jedenfalls bin heute nur noch lesbisch - ohne >Mutter<. Dennoch habe ich mich zu einem Beitrag entschlossen, weil ich die Anfrage zum Anlaß nahm, gemeinsam mit meiner Tochter aus unserer heutigen Sicht unsere damalige Beziehung zu reflektieren.
Auch wenn wir als lesbische Mütter wohl meistens davon ausgehen, daß unsere Töchter heterosexuell leben und es bestenfalls als Glück begreifen, wenn sie die lesbische Lebensweise vorziehen, hadere ich doch zuweilen mit dem Schicksal, mir diesen 'Glücksfall' vorenthalten zu haben. Zwar finde ich Ines wunderbar, und wir respektieren uns gegenseitig, doch ab und an lasse ich mich zu der Frage hinreißen, ob sie sich nicht doch in eine Frau verliebt hätte - und jedesmal erklärt sie mir geduldig, daß sie noch auf Männer stehe und ich doch auch erst mit 36 Jahren meine lesbische Identität gefunden hätte. Ihr bliebe also noch viel Zeit! Doch in meiner Jugend gab es keine Frauenbewegung, keine Lesbenliteratur und vor allem hatte ich keine lesbische Mutter. Aber wenn doch, vielleicht wäre ich dann nie lesbisch geworden - wer weiß? Was sind eigentlich die Voraussetzungen, um lesbisch zu werden, es leben zu können? Erblich ist es ja wohl nicht, denn dann hätte ich eine lesbische Mutter, eine lesbische Tochter, und meine Großmütter wären auch lesbisch gewesen. Und meine vier Schwestern hätten natürlich alle Frauenbeziehungen - nicht auszudenken, wie schön das wäre. Und so einfach!
Auch wenn ich noch von keiner Tochter gehört habe, die zu ihrer Mutter kam mit dem Problem »Mutter, ich liebe einen Mann!«, und von keiner Mutter, die mit Zorn und Selbstvorwürfen nach dem Motto: »Was habe ich nur falsch gemacht?« reagiert hat, wenn ihre Tochter eine Männerbeziehung einging, frage ich mich zuweilen, was ich bei der Erziehung meiner Tochter hätte anders machen können, damit sie eine schöne, stolze, freie Lesbe geworden wäre (wobei ich ihr diese Attribute auch als Heterofrau zugestehe). Stets habe ich bei ihrer Erziehung auf Eigenständigkeit, Individualität, Kritikfähigkeit und Toleranz Wert gelegt. Ich kenne tatsächlich lesbische Mütter, deren Töchter ebenfalls lesbisch wurden. Die habe ich natürlich neugierig ausgefragt, um zu erfahren, wie sie das denn 'gemacht' hätten. Aber das klang alles nicht sonderlich aufregend, so daß ich zu dem Schluß kam, daß es dafür kein Patentrezept gibt.
Eine Geschichte jedoch, die von Sonja und Ina, fiel aus dem Rahmen und machte mich hellhörig: Sonja, die Mutter, verliebt sich nach zwölf Ehejahren in eine Frau und beginnt heimlich - unbemerkt von Mann und 13jähriger Tochter - mit dieser Frau eine Liebesbeziehung. Jahrelang glaubt sie sich unentdeckt. Erst als die inzwischen 20jährige Ina aus der elterlichen Wohnung ausgezogen ist, läßt Sonja sich endlich scheiden. Eines Tages erfährt sie über eine Freundin, daß Ina seit drei Jahren eine Liebesbeziehung zu einer Frau hat. Obwohl sie selbst lesbisch lebt, reagiert Sonja darauf mit Zorn, Trauer und Selbstvorwürfen. Sie trifft sich mit Ina und stellt sie zur Rede: »Wie kannst du mir, deiner Mutter, die dich liebt und dein Leben lang bemüht war, dich zu einem aufrichtigen, normalen Menschen zu erziehen, so etwas antun! Du solltest dich vor deinem Vater schämen, der Tag und Nacht für dich gearbeitet hat, um dir ein Studium zu ermöglichen, und der dich ebenso liebt wie ich. Waren wir dir nicht stets ein gutes Vorbild? Nie haben wir uns in deiner Gegenwart gestritten, und du warst uns immer am wichtigsten ...«
»Halt ein, Mutter«, erwiderte die Tochter, »wenn du mir diese Vorwürfe vor einem Jahr gemacht hättest, als ich noch nicht wußte, was ich heute weiß, wäre ich sehr bedrückt gewesen - aber nur, weil ich dir von meiner Liebesbeziehung zu Marion nicht gleich erzählt habe. Seit einigen Monaten aber weiß ich, daß du selbst schon seit Jahren eine lesbische Beziehung zu Frau M. hast. Leugne es nicht, die Tochter von Frau M. hat es mir selbst erzählt. Warum hast du nie mit mir darüber gesprochen? Ja, schlimmer noch, warum tatest du immer so und tust es auch heute noch, als ob Frauenliebe etwas Unmögliches, Verabscheuungswürdiges und Widernatürliches wäre? Ich habe früher nie gewußt, daß Frauen einander lieben können, und als ich mich in Marion verliebte, quälten mich Schuldgefühle - vor allem wegen dir und Vater. Ich wußte ja damals noch nicht, daß auch du eine Frau liebst! Nie hätte ich dir und Vater von meinem Lesbisch-Sein erzählt, wenn du mich heute nicht darauf angesprochen hättest. Mutter, erzähl mir nicht, daß du es meinetwegen so lange mit Vater ausgehalten hast, ich habe schon früh gemerkt, daß ihr euch seit langem nichts mehr zu sagen habt. Die Heimlichtuerei hast du doch nur betrieben, weil du Angst hattest, Vater würde dich verlassen und die Leute würden mit dem Finger auf dich zeigen. Sicher, ihr wart mir ein Vorbild, aber nur für das, was ich nicht leben wollte - keine Liebe, keine Emotionen, nicht einmal Streit. Genauso wie du die Auseinandersetzungen mit Vater nicht in meiner Gegenwart geführt hast, hast du auch deine Liebe zu dieser Frau vor mir verheimlicht!« So sprach die erregte Tochter, aber dann drückte sie die vor Scham errötete, sprachlose Mutter fest an sich ...
Daß es Sonja und Ina möglich war, ihrer Beziehung eine neue Richtung zu geben und sich gemeinsam mit ihrer lesbischen Identität und Lebensweise auseinanderzusetzen, war für mich wie ein Wunder. Es war aber auch mein Aha-Erlebnis. Ahnte ich doch nun, was ich 'falsch' gemacht hatte. Ich hätte meine Tochter stockkonservativ erziehen sollen! Ich hätte ihr gegenüber mehr auf Sitte, Anstand und bürgerliche Moral pochen sollen! Wenn ich mich verleugnet hätte, wäre meine Tochter dann aus Opposition lesbisch geworden? Dann müßten allerdings die meisten Frauen lesbisch sein, da Töchter überwiegend im Sinne unserer bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Moralvorstellungen erzogen werden. Es scheint also keine monokausale, allgemeingültige Erklärung dafür zu geben, warum eine Frau lesbisch oder heterosexuell wird - außer ihrer eigenen Entscheidung (obwohl in einer zwangsheterosexuellen Gesellschaft kaum von einer freien Entscheidung für Heterosexualität gesprochen werden kann). Um aber von Ines zu erfahren, wie sie die Jahre nach meinem Coming-out erlebt hat, lud ich sie zum Mittagessen ein und führte im Anschluß daran folgendes Gespräch, das ich hier in Auszügen wiedergeben will:

Ich:
Als du elf Jahre alt warst, begann ich nach zehnjähriger Ehe eine Liebesbeziehung mit Gabriele. Kannst du dich erinnern, wie du dich damals gefühlt hast? Hattest du Angst, mich zu verlieren?
Ines:
Nein, diese Angst hatte ich nie. Nachdem mein Vater bei uns ausgezogen war, haben wir beide ja erst mal ein Jahr allein gelebt. Damals hattest du sehr viel Zeit für mich, und das war mir sicher sehr wichtig. Ich ging immer mit dir zu den Frauengruppen, zu Frauendemos und Frauenfesten. Außerdem besuchten uns damals sehr oft Frauen in unserer Wohnung, die manchmal auch über Nacht blieben. So habe ich mir zunächst nichts dabei gedacht, als Gabriele bei uns einzog. Du hast mir auch nicht gesagt, was nun für dich anders war. Als ihr dann so verliebt wart und alles gemeinsam gemacht und mich nicht immer mitgenommen habt, merkte ich erst, was los war. Aber weil du nicht mit mir darüber geredet hast, schwieg ich auch.
Ich:
Du hast recht, ich habe damals große Probleme gehabt, mit dir darüber zu reden. Zum einen, weil es für mich selbst Neuland war, zum anderen, weil ich dachte, du wärst noch nicht alt genug, um das zu verstehen. Statt dessen tat ich so, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, daß ich nun lesbisch bin. Und mir schien, als hättest du das auch so hingenommen.
Ines:
Naja, so selbstverständlich war es doch nicht. In der Schule waren damals »du Schwuli« oder »du Homo« recht schlimme Schimpfwörter. Deshalb habe ich dort nicht rumerzählt, daß meine Mutter lesbisch ist. Nur die Freundinnen, die immer gern zu mir kamen, weil du uns viel Freiraum gelassen hast, haben es gemerkt, oder ich habe es ihnen gesagt. Natürlich haben sie das nicht bei sich zu Hause erzählt, aus Angst, daß sie mich sonst nicht mehr besuchen dürften.
Ich: Ich kann mich erinnern, daß du mal zu Gabriele »du Schwuli« gesagt hast, und da war sie doch sehr erschüttert. Besonders deshalb, weil sie und ich früher beide noch Schwierigkeiten hatten, uns offen als lesbisch zu bezeichnen. Das Wort war so negativ besetzt. Wir suchten sehr lange nach einem anderen Ausdruck, der das aussagte, was wir lebten und fühlten. Habt ihr in deinem Freundinnenkreis denn mal darüber geredet, was es bedeutet, lesbisch zu sein?
Ines:
Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Heute denke ich, daß wir, meine Freundinnen und ich, große Scheu hatten, darüber zu sprechen. Es ist für eine 12- bis 13jährige etwas Ungeheuerliches, eine lesbische Mutter zu haben. Einige meiner Freundinnen waren sehr unsicher, ob sie es nun gut oder schlecht finden sollten, sie hatten darüber keine eigene Meinung. Sie merkten nur, daß es für mich so in Ordnung war, und gewiß haben mich einige auch insgeheim beneidet, weil ich nicht so reglementiert wurde wie sie. Und dich mochten sie auch gern. Natürlich wußten sie oft nicht, wie sie mit dir umgehen sollten, denn so wie andere Mütter warst du ja nicht. Aber so warst du eigentlich noch nie, auch nicht, als wir mit meinem Vater zusammenlebten.
Ich:
Hat dich in der Schule oder in der Disco manchmal jemand auf deine lesbische Mutter angesprochen oder dich deswegen angemacht?
Ines:
Gelegentlich schon, aber ich habe in solchen Fällen immer gesagt: »Das Sexualleben deiner Eltern interessiert mich ja auch nicht!«, und dann waren sie still. Wenn mich jemand damit bös anmachen wollte, habe ich mich nicht drauf eingelassen. Doch das kam ohnehin ganz selten vor.
Ich:
Hast du eigentlich mit Gabriele oder wegen ihr Schwierigkeiten gehabt? Warst du eifersüchtig, weil ich viel mehr mit ihr unternommen habe als mit dir?
Ines:
Naja, erst mal habe ich gedacht, daß du eigentlich auch mit meinem Vater hättest zusammenbleiben können. Du hast dich genauso verhalten wie bei ihm. Hast alles für sie getan und sie bedient. So habe ich das jedenfalls in der ersten Zeit gesehen.
Und bald hatte ich auch keine Lust mehr, mit euch zusammen was zu unternehmen. Ich bin lieber meine eigenen Wege gegangen, hatte meinen eigenen Freundinnenkreis, von dem du nur am Rande etwas mitbekommen hast. Doch anscheinend hattest du deshalb ein schlechtes Gewissen und hast mich manchmal bedrängt, doch mitzugehen, zu irgendeiner Frauenveranstaltung. Ich aber fand das langweilig und wollte nicht mehr mit; ich dachte, ach, die mit ihrer Scheiß-Frauenbewegung! Zuweilen hatte ich das Gefühl, Gabriele könnte besser auf mich eingehen als du, wenn ich zum Beispiel Wünsche äußerte nach Fetzmusik oder modischer Kleidung - wie Teenager sie eben haben. Da fühlte ich mich öfter von ihr besser verstanden. Das lag sicher auch daran, daß sie altersmäßig genau zwischen uns stand und sich noch besser an ihre Teenagerzeit erinnerte. Manchmal habe ich auch versucht, euch gegeneinander auszuspielen, um meine Interessen durchzusetzen, so wie andere Kinder es mit ihren Eltern tun. Nur hat das selten funktioniert, sicher auch deswegen, weil du mir doch ganz wenig wirklich verboten hast.
Ich:
Als du mit fünfzehn deine ersten Erfahrungen mit Männern machtest und erst Gabriele und dann ich aus der gemeinsamen Wohnung auszogen, war das sehr schlimm für dich?
Ines:
Du hast mir damals erklärt, daß ihr es nicht ertragen könntet, wenn da ständig junge Burschen in die Wohnung kämen, du es mir aber auch nicht verbieten wolltest - abgesehen davon, daß ich es mir auch nicht hätte verbieten lassen. Du hast von deinen großen Schuldgefühlen gesprochen, die du hattest, weil du mich allein in der Wohnung zurückgelassen hast, und von deinen Ängsten, daß ich auf die schiefe Bahn geraten könnte. Aber du hast mir auch gesagt, daß du jederzeit für mich da wärst, wenn ich dich brauchte - und das warst du dann auch immer; du hast mich nie im Stich gelassen. Damals fand ich es toll, allein in einer 3-Zimmer-Wohnung zu leben. Und auch heute finde ich, daß du mit deinem Auszug das einzig richtige getan hast. Ich konnte meine Erfahrungen machen, ohne daß wir uns tagtäglich darüber streiten mußten. Du hast mir vertraut, und ich habe von dir gelernt, darauf zu achten, was mir wichtig ist und das zu unterlassen, was mir schaden könnte.
Ganz wichtig war dir, daß ich nicht beim Jugendamt auffällig wurde, das mich dann von Amts wegen in meiner Freiheit beschnitten hätte - ich war ja noch minderjährig -, und so habe ich mich entsprechend verhalten.
Ich:
Du weißt, wir haben in letzter Zeit öfter darüber gesprochen, daß ich es schön gefunden hätte, wenn du auch lesbisch geworden wärst. Aber so direkt habe ich es früher nie ausgesprochen. Weil ich dich, so wie du warst, mit deiner ganzen Selbständigkeit großartig fand. Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, ich sei unzufrieden mit dir. Hast du dich in dieser Hinsicht von mir unter Druck gesetzt gefühlt?
Ines:
Natürlich habe ich deine Erwartungen gespürt. Aber letztendlich habe ich mich doch ganz allein und frei entschieden, hetero zu leben. Es gab eine Zeit, da hätte ich mir von dir für meinen Freund mehr Anerkennung gewünscht. Du hast ihn immer ziemlich ignoriert, und er fühlte sich zurückgesetzt, was er dann mit mir ausgetragen hat. Und dann dachte ich, wäre das jetzt meine Geliebte, wäre es anders, du würdest mehr Anteil an uns nehmen. Aber ich habe das eigentlich nicht auf mich bezogen. Du hast mir ja immer gesagt, daß du mich gut findest, schön und klug. Seitdem ich erwachsen bin, pflegst du scherzhaft hinzuzufügen: auch, wenn du nicht lesbisch bist. Ich glaube schon, daß es wirklich schöner für dich wäre, eine lesbische Tochter zu haben, um die dich alle anderen lesbischen Mütter beneiden. Aber zum Glück habe ich mich schon früh von dir abgegrenzt, indem ich meinen eigenen Freundlnnen-und Bekanntenkreis aufgebaut habe, wo ich - auch als Emanze - anerkannt bin. Ich: Als Teenie warst du immer ganz stolz, wenn du mit deinen Freundinnen in den Frauenbuchladen kamst, in dem ich arbeitete. Ich glaube, du wolltest mich auch ein bißchen vorführen. Ines: Das ist richtig. Ich hatte gemerkt, daß meine Freundinnen immer ganz begeistert von dir und dem Frauenbuchladen waren. So etwas konnten sie nicht vorweisen. Bei denen gab es nur irgendwelche Väter, die abends müde von der Arbeit kamen und rummeckerten,   oder  überlastete   Mütter,   die   nicht   weniger nörgelten.
Ich:
Könntest du dir vorstellen, dich in eine Frau zu verlieben und eine Frauenbeziehung zu leben?
Ines:
Früher habe ich darüber eigentlich nie nachgedacht. Für mich waren Männer spannender. Aber da du mir Lesbenbeziehungen vorgelebt hast, weiß ich, daß es kein Unglück wäre, wenn ich mich in eine Frau verlieben würde. Ich habe von dir gelernt, daß ich die Männer nicht so ernst nehmen muß und auf sie nicht angewiesen bin. Das gibt mir ein großes Stück Selbstsicherheit ihnen gegenüber. Ich lasse mir von ihnen nicht vorschreiben, was ich zu tun oder zu lassen oder wie ich zu leben habe. Ich will nicht heiraten und auch keine Kinder haben. Viele meiner Freundinnen sind aus meinem Gesichtskreis entschwunden, weil sie geheiratet haben und jetzt Mutter sind. Die Freundinnen, die jetzt noch übrig sind, denken so ähnlich wie ich. Zuerst sind wir füreinander da, und dann erst kommen die Männer. Auch für die Zukunft kann ich mir nicht vorstellen, lesbisch zu leben - aber, wer weiß? Mir ist jedenfalls bewußt, daß ich die Möglichkeit hätte, wenn ich wollte. Natürlich weiß ich auch, daß dies einen ständigen Kampf mit der Gesellschaft um mich herum bedeuten würde und die Menschen zuweilen sehr abschätzig reagieren, wenn sie auf Lesben oder Schwule treffen. Ich glaube, da muß eine schon sehr viel Kraft und Selbstsicherheit aufbringen, wenn sie dabei auch noch glücklich sein will. Du hast dich da noch nie angepaßt und bist daran gewöhnt. Doch davon abgesehen: Ich liebe nun mal - noch - keine Frauen. Wenn ich die >Richtige< allerdings treffen würde, wäre es für mich sicher kein Problem, diese Liebe zu leben. Zumal ich es leichter habe als andere, weil du meine Mutter bist und ich in einem Frauenprojekt arbeite.

Autor(en)