Zweiundzwanzigstes Kapitel

Die Pentagon Papiere

Macht es! Wir drucken

Mit den Veränderungen in der Washington Post Company fielen weitere politische Veränderungen im Lande zusammen nicht zuletzt nach der Übernahme des Präsidentenamtes durch Richard Nixon im Jahre 1969. Schon lange hatte Nixon Probleme mit der Presse gehabt, speziell mit der Post. Er hatte bereits zweimal verärgert sein Abonnement der Zeitung gekündigt. Wenigstens zu Beginn seiner Amtszeit aber war der Umgangston zwischen dem Präsidenten und uns noch höflich-korrekt, wenn auch nicht gerade freundschaftlich. Ich hielt mich im wesentlichen mit meinem Urteil zurück. Als Nixon erst zwei Wochen im Amt war, schrieb ich Ken Galbraith: »Nixons Truppe ist mir immer noch ein Rätsel, weil niemand weiß, wofür er - oder sie - stehen. Offenbar für nichts, was sie vor der Wahl diskutiert haben. Aber das ist wohl ganz normal, oder?«
Im März rief mich Präsident Nixon an und machte den Vorschlag, ich solle Henry Kissinger zu einem Lunch in die Redaktion einladen, damit dieser uns den Standpunkt der Regierung zum Vietnamkrieg erläutern könne. Schon in der darauffolgenden Woche erschien Kissinger, und dieses Treffen bildete den Ausgangspunkt einer langen Beziehung zwischen ihm und unserer Zeitung, aber auch einer persönlichen Beziehung zu mir. Alle wichtigen Redakteure und Reporter der Post sowie einige Kollegen aus dem Washingtoner Büro von Newsweek waren zugegen. Wir alle nahmen mit Interesse zur Kenntnis, daß Nixon nicht seinen Außenminister Bill Rogers schickte, sondern Kissinger.
Denn Bill war nicht nur unser Justitiar gewesen, sondern auch ein persönlicher Freund von mir, und sein Abschied hatte für die Washington Post Company einen wichtigen Einschnitt bedeutet. »Wir haben einen Saustall übernommen«, sagte Henry, als er die Frage beantwortete, ob die neue Regierung nicht fast ebensosehr den Falken zuzurechnen sei wie die alte Johnson Administration. Er betonte, daß Johnson eine halbe Million Soldaten nach Vietnam geschickt habe, ohne ein politisches Gesamtkonzept zu besitzen. Ferner sprachen wir über Rüstungsbegrenzungen und die Ausbreitung von Atomwaffen. An Kissingers hoher Intelligenz konnte kein Zweifel bestehen, und beim Lunch an jenem Tag war er witzig und drückte sich gleichzeitig sehr klar aus. Ganz anders dagegen mein Verhältnis zu Nixon. 1969 wurde ich zweimal ins Weiße Haus eingeladen: zum Abschiedsessen für Chief Justice Earl Warren, der seinen Rücktritt vom Supreme Court eingereicht hatte, und zu einem Dinner für die Direktoren von Associated Press, bei dem auch die lokalen Verleger willkommen waren. Kaum zu glauben, aber im Juni seines ersten Amtsjahres erhielt ich von Nixon sogar einen Glückwunschbrief, in dem er mir zur Auszeichnung als einer von vier »Distinguished Women in Journalism« gratulierte. Dieser Brief war zweifellos von einem Mitarbeiter geschrieben worden. Es hieß darin: »Dies ist eine verdiente Würdigung Ihrer hervorragenden Karriere und Ihres positiven Beispiels. Nur wenige Frauen in unserem Land werden von ihresgleichen so hoch geschätzt wie Sie. Wir sind glücklich, uns zu Ihren Bewunderern zählen zu dürfen.« Die Bewunderung hielt allerdings nicht lange an. So problematisch Lyndon Johnsons Einstellung zur Presse im allgemeinen und zu mir im besonderen auch gewesen sein mochte, ich merkte jetzt ziemlich schnell, wie sehr LBJ mir fehlte. Denn die Stimmung zwischen der Nixon-Regierung und der Presse wurde rasch kriegerisch. Schon im Herbst 1969 begann eine ernsthafte Kampagne gegen die »elitäre Presse des Ostküstenestablishments«, und die Post wurde unverzüglich mitten ins Getümmel gezerrt. Mitte November hielt Nixon eine kämpferische Rede über Vietnam, in der er unterstellte, der größte Teil des amerikanischen Volkes unterstütze ihn und sein Tun. Allein die Presse kritisiere an ihm herum. Als Antwort auf Nixons Rede kam es zur größten Antikriegsdemonstration, die je in Washington stattfand. Doch Nixon erwiderte auf die Frage, wie er das bewerte, lediglich, er habe sich ein Footballspiel angesehen eine Reaktion, die in der Post mit der Haltung der französischen Königin Marie-Antoinette unmittelbar vor der Französischen Revolution verglichen wurde: »Gebt ihnen Kuchen zu essen!« In der darauffolgenden Woche nahm Vizepräsident Agnew die Post gezielt ins Visier: In einer Rede sagte er, wir seien ein gutes »Beispiel für den Trend zum Meinungsmonopol«. Er betonte, damit rede er nicht einer Zerschlagung der Washington Post Company das Wort, sondern wolle »die Öffentlichkeit nur darauf hinweisen, daß diese vier mächtigen Stimmen« - er nannte unseren Radionachrichtensender, die Post, Newsweek und unsere Fernsehsender »alle auf ein und denselben Meister hören«. Als ich Agnews Vorwurf, alle Bereiche der Washington Post Company würden mit einer einzigen Stimme - nämlich meiner - sprechen, erstmals hörte, war ich über einen solchen Mangel an Verständnis regelrecht fassungslos.
Instinktiv verteidigte ich in jenen Jahren die Washington Post Company und alles, was wir taten, sagten oder veröffentlichten. Weil ich fest an unsere Mission glaubte, fiel mir das auch nicht schwer. Meine Antwort auf Agnews Tiraden bestand darin, beharrlich zu betonen, daß die verschiedenen Teile unseres Unternehmens redaktionell absolut nicht gleichgeschaltet seien. Im Gegenteil, jeder Zweig arbeite eigenständig, und alle lieferten sich einen lebhaften Konkurrenzkampf. Bei vielen Themen gebe es, wie jeder sehen könne, ausdrückliche Meinungsverschiedenheiten. Außerdem wies ich immer wieder darauf hin, daß Washington Post und WTOP nach sämtlichen objektiven Maßstäben in einer Stadt operierten, die landesweit mit die schärfste Konkurrenzsituation im Zeitungs- und Medienbereich aufweise. In dem emotionalisierten Klima dieser Zeit waren Agnews Worte jedoch auf fruchtbaren Boden gefallen. Nicht nur Vietnam und die Bürgerrechtsproblematik zerrissen das Land und beschäftigten uns vorrangig; es fand auch eine Art sozialer Revolution statt. Zweifellos bereitete Agnew uns allen Kopfschmerzen - vielleicht mehr, als gerechtfertigt gewesen wäre, weil er auf heiklen Gebieten populistische Töne anschlug. Und als er damit auch noch auf positive Resonanz stieß, hörte er mit seinen Tiraden überhaupt nicht wieder auf. Ständig schürte er das Feuer weiter - angestachelt von Nixon selbst, wie uns immer deutlicher wurde. Ende November fragte Phil Geyelin den Pressesprecher des Weißen Hauses, Herb Klein, bei einem Dinner, ob wir es mit einer abgestimmten Kampagne des Weißen Hauses zu tun hätten, was dieser verneinte. Außerdem sprach Phil ihn darauf an, ob wir nun um unsere Sendelizenzen für Radio und Fernsehen bangen müßten. Nein, erwiderte Klein, Agnews Reden seien geradezu eine Garantie für die Erneuerung der Lizenzen, denn die Öffentlichkeit werde ja jetzt sehr genau auf solche Vorgänge achten. All dies ereignete sich wohlgemerkt noch vor dem Watergate-Skandal.
Aber es bescherte uns schon eine Vorahnung auf Kommendes.
Am 17. Dezember war Agnew bei Mel Elfin, dem Chef des Washingtoner Büros von Newsweek, zum Dinner eingeladen, gemeinsam mit anderen Journalisten des Blattes aus Washington und New York. Auch ich war natürlich dabei. Im wesentlichen konzentrierte sich die Diskussion an diesem Abend auf die Frage, warum Agnew sich so auf die Presse eingeschossen habe - und umgekehrt. In einem Memo, das Mel mit einem Kollegen anschließend für mich verfaßte, heißt es unter anderem: »Was wir alle erlebt haben, war reinster Agnew ... Der Mann klingt oder handelt fast immer gleich, ob in einer halb privaten, gesellschaftlichen Situation wie hier oder in der Öffentlichkeit ... Und heute haben wir eine ungewöhnlich starke Dosis Agnew abbekommen.«
Agnew wurde an jenem Abend argumentativ in die Enge getrieben und gestand zu, daß er die Strukturen der Washington Post Company vielleicht doch nicht genau genug gekannt habe, als er seine berühmte Äußerung tat. Aber das war auch das einzige Zugeständnis. Ansonsten schien der Vizepräsident innerlich den ganzen Abend über auf einen »großen Abgang« hinzuarbeiten. Darüber ist in dem bereits erwähnten Memo zu lesen:

  • »Ich möchte Ihnen reinen Wein einschenken, wie ich die Dinge sehe«, sagte der VP ganz unverblümt. »Wer mich mit Caligulas Pferd vergleicht, handelt intellektuell unehrenhaft.« Sprach's und marschierte strahlend wie jemand, der zielsicher getroffen hat, aus dem Raum und in die Nacht hinaus.

Trotz dieser beunruhigenden Spannungen gab es immer noch zahlreiche Kontakte zwischen der Regierung und Leuten aus allen Bereichen der Washington Post Company. Ich bemühte mich, die Kommunikationskanäle offenzuhalten, und im ersten Jahr der Nixon Administration blieb das Verhältnis zwischen beiden Seiten größtenteils höflich und professionell. Mehrere Regierungsmitglieder waren zum Lunch in der Redaktion eingeladen, darunter auch Justizminister John Mitchell. Kurz nach diesem Zusammentreffen gab es jedoch zwischen ihm und der Post eine kleine Kontroverse, weil Ken Clawson, ein Reporter, der später auf die Regierungsseite überwechselte, Mitchell in einem Artikel falsch zitiert hatte. An der gleichen Stelle, an der die Fehlinformation gestanden hatte, nämlich auf der Titelseite, erschien dann eine Richtigstellung, und der Justizminister schrieb mir freudig überrascht einen Brief, in dem es hieß: »Jetzt können Sie verstehen, warum ich sage, daß die Post die beste Zeitung im ganzen Land ist.« Ich hätte diesen Brief einrahmen und in meinem Büro aufhängen sollen. Auch mit John Ehrlichman hatte ich beruflich zu tun; wir trafen uns sogar gelegentlich bei gesellschaftlichen Anlässen. Als Vorsitzende eines Komitees, das sich zum Ziel gesetzt hatte, die Verbrechensrate im District of Columbia zu senken, war ich Ehrlichman zum ersten Mal begegnet und hatte ihn um finanzielle Unterstützung für eine Verstärkung der Polizeikräfte gebeten. Damals erlebte ich ihn als hilfsbereit und lustig. Irgendwann 1971 hatten wir in einer täglichen Spalte der Post, »Activities in Congress«, infolge eines Druckfehlers Ehrlichman als »White Mouse aide« (Berater der Weißen Maus) bezeichnet. Er schickte mir den betreffenden Zeitungsausschnitt mit einer kurzen Notiz: »Schon eine ganze Weile habe ich den Verdacht, daß die Post den Präsidenten wirklich für eine Ratte hält. Jetzt wird sogar deutlich, daß Sie Ihre Verunglimpfungen auch auf die anderen von uns ausgedehnt haben - Schande über Schande! Vielleicht ist ja irgendwo in Disneyland Platz für mich, wenn all dies schon längst Vergangenheit ist.« Meine Antwort fiel genauso launig aus: Ob ihm schon aufgefallen sei, schrieb ich, daß wir ihn nicht nur zum Mäuseberater gemacht hätten, »sondern - mit dem Beigeschmack rassistischer Vorurteile - zum Berater einer weißen Maus«. Ich fragte ihn, ob er nun vorhabe, »eine gründliche Untersuchung über die Fairneß der Berichterstattung in die Wege zu leiten«. Im Lauf der Zeit traf ich mich immer häufiger mit Henry Kissinger. Er war immer noch ledig und lud mich gelegentlich auch zu gemeinsamen unterhaltsamen Abenden ein. Als er dann wesentlich später Nancy Maginnes heiratete, befürchtete ich, er würde vielleicht ganz aus meinem Leben verschwinden; ich kannte Nancy nicht und wußte nicht, wie wir miteinander auskommen würden. Allmählich wurden wir drei jedoch enge Freunde und sind es bis heute geblieben. Ich wurde oft gefragt, wie ich mit Freunden wie Henry zurechtkäme, wenn es um die Zeitung gehe. Das lief mit unterschiedlichen Freunden immer ganz anders, doch mit Sicherheit bekam Henry politisch in der Berichterstattung von Post oder Newsweek nichts geschenkt, nur weil er mit mir befreundet war - eher wurde die Lage dadurch für ihn noch schwieriger. Nixon selbst blieb mir ein Rätsel. Anfang 1970 hatte ich Lyndon Johnson geschrieben: »Ich denke oft an Dich. Ich muß schon sagen, daß Washington ohne Dich ein ganz anderer Ort ist. Das hier ist die seltsamste Truppe, an die ich mich überhaupt erinnern kann! « Seit Lyndon und Lady Bird Washington im Januar 1969 verlassen hatten, war unser Kontakt sporadisch geblieben, aber die Barrieren, die im Lauf der Jahre zwischen uns entstanden waren, schienen jetzt zu verschwinden, und er schrieb mir zurück, wie froh er sei, von mir zu hören. Als er mir um die Osterzeit herum einen großen Blumenstrauß schickte, spürte ich, daß das Eis endgültig gebrochen war. Ich rief ihn sofort an und fragte, ob er vielleicht irgendwann in nächster Zeit nach Washington kommen wolle, und wenn ja, ob ich etwas für ihn tun könne - zum Beispiel eine Einladung zum Essen in meinem Haus oder auch zu einem Lunch in der Redaktion der Post. Schon bald kam die Antwort, er sei an beidem interessiert, und wir legten die Termine fest.
Im April 1970 waren die Johnsons meine Gäste in der R Street, zusammen mit meiner Familie und einigen der ältesten Freunde des Ex-Präsidentenpaares. Lyndon Johnson war in Hochform und beherrschte den Abend. Mit Lally und Don sprach er ausführlich über ihren Vater. Er hatte Briefe und Memos mitgebracht, die Phil ihm geschrieben hatte, und zitierte daraus. Doch dieser Auftritt verblaßte gegenüber dem Lunch, der am folgenden Tag in Gegenwart der führenden Leute von Post und Newsweek in der Redaktion der Post stattfand und länger als vier Stunden dauerte. Zwei Post-Reporter, Dick Harwood und Haynes Johnson, haben das Ereignis später bewegend und bis ins Detail in ihrem Buch Lyndon geschildert. Nur einen Monat vor diesem Besuch in Washington hatte Johnson einen Herzinfarkt erlitten - es sollten noch mehrere folgen. Sein Haar war fast schlohweiß geworden. Er sah nicht gesund aus, aber jedes Krankheitszeichen schien zu weichen, als er anfing, über die Probleme seiner Präsidentschaft zu sprechen. Besonders als das Gespräch auf Vietnam kam, wurde er immer lebhafter und bestimmender. Weil er an seinen Memoiren arbeitete, lag ihm besonders sein Platz in der Geschichte am Herzen. Wie er und seine Administration im Urteil anderer dastanden, beschäftigte ihn sehr, und darum hatte er eigens für diesen Lunch Tom Johnson, seinen damaligen Assistenten - der heute Präsident von CNN ist - gebeten, eine Reihe besonders sensibler Akten zusammenzustellen, damit er, LBJ, sie mit uns gemeinsam durchgehen und besprechen könne. Auf diese Weise könnten seine Entscheidungsprozesse im rechten Licht erscheinen. (Tom erinnerte sich später, daß dieses Gespräch seines Wissens einzigartig gewesen sei; weder im Weißen Haus noch in LBJs gesamter Zeit als Präsident oder Ex-Präsident habe es Vergleichbares gegeben.) Während er sehr detailliert über die Hintergründe seines Handelns sprach, streckte Lyndon Johnson dauernd die Hand nach seinem hinter ihm sitzenden Assistenten aus, der immer genau wußte, welche Dokumente LBJ jetzt haben wollte, und sie ihm reichte. Das Ganze erinnerte an das wortlose Einverständnis zwischen Staffelläufern beim Stabwechsel.

Meg, die irgendwo zwischen Lyndon und Tom saß, mußte sich ständig ducken, um Lyndons Hand nicht in die Quere zu kommen. Von dem Augenblick an, als Johnson am Tisch Platz genommen hatte, beherrschte er das Gespräch - bis Lady Bird einige Stunden später bei der Post anrief, um ihn an die Einhaltung der ärztlich verordneten Ruhepausen zu erinnern. Zu diesem Zeitpunkt war LBJ schon ernster und philosophischer geworden. Mit Stolz zählte er seine innenpolitischen Leistungen auf und sprach von den drei Männern, die auf sein Leben den größten Einfluß gehabt hätten: sein Vater, Franklin Roosevelt, der wie ein Vater zu ihm gewesen sei, und Phil Graham dabei ließ er allerdings Sam Rayburn aus, der unbedingt in diese Aufzählung gehört hätte. »Phil beschimpfte mich oft und hielt mir in sarkastischem Ton vor, was alles mit mir nicht in Ordnung sei«, erinnerte sich Lyndon, »und immer, wenn ich dann drauf und dran war, ihm eine reinzuhauen, lachte er auf seine ganz eigene Art, um mich wissen zu lassen, daß er mich mochte. Und er hat einen besseren Menschen aus mir gemacht.« Als er schließlich aufstand, um zu gehen, und auch wir anderen schon alle standen, erzählte er noch eine letzte Geschichte - ein Lob der Freundschaft. Die Story handelte von Sam Rayburn, als dieser in jungen Jahren noch ganz am Anfang seiner politischen Karriere stand. Sam suchte ein Nachtquartier in einer texanischen Kleinstadt. Alle hatten bereits bedauernd abgewinkt, insbesondere alle wichtigen Leute: die Bankiers, der Zeitungsredakteur, der Richter. Nur ein alter Schmied nahm ihn bereitwillig für die Nacht auf. Als Rayburn viel später - inzwischen war er zu Macht und Ansehen gelangt - in die kleine Stadt zurückkehrte, rissen sich die Honoratioren natürlich um ihn. Doch Sam lehnte ab und ging wieder zu dem alten Schmied. Die beiden blieben bis zum frühen Morgen auf und redeten. Als Rayburn schließlich sagte, nun müsse er aber wirklich ins Bett und schlafen, erwiderte der Schmied: »Mr. Sam, ich würde am liebsten die ganze Nacht mit Ihnen reden. « Und das, so Lyndon Johnsons Pointe, sei genau das Gefühl, das er selbst jetzt bei seinen alten Freunden von der Post habe. Alle im Raum - bei weitem nicht nur Johnson-Fans - klatschten spontan Beifall, und das war etwas, das ich nie zuvor und auch seither niemals wieder erlebt habe. Es war ein sehr bewegender Abschied.
Mein Leben in der Öffentlichkeit nahm mich immer stärker in Anspruch, aber auch mein Privatleben verlief nicht gerade in gemächlichen Bahnen. Gleichwohl gab es in diesen Jahren auch viele kleine und große, schöne Erlebnisse und ruhigere Zeiten, an die ich mich gern erinnere. An familiären Problemen kam einiges zusammen.
Der Alterungsprozeß bei meiner Mutter schritt Mitte der sechziger Jahre rapide voran, und es ging ihr körperlich zunehmend schlechter. Zu viele Jahre mit zuviel Essen und Alkohol bei gleichzeitigem Bewegungsmangel hatten dazu geführt, daß sie unter Übergewicht und Arthritis litt. Als ein Psychiater sie schließlich überreden konnte, weniger zu trinken, war es für sie schon zu spät, um ihre Beweglichkeit zurückzugewinnen, wenn auch noch nicht zu spät, um wieder ihren Interessen nachzugehen und ihre persönlichen Vorhaben zu verfolgen. Sie war wieder voll da, brachte ihre Autorität zur Geltung, übte Kritik und ließ keinen Streit aus - in gewisser Weise ein echtes Comeback. In ihren letzten Jahren war sie geistig gut in Form und schöpfte ihr Leben bis zur Neige aus. 1970 war ich am Labor-Day-Wochenende nach Mount Kisco gefahren, um sie zu besuchen. Am Morgen des 1. September weckte mich ihr Dienstmädchen, um mir zu sagen, daß sie sich Sorgen mache. Meine Mutter habe noch nicht nach ihrem Frühstück verlangt. Ich sah ihr an, daß irgend etwas nicht stimmte, sprang sogleich aus dem Bett und rannte in Mutters Zimmer. Dort fand ich sie in ihrem Bett, gespenstisch unbelebt und kalt. Ich hatte zwar schon eine ganze Weile mit ihrem Ableben gerechnet, doch als ihr Tod nun Realität geworden war, war ich zutiefst schockiert. Ich hatte plötzlich keine Mutter mehr, die ich lieben oder hassen und der ich nacheifern oder mich widersetzen konnte. Es ist mir immer ein Rätsel geblieben, warum ich bei anderen Gelegenheiten hemmungslos weinen konnte, nicht jedoch bei Todesfällen. Es kommt mir beinahe unmenschlich vor, als Reaktion auf oberflächliche Bücher oder Filme oder auch aus Bestürzung oder Wut Tränen vergießen zu können, aber gerade dann nicht, wenn man im Innersten erschüttert ist, wie ich es beim Tod meiner Mutter mit Sicherheit war - oder bei Phils Tod, beim Tod meines Vaters, meiner Schwester und später meines Bruders, und seither auch beim Tod allzu vieler enger Freunde.
Ich glaube, meine Reaktion auf den Tod meiner Mutter ist teilweise dadurch zu erklären, daß ich einfach nicht glauben konnte, daß sie von uns gegangen war. Sie hatte ein langes und außergewöhnliches Leben geführt und auf vielen Gebieten bleibende Spuren hinterlassen - mit Sicherheit auch bei ihren Kindern und Enkeln, selbst bei den beiden ältesten Urenkelinnen. Je älter ich selbst werde, desto mehr bewundere ich meine Mutter und bin von ihr tief beeindruckt. Mein Bruder, dessen Ehe nach vielen Jahren schließlich in die Brüche gegangen war, machte mir in diesen Jahren ebenfalls Sorgen. Ständig schien er krank zu sein. Er unterzog sich zahllosen Rücken- und Nackenoperationen und hatte begonnen, fortlaufend Betäubungsmittel zu nehmen. Auch verfiel er zunehmend dem Alkohol und war schrecklich einsam. Doch er rappelte sich später wieder auf und führte noch viele Jahre ein gutes Leben. Ein weiteres Sorgenkind war mein Sohn Steve. Seit sein vier Jahre älterer Bruder Bill aufs College ging, fühlte er sich zu Hause einsam. Steve war ein geradezu typisches Mitglied seiner Generation: Seine Klasse in der St. Albans School war als erste wirklich nachhaltig der Versuchung von Drogen ausgesetzt, und nur wenige von uns Eltern wußten, wie wir mit der sozialen Revolution, die sich daheim im Verhalten unserer Kinder äußerte, zurechtkommen sollten. Leider war unser Haus das größte und am wenigsten überwachte und wurde daher zu dem Ort, an dem sich Steve und seine Freunde versammelten. Sein Zimmer wurde zur Rauschgifthöhle. Wenn ich nach Hause kam, hatten sie oft alle Fenster aufgerissen, um die verräterischen Rauchschwaden zu vertreiben. Inständig bat ich Steve, damit aufzuhören, und ich drohte ihm an, wenn ich ihn und seine Freunde einmal auf frischer Tat erwischte, würde sich die ganze Runde auf der Titelseite der Post wiederfinden. Doch all das bewirkte fast nichts.

Ich führte ein äußerst reges gesellschaftliches Leben. Teilweise hatte das mit den neuen Freunden zu tun, die ich in der Zeitungsbranche gewann, teilweise auch damit, daß ich in zwei Städten gleichzeitig lebte: in Washington und New York. Viele Kontakte hatten mit meiner Arbeit zu tun, aber vieles tat ich auch aus reinem Vergnügen. Immer noch hegte ich letzte Selbstzweifel und eine gewisse Ungläubigkeit, wenn mich Leute, die ich für unnahbar und glamourös hielt, als eine der Ihren betrachteten und behandelten. Ich war nicht unbedingt hinter berühmten und reichen Leuten her, doch mein Sohn Bill sagte mir später, er könne sich noch erinnern, daß er gelegentlich gedacht habe, in unserem Haus würden zu viele berühmte Leute ein und aus gehen. Wahrscheinlich lag ich mit meinem Lebensstil irgendwo in der Mitte zwischen meinem Elternhaus und der Art und Weise, wie meine Kinder heute leben.
Zu meinen guten Freunden gehörte damals auch Rudolf Serkin. Jeden Sommer fuhr ich ein Wochenende zum Marlboro-Musikfestival nach Vermont. Meine Eltern hatten dem großen Pianisten bei der Gründung dieses Festivals und der damit verbundenen Musikakademie geholfen. Ich erinnere mich noch genau, wie ich Pablo Casals beim Dirigieren einer Symphonie von Robert Schumann zusah - auf jenem Gebiet das Aufregendste, was ich je erlebt habe. Wir gingen auch zu den Proben, die immer das weitaus Interessanteste bei meinen Marlboro-Besuchen waren. Die Hauptsache aber war, daß Rudi und ich - obwohl wir an diesen Sommerwochenenden nie übermäßig viel Zeit füreinander hatten, eine echte Freundschaft aufbauten, die sich im Lauf der Jahre immer mehr vertiefte. Ich liebte die Geschichten, die er aus seiner Jugend erzählte, wie er in Berlin im Haushalt des bedeutenden Geigers Adolf Busch, seines musikalischen Ziehvaters, aufwuchs und sich in Adolfs Tochter Irena verliebte, als er fünfzehn war - und sie erst vier! Unser gemeinsames Sommerwochenende war für Rudi immer viel zu kurz. Ständig beklagte er den Mangel an Musik in meinem Leben, traurig schüttelte er den Kopf darüber, daß ich nur so wenige Konzerte besuchte und so selten Schallplatten hörte. Er sagte: »Wie kannst du nur ohne Musik leben?« Doch ich hatte das Gefühl, diesen Mangel dadurch wettzumachen, daß ich mich in Marlboro ganz intensiv in die Musik vertiefte.
Auch Jean Monnet traf ich in jenen Jahren gelegentlich. Er war mein Freund geblieben, seit Phil und ich ihn in den frühen vierziger Jahren kennengelernt hatten. Meine Anspannung, wenn ich mit ihm zusammen war, löste sich, solange er lebte, nie. Er war ein energiegeladener, interessanter Mann. Auch seine männliche Ausstrahlung kann ich bestätigen. Besonders mochte ich, wie er die englische Sprache benutzte, und seine intelligenten und kenntnisreichen Kommentare zur politischen Szene Amerikas. Nach einem Lunch mit Bobby Kennedy sagte er einmal zu mir: »Der Präsident hatte Autorität - doch Bobby ist wirklich stark.«
Im Frühjahr 1971 kam Fritz Beebe zu mir, weil eine kritische Entscheidung anstand. Er glaubte, unsere Situation mache es erforderlich, als Aktiengesellschaft an die Börse zu gehen. Andere, größere Firmen der Branche etwa Times Mirror und Knight-Ridder - hatten diesen Schritt bereits getan. Andernfalls, fürchtete Fritz, müßten wir eines unserer »Filetstücke« verkaufen, etwa unsere Fernsehstation in Jacksonville. Laut Fritz waren wir in Liquiditätsnöten.
Phil war mit Anteilsoptionen als Geschenken recht großzügig umgegangen, und weil wir eine private Gesellschaft waren, bestand die Verpflichtung, diese Anteilsoptionen zu Kursen zurückzukaufen, die von der Investmentbank Price Waterhouse jeweils als fairer Wert ermittelt wurden. Inzwischen lag jedoch der Kurs unserer Anteile weit höher als jemals erwartet, und wir mußten viel Bargeld auszahlen, wenn Mitarbeiter beim Ausscheiden oder bei der Pensionierung ihre Optionen einlösten. Ich wünschte mir, ich hätte von der ganzen Sache mehr verstanden. Ich hatte zwar einiges über redaktionelle Dinge und Management gelernt; vom Geschäftlichen aber verstand ich immer noch sehr wenig und verließ mich einfach auf Fritz' Einschätzung, es gebe nur die eine Alternative: Gang an die Börse oder Verkauf von WJXT. Ich war mir nicht sicher, was der Gang in die Öffentlichkeit für die Firma wirklich bedeutete, aber soviel war mir klar: Wir mußten nun Verpflichtungen und eine Disziplin akzeptieren, die für Privatfirmen nicht bindend waren. Ferner wußte ich, daß wir unseren Aktionären ungeschminkte Informationen schuldeten. Aber ich war auch der Ansicht, daß es uns nicht schaden könne, wenn wir unsere Unternehmen disziplinierter und profitabler führten. Also beschloß ich: Wir gehen an die Börse. Meine Instinkt sagte mir, wir sollten vorausschauen und nicht zurück. Was ich nicht verstand - denn damals war das Zeitalter der Firmenübernahmen noch nicht angebrochen -, war, daß wir mit dem Börsengang auch das Risiko eingingen, von einer der größeren Gesellschaften übernommen zu werden, die ihre Fühler bereits ausgestreckt hatten, uns jedoch eher freundschaftlich umwarben. Zum Glück verstanden es wenigstens Fritz und sein Partner von der Anwaltskanzlei Cravath. Und sie gestalteten den Schritt in die Öffentlichkeit so, daß es zwei Arten von Aktien gab: mit Stimmrecht versehene A-Aktien, ungefähr eine Million Anteile, die sich ausschließlich im Besitz der engeren Familie Graham befanden, und etwa zehn Millionen B-Anteile im Besitz anderer Kapitalgeber, meines Bruders und eines Mitarbeiterfonds (als Beteiligung am Gewinn). Ich kontrollierte die Mehrheit der A-Anteile, der Rest gehörte meinen vier Kindern. Somit wußten alle Leute, die B-Anteile erwarben, daß die Kontrolle des Unternehmens in der Familie blieb. Warren Buffett, dessen Firma Berkshire Hathaway 1973 rund zehn Prozent der B-Anteile der Washington Post Company kaufte, sagte mir später, er sei nicht der Ansicht gewesen, daß wir unbedingt an die Börse hätten gehen müssen. Aber natürlich sei er persönlich froh darüber gewesen. Und ich muß gestehen, daß auch ich froh darüber bin, obwohl ich manche der Verantwortlichkeiten, die eine Notierung an der Börse mit sich bringt, immer noch nicht mag. Daß Warren auf diese Weise die Bühne betreten konnte, war nur eines der positiven Ergebnisse unseres Börsengangs. Wir mußten jetzt auch angemessene Disziplin bei der Erwirtschaftung von Gewinnmargen walten lassen, obwohl mir die Überbetonung der Börsenkurse als Wertmaßstab manchmal auch Sorgen macht.
Meinen Kindern, die nicht für die Zeitung tätig waren, verschaffte der Börsengang ein gewisses Maß an Flexibilität in ihren eigenen Finanzangelegenheiten. Als Termin für die Einführung der Aktien an der Börse wurde der 15. Juni 1971 festgesetzt. In einer Zeremonie auf dem Börsenparkett des American Stock Exchange kaufte ich die erste Aktie für 24,75 Dollar, und der Emissionskurs belief sich dann auf 26 Dollar. Dieser wichtige Schritt im Leben der Washington Post Company fiel in eine Zeit, die von einer Verschärfung der Spannungen zur Nixon-Administration geprägt war. Und in jenem Juni sollte eine der dramatischsten Phasen in meinem ganzen Leben beginnen, wofür allerdings nicht der Börsengang verantwortlich war.
Im Mai 1971 hatte sich die Post mit dem Weißen Haus in eines jener Scharmützel verstrickt, in deren Verlauf aus Lappalien hysterisch-schrille Ereignisse werden. Tricia Nixon sollte im Juni im Weißen Haus Edward Fox heiraten, und wir hatten Judith Martin beauftragt, über diese Hochzeit und die Ereignisse im Vorfeld zu berichten. Doch schon fast einen Monat vor der Hochzeit boykottierte das Weiße Haus unsere Reporterin, weil diese sich angeblich ein paar Jahre zuvor im Zuge der Berichterstattung über Julie Nixons Hochzeit beim Empfang im New Yorker Plaza Hotel regelwidrig Zutritt zu einer geschlossenen Gesellschaft verschafft hatte. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte: »Die Präsidentenfamilie fühlt sich, offen gesagt, in Gegenwart von Judith Martin nicht wohl.« Ich konnte zwar meine Beziehungen zu einigen Leuten im Weißen Haus einigermaßen aufrechterhalten, hatte dies aber bei H. R. Haldeman niemals versucht. Bei seinem Anblick stockte mir das Blut in den Adern, und ich war mir sicher, daß dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Nur ein einziges Mal waren wir uns informell begegnet: als ich eines Abends beim Dinner in Joe Alsops Haus neben ihm saß. Damals hatte ich ihm gesagt, er könne mich jederzeit anrufen, wenn er Probleme habe, über die er reden wolle. Von diesem Angebot machte er allerdings nur ein einziges Mal Gebrauch, nämlich als es um Tricia Nixons Hochzeit ging. Haldeman rief mich am 13. Mai an. Und weil damals, wie inzwischen überall bekannt ist, im Weißen Haus fast jedes Wort auf Tonband aufgenommen wurde, gibt es auch von diesem Telefonat ein ausführliches Transkript, das schließlich in der Nixon Library auftauchte. Das Ende unseres Gespräches, für dessen Verlauf von Haldemans Seite ein detaillierter ebenfalls erhaltener - Spickzettel vorbereitet worden war, lautet im Transkript:

  • KG: Ich frage mich, ob es nicht irgendeinen Weg gibt, die Sache herunterzukochen ... Aber gut, wenn Sie sich etwas Lächerlicheres vorstellen können. Ich bin nicht einmal sicher, daß Larry Stern gewußt hat, als er sie beauftragt hat - wissen Sie, er war ja noch gar nicht hier, als dieser erste Vorfall - ich glaube nicht, daß er überhaupt daran gedacht hat ... Mir widerstrebt es nur, die Sache noch weiter aufzubauschen ... Wissen Sie, es geht doch um gar nichts für Sie wirklich Wichtiges, auch für uns nicht, oder? H: Nein, wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich nicht. KG: Ich meine (lacht), es ist doch wirklich nicht so wichtig ... Ich denke jetzt nur wirklich laut darüber nach, ob es nicht doch irgendeinen Weg gibt, wie wir ... meistens gibt es doch irgendeinen Weg, wie beide Seiten wieder aus der Falle rauskommen. Wenn wir nur ein wenig darüber nachdenken - es sei denn, Sie wollen die Sache einfach so stehenlassen .. » Ich fürchte nur, es wird die lächerliche (sic) ... H: Nun ja. KG: Also, die Sache ist nur die, daß sie eine große Sache daraus gemacht haben, und ich glaube nicht, daß sie da noch wieder zurückkönnen ... Ich werde versuchen, unsere Leute etwas zu beruhigen - das ist das Beste, was ich versuchen kann, und ich komme vielleicht wieder auf Sie zu und haue auf den Tisch, aber es ist mir, ehrlich gesagt, egal ...

All dies gedruckt zu sehen, beunruhigt mich, und ich bin sicher, daß ich die Sache zu einem späteren Zeitpunkt anders angegangen wäre. Doch damals war ich in einer peinlichen Situation. Ich machte mir wirklich ernsthafte Sorgen wegen einiger Partyberichte in »Style«, in denen die Leute geradezu mit dem Stilett aufgespießt wurden. Und weil ich wußte, wie scharf Judiths Feder sein konnte, hatte ich mich privat tatsächlich schon gefragt, warum wir auch hier noch eine Front eröffnen mußten, nachdem wir doch schon wegen zahlreicher wesentlich wichtigerer Themen mit dem Weißen Haus im Streit lagen. Meiner Meinung nach war Judy eine fähige, ja sogar brillante Reporterin, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es gern gesehen hätte, wenn sie über die Hochzeit meiner eigenen Tochter hätte berichten sollen. Sie hatte beispielsweise Tricia Nixon schon einmal mit einer Vanilleeistüte verglichen. Die Verteidigung unserer Leute war mir bei den meisten Anlässen eine pure Selbstverständlichkeit, doch wenn ich an der Richtigkeit unserer Position selbst Zweifel hatte, war die Sache schon nicht mehr so eindeutig. Schließlich wurden für die Hochzeitsfeierlichkeiten am Samstag, den 12. Juni, keine Berichterstatter der Post zugelassen. Und doch hatte unsere Zeitung letztlich sogar das beste Material in ganz Washington zur Verfügung, weil die Reporter aller anderen Blätter Judy als Zeichen ihres Protestes - die eigenen Aufzeichnungen überließen. Die Story erschien ohne Autorenangabe am folgenden Tag auf der Titelseite der Post.
Wesentlich wichtiger war allerdings ein Artikel, der am selben Tag (Sonntag, den 13. Juni) über eine geheime Studie zum Vietnamkrieg erschien, welche die New York Times aufgespürt hatte und nun zu veröffentlichen begann. Ausgerechnet bei einer anderen Hochzeitsfeier erfuhr ich erstmals von den sogenannten Pentagon-Papieren. Don, Mary und ich waren über das Wochenende nach Glen Welby gefahren, um an der auf dem Lande gefeierten Hochzeit von Jimmy Reston teilzunehmen, dem mittleren Sohn von Scotty und Sally Reston. Trauung und Feier am Samstag verliefen locker und entspannt, und als wir uns mit Scotty unterhielten, erzählte er Don und mir, in der New York Times werde am folgenden Tag der Abdruck einer Artikelserie über eine streng geheime Darstellung des Entscheidungsprozesses beginnen, der uns nach Vietnam gebracht und durch den Krieg begleitet habe.
Der offizielle Titel dieser »Pentagon Papers« lautete »History of the United States Decision-Making Process on Vietnam Policy« (Geschichte des Entscheidungsprozesses der Vereinigten Staaten zur Vietnam Politik). Ohne daß Präsident Johnson davon wußte, war dieser Bericht irgendwann Mitte 1967 von Verteidigungsminister Robert McNamara in Auftrag gegeben worden, einige Monate bevor er sein Amt aufgab und das Verteidigungsministerium verließ. Später sagte McNamara, er habe diese Studie angefangen, »um den Gelehrten Rohmaterial bereitzustellen, aufgrund dessen sie die Ereignisse der Zeit näher untersuchen könnten«. Don und ich waren uns anfangs nicht im klaren, über welches Material die NY Times da verfügte, aber wir wußten, daß es auf jeden Fall bedeutsam war und daß die dortigen Redakteure und Reporter schon eine ganze Weile daran arbeiteten. Für uns besonders wichtig: Was immer die NY Times hatte, sie besaß es exklusiv. Nachdem wir von der Hochzeitsfeier nach Glen Welby zurückgekehrt waren, rief ich sofort in der Redaktion der Post an. Dort begann man umgehend herumzutelefonieren - ohne konkreten Erfolg. Gerüchteweise hatte Ben zwar schon im Frühjahr 1971 gehört, daß die Times eine Art »Knüller« vorbereite, aber es war ihm nicht gelungen, irgend etwas herauszubekommen, bevor er es dann selbst in der Zeitung lesen konnte. Am Sonntagmorgen ließ ich mir zehn Exemplare der New York Times aus Warrenton nach Glen Welby kommen, denn die Zahl der Gäste an jenem Wochenende war nicht gering. Die meisten von uns verbrachten dann große Teile des Tages mit der Lektüre der sechs Zeitungsseiten voller Berichte und Artikel, die auf den Pentagon-Papieren basierten, sowie mit Diskussionen über den Inhalt und die möglichen Auswirkungen der Veröffentlichung.
Deutlich wurde, daß die Pentagon-Papiere zum großen Teil tatsächlich das waren, was sie laut McNamara sein sollten: eine umfangreiche Geschichte der Rolle der Vereinigten Staaten in Indochina. McNamaras Zielsetzung entsprechend war diese Geschichtsdarstellung »enzyklopädisch und objektiv«. Wir erfuhren, daß die Erarbeitung dieser Studie anderthalb Jahre in Anspruch genommen hatte. Sie umfaßte in ihrem darstellenden Teil rund dreitausend Seiten; hinzu kam ein viertausendseitiger Anhang mit Dokumenten - insgesamt siebenundvierzig Bände, die die amerikanische Verwicklung in Indochina vom Zweiten Weltkrieg bis zum Mai 1968 behandelten, also bis zum Beginn der Pariser Friedensgespräche. Später erfuhren wir, daß es bei der Times eine erbitterte Auseinandersetzung über die Frage gegeben hatte, ob man diese als streng geheim klassifizierten Dokumente veröffentlichen solle. Scotty und andere Redakteure hatten sich für die Veröffentlichung stark gemacht. Scotty war stets der Ansicht gewesen, daß dies nicht nur eine Frage der Legalität, sondern auch eine der Moral sei: Das amerikanische Volk sei einer riesigen Täuschung zum Opfer gefallen, und darum müsse die Zeitung die Papiere jetzt veröffentlichen. Die Anwälte der Times sprachen sich allerdings so nachdrücklich gegen die Veröffentlichung aus, daß sie sich letztlich auch weigerten, den Fall vor Gericht zu vertreten. Trotzdem schritt die Times zur Tat: An jenem Sonntagmorgen Mitte Juni ließ sie die Bombe hochgehen.

Ben Bradlee ärgerte sich natürlich, daß die anderen schneller gewesen waren als er selbst. Schließlich hatte er hart daran gearbeitet, unsere Zeitung so weit voranzubringen, daß sie nicht nur mit der New York Times konkurrieren konnte, sondern auch genauso ernst genommen wurde. Beide Blätter sollten in einem Atemzug genannt werden, so Bens Wunschvorstellung. Und nun hatte die Times uns mit diesem großen Coup ausgestochen. Doch Ben gab nicht auf und machte sich sofort daran, den Text der Pentagon-Papiere auf irgendeinem Weg auch für die Washington Post zu besorgen. Zwischendrin aber vergaß er seinen Stolz und schrieb - natürlich mit Quellenangabe - die Berichte und Materialien der NY Times für unsere Zeitung um. Am nächsten Tag, Montag, war ich in New York und saß abends beim Dinner mit einigen Freunden zusammen, darunter auch Abe Rosenthal, der Herausgeber der Times. Wir hatten uns vor dem Essen bei einem Glas Wein niedergelassen, und ich gratulierte Abe zur Veröffentlichung der Pentagon-Papiere. Doch noch bevor das Essen auf dem Tisch stand, kam die Nachricht, die Regierung habe die Times aufgefordert, die Veröffentlichung einzustellen. Justizminister John Mitchell hatte sogar mit Genehmigung des Präsidenten bekanntmachen lassen, wenn die Times dieser Aufforderung nicht Folge leiste, werde die Regierung vor Gericht eine einstweilige Verfügung beantragen. Abe verließ die Runde sofort, und ich benutzte das Telefon des Oberkellners, um Ben anzurufen und ihm von den neuesten Entwicklungen zu berichten. Inzwischen hatte die Times es »mit vorzüglicher Hochachtung« abgelehnt, der Aufforderung der Regierung zu folgen, und damit war der Weg durch die Gerichtsinstanzen vorgezeichnet. Ein seltsamer Zufall wollte es allerdings, daß Scotty Reston, als er von der Reaktion der Regierung hörte, gerade mit seiner Frau Sally und Bob McNamara beim Essen saß. Scotty fragte McNamara, was er davon halte, daß sich die Times der Regierung widersetzen wolle, und dieser wog das Für und Wider in seiner typisch sachlichen Weise ab. Obwohl ihm die vorzeitige Veröffentlichung dieser Dokumente überhaupt nicht zusagte, ermutigte er die Times, auf dem einmal eingeschlagenen Weg zu bleiben. Er ging mit Scotty sogar die Antwort durch, welche die Times der Regierung als Reaktion auf Mitchells Botschaft zukommen lassen wollte. Es war Bob, der eine Abänderung in dem geplanten Satz veranlaßte, die Times werde sich »den Entscheidungen der Gerichte« beugen. McNamara schlug die Formulierung »Entscheidung des höchsten Gerichts« vor, und die Kompromißversion der Times lautete schließlich, man werde sich »der letztinstanzlichen Entscheidung des Gerichts« fügen. Scotty wies später darauf hin, daß die Times, hätte McNamara nicht eingegriffen, verpflichtet gewesen wäre, schon bei einer entsprechenden Entscheidung einer jeden Gerichtsinstanz den Druck abzubrechen. So vermied die Times also eine halbe Stunde vor Druckbeginn einen potentiell gravierenden Fehler - dank der Mithilfe des ehemaligen Verteidigungsministers und Auftraggebers der Pentagon-Papiere. Die Entscheidung, mit der Veröffentlichung dieser Papiere fortzufahren, hieß für die Times aber auch, daß sie schnellstens neue Anwälte finden mußte, nachdem man zuvor fünfundsiebzig Jahre mit einer einzigen Kanzlei zusammengearbeitet hatte. Glücklicherweise fand sich Alexander Bickel, ein Juraprofessor der Yale University, bereit, den Fall zu vertreten. Ihm zur Seite stand Floyd Abrams, ein junger Anwalt. Am Dienstagmorgen wurde in der Times der dritte Teil der Pentagon-Serie, aber auch ein Artikel über die Bemühungen der Regierung, den Abdruck zu stoppen, veröffentlicht. Ebenfalls am Dienstagmorgen erschienen Vertreter der Times, nachdem die Anwälte die ganze Nacht durchgearbeitet hatten, vor dem zuständigen Richter Murray Gurfein, einem Neuling, der erst den zweiten Tag im Amt war. Gurfein bat das Blatt, die Veröffentlichung der Serie freiwillig einzustellen, doch die Times weigerte sich. Daraufhin verfügte der Richter mit einer einstweiligen Anordnung die Unterlassung bis zur mündlichen Verhandlung am folgenden Freitag. Diese einstweilige Unterlassungsverfügung war die erste, die in den Vereinigten Staaten je gegen die Presse erlassen wurde. Der letzte nach dem Material der New York Times umgeschriebene Artikel über die Pentagon-Papiere erschien in der Post am Mittwoch, den 16. Juni. Es war mein Geburtstag, den ich bei einem Dinner mit Polly Wisner und Bob McNamara in Joe Alsops Haus feierte. Es war aber auch der letzte Tag, an dem die Times ihr Material noch frei veröffentlichen durfte und es war der Tag, an dem wir selbst in den Besitz der Pentagon-Papiere gelangten.
Kurz, es war ein außerordentlicher Tag für die Post, aber auch für mich. Unsere Redakteure und Reporter hatten sich verzweifelt bemüht, die Papiere in die Hände zu bekommen. Ben Bagdikian, der für die Innenpolitik zuständige Redakteur, hegte die Vermutung, die Quelle der Times für die Pentagon-Papiere sei Daniel Ellsberg gewesen, und er hatte unablässig versucht, Ellsberg ans Telefon zu bekommen. Schließlich rief am 16. Juni einer von Ellsbergs Freunden bei Bagdikian an und bat ihn um einen Rückruf aus einer öffentlichen Telefonzelle. Auf diese Weise konnte Bagdikian mit Ellsberg sprechen, der ihm versprach, er werde ihm die Papiere noch am selben Abend übergeben. Bagdikian kehrte zur Zeitung zurück und beriet sich mit Gene Patterson (Ben Bradlee war unterwegs). Er ließ sich die Zusicherung geben, daß wir mit dem Abdruck am Freitagmorgen beginnen würden, wenn wir die Papiere bekämen. Gene sprach sich dafür aus, bat Bagdikian aber, sicherheitshalber auch noch mit Ben Bradlee Kontakt aufzunehmen. Bagdikian rief Bradlee vom Flughafen aus an. Ben soll geantwortet haben: »Wenn wir das nicht drucken, dann muß sich die Washington Post einen neuen Herausgeber suchen.« Bagdikian machte sich also, Ellsbergs Anweisungen entsprechend, mit einem leeren Koffer auf den Weg nach Boston und kehrte am nächsten Morgen zurück - mit einer, wie es ein Beteiligter nannte, »ungeordneten Masse fotokopierter Seiten, die völlig durcheinandergeraten waren und kaum Seitenzahlen aufwiesen«.
Der mitgebrachte Koffer erwies sich als viel zu klein, und Bagdikian packte die Papiere in einen großen Pappkarton. Er flog in der ersten Klasse zurück nach Washington, den Karton neben sich auf dem Sitz. Die dafür anfallenden Zusatzkosten übernahm die Post natürlich gern. Bagdikian begab sich auf direktem Weg in Ben Bradlees Haus. Dort hatte Ben bereits mehrere Reporter versammelt - darunter Chalmers Roberts, Murrey Marder und Don Oberdorfer sowie zwei Sekretärinnen, die beim Sortieren des Durcheinanders helfen sollten. Aus der Chefredaktion waren die für die Kommentarseite Verantwortlichen, Phil Geyelin und Meg Greenfield, zugegen sowie Howard Simons. Chal Roberts stand zwei Wochen vor der Pensionierung, doch Murrey und er wußten über die Geschichte am meisten, und außerdem konnte Chal von allen Redaktionsmitgliedern am schnellsten schreiben. Mit von der Partie in Bens Haus waren an jenem Donnerstag auch noch Roger Clark und Tony Essaye, unsere wichtigsten Anwälte, seit Bill Rogers seine Kanzlei verlassen hatte und Außenminister geworden war. Die 4 400 Seiten, die uns vorlagen, zu sortieren und zu entscheiden, was wir als erstes schreiben wollten, das waren für sich genommen schon Aufgaben, die einen ganzen Arbeitstag erfordert hätten. Hinzu kam, daß die Arbeit unter verschärftem Druck stattfand: Wir wußten, daß der New York Times ein vorläufiges Druckverbot für die Pentagon-Papiere auferlegt worden war. Und schließlich war auch noch zu bedenken, daß die Washington Post Company unmittelbar vor dem Börsengang stand - mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Ich war natürlich hocherfreut, daß wir die Papiere aufgetrieben hatten und nun in Händen hielten, verbrachte aber den 17. Juni weitgehend auf die gewohnte Weise. Für den Nachmittag hatte ich in meinem Haus eine große Abschiedsparty für Harry Gladstein geplant einen wunderbaren Mann, der die Post jetzt verließ. Als Vertriebsmanager war er zu unserer Zeitung gekommen, aber inzwischen zum Vizepräsidenten und Manager des Geschäftsbereichs aufgestiegen. Sämtliche Mitarbeiter aus diesem Bereich der Post waren bei der Abschiedsparty versammelt.
Auch Fritz Beebe war eigens aus New York zu dieser Party gekommen, inzwischen jedoch zu Ben Bradlee hinübergegangen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Wie sich herausstellte, tobte dort inzwischen eine harte juristische Auseinandersetzung. Was Ben erlebte, als er zwischen den Räumen, in denen die Reporter arbeiteten, und dem Wohnzimmer, in dem die Juristen konferierten, hin und her lief, war, daß die Anwälte sich immer nachdrücklicher dafür einsetzten, die Pentagon-Papiere nicht zu veröffentlichen oder wenigstens die gerichtliche Entscheidung im Fall der New York Times abzuwarten. Unsere Situation entschied sich nämlich deutlich von der der Times: Die gerichtliche Verfügung gegen das Konkurrenzblatt bedeutete für uns, daß eine Veröffentlichung der Papiere durch die Post als Rechtsbruch und Mißachtung des Gerichts ausgelegt werden konnte. Noch schwerer wog unsere delikate geschäftliche Lage gerade in jenen Tagen unmittelbar vor dem Börsengang: Wenn eine Firma an die Börse geht, verhandelt sie mit einem Emissionskonsortium - in unserem Fall einer Bankengruppe unter Führung von Lazard Fréres -, und am Einführungstag setzen alle gemeinsam den Eröffnungskurs fest und unterzeichnen eine entsprechende Vereinbarung. In unserer Vereinbarung hieß es, nach einer Woche werde das Emissionskonsortium alle Aktien der Washington Post Company aufkaufen und an jene Interessenten weiterverkaufen, die in der betreffenden Woche Aktien gezeichnet hätten. Im Emissionsvertrag gab es allerdings eine Standardklausel, der zufolge die Emissionäre bei Eintritt eines von mehreren ausdrücklich genannten Krisenfällen vom Vertrag zurücktreten konnten. Genannt waren unter anderem Kriegsausbruch und nationaler Notstand, aber auch - in unserer speziellen Situation weit relevanter - die Verwicklung der Firma in einen strafrechtlichen Prozeß. Wenn wir nun die Pentagon-Papiere veröffentlichten, während genau dies der New York Times gerichtlich verboten war, beschworen wir den letztgenannten Fall geradezu herauf.
Außerdem hatte Fritz im Original-Börsenprospekt geschrieben, die von uns publizierte Zeitung sei den Bürgern und dem Wohl der Nation verpflichtet. Jetzt sorgte sich Fritz, daß die Emissionäre auch daraus einen Fall konstruieren könnten - wie es die Nixon-Regierung übrigens versuchte: Unser tatsächliches Verhalten laufe dem Wohl der Nation zuwider. Fritz besaß ein außerordentliches Gespür für redaktionelle Belange und auch für die Redakteure selbst, sowohl bei der Post als auch bei Newsweek, aber in diesem Fall mußte er sich in erster Linie als Jurist Sorgen um die Zukunft der Firma machen. Außerdem befürchtete er, wir könnten obendrein noch wegen Spionage belangt werden. Insgesamt hielt er es für äußerst wahrscheinlich, daß die Regierung die Zeitung oder die Verlagsgesellschaft gerichtlich verfolgen würde. Und hätte die Firma erst einmal den Status einer kriminellen Organisation erlangt, könnte man uns auch die Lizenzen für den Betrieb unserer Fernsehsender entziehen. Damit kämen enorme finanzielle Risiken auf uns zu, zusätzlich zu den nicht geringen schon genannten. Während nun also in einem Zimmer in Bens Haus Chal seinen Artikel für die Veröffentlichung am folgenden Tag schrieb, las Murrey das Material langsam und gründlich durch, und Don Oberdorfer arbeitete an Fortsetzungsabdrucken über die späten Johnson-Jahre. Gleichzeitig hatten sich in einem anderen Raum die Anwälte mit Fritz und den Chefredakteuren in harte und verbissene Diskussionen verwickelt. Clark und Essaye plädierten gegen die Veröffentlichung; man solle lieber die Times das Thema Pressefreiheit durchkämpfen lassen. Fritz schien sich auf die Seite der Anwälte zu schlagen. Ben bekam langsam das Gefühl, in der Klemme zu stecken - zwischen den Redakteuren und Reportern einerseits, die allesamt nachdrücklich dafür eintraten, die Papiere zu veröffentlichen und die Times in ihrem Kampf für die Pressefreiheit zu unterstützen, und den Juristen andererseits, die sogar den Kompromißvorschlag unterbreiteten, die Post solle die Papiere nicht am Freitag veröffentlichen, sondern dem Justizminister ihre Absicht mitteilen, mit dem Abdruck am Sonntag zu beginnen. Howard Simons, der hundertprozentig für die Veröffentlichung war, rief die Reporter zu einem direkten Gespräch mit den Anwälten zusammen.
Dabei sagte Oberdorfer, dieser Kompromißvorschlag sei die »beschissenste Idee, die ich je gehört habe«. Chal Roberts meinte, die Post krieche vor dem Justizminister zu Kreuze; wenn die Post Artikel und Papiere nicht wie geplant veröffentliche, werde er seine Pensionierung um zwei Wochen vorziehen. Das sei dann als Rücktritt zu werten, und er werde die Post öffentlich der Feigheit bezichtigen. Murrey Marder erinnert sich, gesagt zu haben: »Wenn die Post nicht zu ihren Veröffentlichungsplänen steht, dann wird sie als Institution wesentlich schlechter dastehen, als wenn sie veröffentlichen würde.« Die journalistische Glaubwürdigkeit der Zeitung wäre dann »zerstört, weil sie keinen Mumm gezeigt hat«. Ben Bagdikian erinnerte die Anwälte an das Daniel Ellsberg gegebene Versprechen, die Pentagon-Papiere herauszubringen, und sagte: »Der einzige Weg, das Recht auf Veröffentlichung zu sichern, ist die Veröffentlichung.« Mitten in diesem Tohuwabohu verließ Ben den Raum, um seinen engsten Freund, den Anwalt Ed Williams, anzurufen, der inzwischen auch zu meinen guten Freunden gehörte. Ed war aber zu einem Scheidungsprozeß nach Chicago gefahren, weshalb Ben sich an einen Redakteur der Chicago Sun- Times wandte und ihn bat, einen Boten mit der Nachricht ins benachbarte Gerichtsgebäude zu schicken, er, Ben, müsse Ed sofort sprechen. Die Angelegenheit sei absolut dringend. Ed war ein großartiger Anwalt. Er hatte eine Menge politischen Verstand, ließ sich aber auch immer vom gesunden Menschenverstand leiten. Das Gespräch der beiden Männer dauerte laut Ben vielleicht zehn Minuten, aber in dieser kurzen Zeit legte Ben, so objektiv er konnte, Ed alles bisher Geschehene dar und erwartete dann eine Antwort. Schließlich erwiderte Ed: »Also los, Benjy, du mußt das jetzt durchziehen.« Gene Pattersons Aufgabe an jenem Tag war es, die Redaktion so zu leiten, als sei nichts Besonderes los. Doch Journalisten sind darauf geeicht zu spüren, wenn etwas in der Luft liegt - in ihrem eigenen Umfeld genauso wie bei der Verfolgung von Storys außer Haus. Niemandem konnte die Abwesenheit von Chal, Murrey, Don Oberdorfer und obendrein noch von Bagdikian, Howard und Ben entgehen. Da war ganz bestimmt etwas im Schwange. Auf dem Weg zu meiner Party machte Gene in Bens Haus Zwischenstation und kam dann zu Fuß zu mir. Während ich Gäste empfing, nahm er mich schon einmal beiseite, um mir eine erste Warnung vor zu erwartenden Turbulenzen zukommen zu lassen. Er sagte, die endgültige Entscheidung, ob gedruckt werden solle oder nicht, werde wohl auf mich zukommen. Und er wisse, daß ich »mir vollkommen darüber im klaren sei, daß es hierbei um nichts Geringeres geht als um die Seele unserer Zeitung«.
»Großer Gott, meinen Sie wirklich, daß es so ums Ganze, geht?« fragte ich. Ja, erwiderte Gene, genau das meine er. Inzwischen verstrich wertvolle Zeit. Der Drucktermin für die zweite Ausgabe war schon fast erreicht. Jim Daly war auf der Abschiedsparty für Gladstein schon zweimal an mich herangetreten und hatte besorgt gefragt, wann er denn die Story nun bekomme und in den Druck geben könne. Er fragte, ob ich schon etwas aus dem anderen Haus gehört hätte. Doch ich war seltsam unbeteiligt und sagte, ich sei sicher, daß man gerade dabei sei, die Artikel fertigzustellen. Wir würden schon rechtzeitig drucken können. Es war ein herrlicher Junitag, und die Party für Harry verlagerte sich aus dem Haus hinaus auf Terrasse und Rasen. Ich war gerade dabei, einen Toast auf Harry auszubringen und mich ausführlich darüber auszulassen, welch große Bedeutung er doch für die Zeitung und für mich persönlich gehabt habe, als mich jemand am Ärmel zupfte und mit drängender Stimme sagte: »Sie werden am Telefon verlangt.« Ich wandte ein, daß ich erst meine kleine Rede beenden müsse, doch die Antwort lautete: »Die wollen Sie unbedingt jetzt sofort sprechen.« Da dämmerte mir endlich, daß es wirklich absolut dringend war. Ich brachte meinen Toast ganz schnell zu Ende und ging in einer Ecke der Bibliothek ans Telefon. Ich saß auf einem kleinen Sofa in der Nähe der offenen Tür, und Paul Ignatius stand neben mir. Fritz war am anderen Ende der Leitung und berichtete von der Kontroverse zwischen Anwälten und Redakteuren über die Frage, ob wir die Papiere am nächsten Tag drucken sollten.
Er faßte die wichtigsten Argumente beider Seiten knapp zusammen und kam dann zu dem Schluß: »Ich fürchte, jetzt mußt du die Entscheidung treffen.« Ich fragte Fritz nach seiner eigenen Meinung. Weil er immer auch an die Belange der Redaktion dachte und in jeder Hinsicht anständig war, wußte ich, daß ich mich auf sein Urteil verlassen konnte. Allerdings war ich erstaunt, als Fritz antwortete: »Wenn du mich fragst, ich würd's wahrscheinlich nicht tun.« Ich bat mir Bedenkzeit aus und sagte: »Können wir nicht bitte darüber reden? Warum müssen wir uns in solcher Eile entscheiden, wenn doch die Times für ihre Entscheidung drei Monate gebraucht hat?« An diesem Punkt schalteten sich Ben und verschiedene Redakteure an Nebenstellen in Bens Haus in die Debatte ein. Ich fragte sie, warum diese große Eile denn erforderlich sei, und schlug vor, wir sollten doch wenigstens einen Tag darüber nachdenken. Nein, sagte Ben, es sei wichtig, den Schwung der Publikation aufrechtzuerhalten und keinen Tag verstreichen zu lassen, nachdem das Material jetzt in unseren Händen sei. Er betonte auch, inzwischen habe sich herumgesprochen, daß wir die Papiere besäßen. Jetzt seien die Blicke der Journalisten im eigenen Haus wie draußen - auf uns gerichtet. Aus der Leidenschaftlichkeit, mit der die Redakteure ihre Meinungen vortrugen, konnte ich entnehmen, daß es in der Redaktion einen Riesenkrach geben würde, wenn wir die Papiere nicht veröffentlichten. Ich erinnere mich noch gut an Phil Geyelins Erwiderung, als ich sagte, daß die Entscheidung zu drucken der ganzen Zeitung den Garaus machen könne. »Ja«, sagte er, »das stimmt. Aber man kann eine Zeitung auf mehr als nur eine Weise zugrunde richten.«

Während die Redakteure also reihenweise sagten: »Sie müssen es machen«, stand neben mir Paul Ignatius und wiederholte von Mal zu Mal dringlicher: »Warten Sie doch noch einen Tag, warten Sie doch noch einen Tag.« Fritz' Aussage, er würde die Papiere wahrscheinlich nicht abdrucken, verunsicherte mich sehr. Ich war hin- und hergerissen. Ich kannte Fritz wirklich gut, und in wesentlichen Dingen waren wir nie unterschiedlicher Meinung gewesen. Außerdem war er der Rechtsanwalt, nicht ich. Doch ich hörte auch, wie er es gesagt hatte: nämlich nicht apodiktisch und einhämmernd, und er hatte auch die Gefahren nicht übermäßig betont, die mit unserem Börsengang unter diesen Umständen verbunden waren. Ferner hatte er es vermieden, das Offenkundige auszusprechen - daß wir mit dieser Entscheidung die ganze Firma aufs Spiel setzten. Vielmehr sagte er schlicht und einfach: »Ich würd's wahrscheinlich nicht tun.« Ich hatte das Gefühl, trotz seiner zum Ausdruck gebrachten Meinung hatte er mir in gewisser Weise die Tür für eine andere Entscheidung offengelassen. Aufs äußerste angespannt, schluckte ich tief und sagte dann:

»Macht es, macht es, macht es! Los! Wir drucken!«

Und ich legte auf.
So war die Entscheidung also gefallen. Später am Abend kam Fritz dann noch zu mir nach Hause. Roger Clark, immer noch sehr besorgt, war auf ein neues Problem gestoßen. Er fürchtete einen weiteren Vorwurf: den des heimlichen Einverständnisses mit der New York Times. Darum wollte er wissen, aus welcher Quelle wir die Papiere bekommen hätten. Zu dieser Zeit war Ben Bagdikian bereits bei der Post und brachte den letzten Teil von Chals Story in die Setzerei. Zunächst behauptete er, die Quelle sei streng vertraulich, doch als Clark nicht lockerließ, gab er Ellsberg als Informanten preis. Da Ellsberg auch die mutmaßliche Quelle der Times war, wurden Clarks Sorgen, man könne uns eine konzertierte Aktion vorwerfen, nur noch größer. Doch diesmal war Fritz wirklich eine große Hilfe. Ich hatte keine Ahnung, ob der Vorwurf des heimlichen Einverständnisses uns noch verwundbarer machte, als wir es ohnehin schon waren, aber Fritz sagte, wir hätten unsere Entscheidung jetzt getroffen und dabei solle es bleiben. Ich war erleichtert und stimmte ihm zu. Am Freitag saß ich gegen drei Uhr nachmittags gerade in Bens Büro, als ein Anruf von William Rehnquist kam, der damals als stellvertretender Justizminister das Office of Legal Counsel (eine Art Staatsanwaltschaft im Ministerium) leitete. Rehnquist las Ben dieselbe Botschaft vor, die er auch der Times hatte zukommen lassen, und Ben antwortete: »Sie haben sicher Verständnis dafür, daß ich Ihren Vorschlag mit allem gebührenden Respekt zurückweisen muß.« Gleichfalls lehnte Ben es ab, den Rest der Serie bis zur Entscheidung im New Yorker Verfahren gegen die Times aufzuschieben. Prompt reichte daraufhin die Regierung auch gegen die Post eine Klage ein, die im einzelnen genau jener gegen die Times entsprach.
Als Verantwortliche wurden alle benannt, die im Kopf der Titelseite des Blattes aufgeführt waren, außerdem der Autor des ersten Beitrags der Serie, der am Freitag, den 18. Juni 1971, erschienen war, Chalmers Roberts. Im Einklang mit dem Geschäftsverteilungsplan des Gerichts wurde der Fall Richter Gerhard Gesell vorgelegt, einem bedeutenden liberalen Juristen. Er hatte uns 1954, als er noch für die Anwaltskanzlei Covington & Burling arbeitete, beim Kauf der Washington Times-Herald geholfen und auch zu Phils und meinem Freundeskreis gehört. Im Laufe der Zeit hatten wir uns allerdings etwas aus den Augen verloren, und in einer seiner schlimmen Phasen hatte Phil Gerry sogar die Rechtsvertretung der Post entzogen. Nur diesem Umstand war es zu verdanken, daß es gegen Richter Gesell jetzt keinen Befangenheitsantrag gab. Um 20.05 Uhr am 18. Juni entschied Gesell in einer Eilsitzung zugunsten der Post. Er lehnte es ab, eine einstweilige Verfügung zu erlassen, welche die Post daran gehindert hätte, mit dem Abdruck der Serie fortzufahren. Wörtlich hieß es in der Entscheidung: »Dem Gericht liegen keine präzisen Informationen vor, die belegen können, inwiefern die Veröffentlichung dieser Informationen (der Nation) Schaden zufügen würde, wenn dies überhaupt der Fall sein sollte.« Die Regierung legte umgehend Berufung ein, und um 1.20 Uhr nachts kam die Revisionsinstanz zu genau gegenteiligen Schlüssen. Gesells Entscheidung wurde aufgehoben. Fritz Beebe wohnte mit unseren Anwälten der Verhandlung bei und argumentierte, daß zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere tausend Zeitungen ausgeliefert seien und auf den Straßen verkauft würden; der Rest der Auflage werde gerade gedruckt. Um 2.10 Uhr gestand uns das Gericht schließlich zu, daß die einstweilige Verfügung für die Samstagsauflage noch nicht gelte. Wenigstens diese Zeitungen konnten also noch planmäßig erscheinen. Nach seiner Pensionierung sagte mir Gerry Gesell im Vertrauen: »Sollte man je nach einer Inschrift für meinen Grabstein suchen, dann könnte man dort festhalten, daß ich von neunundzwanzig Richtern, die mit den Pentagon-Papieren befaßt waren, der einzige war, der die Druckerpressen keine einzige Minute angehalten hat.
Ich war der einzige. Das hat mich immer ein wenig stolz gemacht.« Gleichzeitig mit der Aufhebung von Gesells Entscheidung erlegte ihm die Revisionsinstanz auf, am Montag, den 21. Juni, eine ausführliche mündliche Verhandlung anzuberaumen. Über das Wochenende versuchte er deshalb, sich über die Hintergründe des Falles kundig zu machen, damit die mündliche Verhandlung wenigstens eine gewisse Struktur bekäme. Weil im Gerichtsgebäude infolge von Bauarbeiten kein geeigneter Raum zur Verfügung stand, hielt Gesell bei sich zu Hause eine Besprechung mit einigen Vertretern des Justizministeriums ab. Er trug ihnen auf, die zehn wichtigsten Punkte aus den Pentagon-Papieren auszuwählen, deren Veröffentlichung dem Lande Schaden zufügen würde. Auf diese zehn Punkte wolle er seine Verhandlung dann beschränken. Irgendwann sagte ein Anwalt des Ministeriums zu Gesell, die Beklagten und damit meinte er alle in der Klage aufgeführten Verantwortlichen der Post - dürften bei der Verhandlung natürlich nicht zugegen sein. Die Anhörung müsse geheim bleiben. Doch Gesell erwiderte unmißverständlich: ~>So führen wir kein ordnungsgemäßes Verfahren«, und fügte hinzu: »Wenn Sie das auf diese Weise machen wollen, wird Ihre Klage sofort abgewiesen. Dann halte ich nicht einmal eine mündliche Verhandlung ab.« Er legte dem Anwalt nahe, im Weißen Haus anzurufen - oder, mit Gesells Worten, »dort und bei dem, wer immer es war, der Ihnen solche Instruktionen mit auf den Weg gegeben hat« - und dem Betreffenden zu sagen, daß er, Gesell, unter solchen Bedingungen Antrag und Klage sofort abweisen werde. Der Anwalt telefonierte und kehrte mit der Nachricht zurück, es sei in Ordnung, wenn die Beklagten bei der Verhandlung zugegen seien. Schließlich gingen die Anwälte des Justizministeriums fort und ließen die Papiere zurück. Später erzählte Gesell:

Sie waren noch keine zwei oder drei Minuten aus dem Haus, als es an meine Tür klopfte und zwei Kerle in Uniform dastanden, mit großen weißen Schärpen, oder wie man das nennt, quer über ihren Uniformen und mit Pistolen und all dem Zeug, und sagten: »Wir kommen wegen der Papiere.« Ich sagte: »Ich muß Ihnen die Papiere nicht aushändigen. Ich will sie lesen.« »Nun«, sagten sie, »Sie haben hier draußen doch gar keine Sicherheitsvorrichtungen-, da können wir Ihnen diese Papiere nicht überlassen.« lch sagte: »Ich habe die besten Sicherheitsvorkehrungen der Welt. Ich verstecke sie einfach unter meinem Sofakissen, und Sie werden sie nicht bekommen. Sie können gern die ganze Nacht hierbleiben, wenn Sie den Ort bewachen wollen, aber die Papiere behalte ich.« Danach verschwanden sie.

Am Montag gingen - neben anderen - Fritz, Ben, Don und Mary Graham und ich zur Verhandlung ins Gerichtsgebäude. Draußen stand ein ganzer Schwarm Presseleute. Alle Fenster des Gerichtssaales waren abgedunkelt, damit man nicht hineinsehen konnte. Irgendwann im Lauf der Verhandlung schickte die Regierungsseite einen ehemaligen CIA-Mann in den Zeugenstand, der im Pentagon gearbeitet hatte und aussagte, wie ernst die Lage in Vietnam sei. Die Veröffentlichung einiger dieser Papiere würde bestimmte Kriegspläne der USA offenlegen. Gesell glaubte diesem Mann nicht und ließ den für die Einsatzplanungen zuständigen General aus dem Pentagon holen. Pflichtschuldigst kam dieser, ein hochdekorierter Bilderbuch-General, herbei und sagte nach seiner Vereidigung: »Herr Richter, sollte irgend jemand glauben, daß dies wirklich unsere Kriegspläne sind, dann hoffe ich nur, daß er fest daran glaubt, denn diese Pläne sind doch total veraltet.« Anschließend versuchten die Regierungsanwälte, aus einem der zehn anderen Punkte auf ihrer Liste Kapital zu schlagen, indem sie behaupteten, es gebe einen kanadischen Diplomaten, der in Vietnam eingeschleust worden sei und den Amerikanern Informationen habe zukommen lassen eine Verletzung seines Status, die nach kanadischem Recht Hochverrat bedeute und, so wurde suggeriert, mit dem Tode bestraft werden könne, wenn dieser Verrat aufgedeckt würde. Hier kamen uns nun die Fähigkeiten unserer Reporter zugute. Nicht nur gaben sie unter Eid schriftliche Erklärungen ab, sondern sie brachten auch Zitate bei, die belegten, daß die angeblich streng geheimen Informationen dieses Diplomaten inzwischen längst veröffentlicht worden waren. Chal Roberts drückte unseren Anwälten prompt mehrere Bücher in die Hand, in denen der kanadische Diplomat namentlich erwähnt wurde - in Verbindung mit einer Beschreibung seiner Rolle und seiner Aktivitäten.
Damit hatte sich auch dieses Argument der Regierungsseite erledigt. Schließlich weigerte sich Gesell, zugunsten der Regierung eine einstweilige Verfügung gegen die Post zu erlassen - der Druck der Serie könne fortgesetzt werden. Am selben Tag setzte jedoch die Revisionsinstanz, der U.S. Court of Appeals for the District of Columbia, die Unterlassungsverfügung wieder in Kraft. Für Dienstag, den 22. Juni, wurde eine mündliche Verhandlung vor dem zuständigen neunköpfigen Senat des Appellationsgerichts anberaumt. Auch an diesem Tag war ich dabei. Das Gericht bestätigte Gesells Entscheidung und betonte, die Post habe das verfassungsmäßige Recht, mit ihrer auf den Pentagon-Papieren beruhenden Artikelserie fortzufahren. Zugleich wurde die einstweilige Verfügung jedoch vorläufig beibehalten, um eine Revision in der Sache zu ermöglichen. Erwin Griswold, der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, der von Präsident Johnson ernannt worden, aber unter Nixon weiterhin im Amt war, wurde zu Konsultationen ins Justizministerium bestellt, wo er sich - wie er später selbst sagte beständig »dagegen aussprach, den Fall weiter zu verfolgen. Ich sagte: >Ihr Problem ist, daß Sie keinen festen rechtlichen Boden unter den Füßen haben.< Doch niemand außer mir dachte auch nur eine Minute daran, das Verfahren eventuell einzustellen.«
Am Freitag, den 25. Juni, ließ sich der Supreme Court den Fall samt Prozeßakten vorlegen, und weil die beiden Verfahren gegen Times und Post unterschiedlich weit fortgeschritten waren, durfte auf Anordnung des Gerichts - damit die Gleichbehandlung beider Zeitungen gesichert war auch die Post mit dem Druck der Artikelserie nicht fortfahren, trotz gerichtlicher Erlaubnis der Vorinstanz bis zur endgültigen Entscheidung des Supreme Court. Es war das erste Mal in der amerikanischen Geschichte, daß der Supreme Court den Druck eines Zeitungsartikels unterband. Für Griswold bedeutete die Annahme des Falles durch den Supreme Court, daß er selbst nur vierundzwanzig Stunden Zeit für die Erstellung seiner Klageschrift hatte, ohne die Papiere jemals selbst gesehen zu haben. Auch nach Befragung dreier Regierungsbeamter erschien ihm die Rechtslage nicht günstiger als bei den vorangehenden Beratungen im Justizministerium.
Am Samstag, den 26. Juni, trafen die beiden Verfahren gegen die New York Times und die Washington Post erstmals vor Gericht zusammen. Niemand von uns hatte all die juristischen Nuancen der einzelnen Prozeßetappen - hinsichtlich der nationalen Sicherheitsbelange, der Zurückhaltungs- und Geheimhaltungspflicht sowie des Rechtes der Öffentlichkeit auf Informationen - verstanden, bis wir schließlich im Supreme Court angekommen waren. Ich ging mit Fritz und verschiedenen anderen Akteuren der Post zu dieser ungewöhnlichen Sondersitzung des Gerichts. Die Regierungsseite wurde von Griswold vertreten, die Times von Alexander Bickel, und William Glendon vertrat die Post.
Am Mittwoch, den 30. Juni, befand ich mich um die Mittagszeit gerade in den Redaktionsräumen der Post, als die Nachricht kam, um halb drei werde das Gericht seine Entscheidung verkünden. Atemlose Stille herrschte in der Redaktion, während man gebannt auf die Nachricht wartete. Pünktlich verkündete Chief Justice Warren Burger das Urteil. Die stellvertretende Ressortleiterin Inland, Mary Lou Beatty, hörte über die offene Telefonleitung, direkt aus dem Gericht die Urteilsverkündung mit an, während Gene Patterson zur gleichen Zeit am Ticker im Telegrafenraum der Redaktion stand. Sofort sprang er auf einen Tisch und verkündete: »Wir haben gewonnen, und die New York Times auch.« Beide Zeitungen durften mit dem Druck ihrer Artikelserien fortfahren. Mit sechs zu drei Stimmen hatte der Supreme Court entschieden, die Regierung sei der »schwerwiegenden Beweislast« nicht gerecht geworden, die Publikation der Pentagon-Papiere gefährde die nationale Sicherheit, was ein Verbot der Veröffentlichung weiterer Dokumente gerechtfertigt hätte. Wir bei der Post, die wir uns als Sachwalter des Informationsrechtes der Öffentlichkeit fühlten, waren mit diesem Spruch natürlich sehr zufrieden. In unseren Augen war damit das Prinzip der uneingeschränkten Informationsfreiheit verteidigt worden.
Natürlich waren wir auch auf die Post und ihre Mitarbeiter stolz. In einer Hausmitteilung schrieb ich: »Ich weiß, daß ich für uns alle spreche, wenn ich sage, was für ein großer Augenblick dies für die Washington Post ist.« Ben Bradlee war genauso stolz. Er sagte den Mitarbeitern: »Der Mut, die Energie und das Verantwortungsgefühl aller an diesem Kampf Beteiligten sowie das Gefühl, daß Sie alle engagiert mitgemacht haben, haben mich mehr beeindruckt als irgend etwas anderes in meinem ganzen Leben. Sie sind wunderbar.« Obwohl der Sieg auch mit juristischen Fußangeln verbunden war und im Sinne der Pressefreiheit nicht für alle Zukunft eindeutig ausfiel, wurde das Urteil in der Presse natürlich einhellig begrüßt, ganz besonders bei Post und Times. Im Minderheitenvotum des Supreme Court und in Fachgutachten waren jedoch juristische Details verborgen, die uns Sorgen bereiteten: vor allem eine eventuelle Strafverfolgung nach der Veröffentlichung der Papiere. Uns war klar, daß nach Ansicht von Justizminister Mitchell diese Möglichkeit immer noch bestand. Das Justizministerium würde den weiteren Fortgang mit wachen Augen verfolgen und all jene anklagen, die in Verbindung mit den Papieren strafrechtlich gegen irgendwelche Bundesgesetze verstießen. Einzelne Aspekte dieser Drohung wurden mir sogar noch klarer, als man mir indirekt zweimal entsprechende Botschaften zukommen ließ. Im einen Fall war Ken Clawson - damals noch Post-Reporter - beteiligt. Wenige Tage nach Verkündung des Supreme-Court-Urteils erzählte mir Clawson, er habe vom damaligen stellvertretenden Justizminister Richard Kleindienst eine Botschaft erhalten.
Zum besseren Verständnis muß man folgendes wissen: Bereits zu einem früheren Zeitpunkt hatten wir, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens, als Ausdruck unseres Verantwortungsbewußtseins beschlossen, jene Passagen nicht zu veröffentlichen, die in der geheimen Klageschrift des Generalstaatsanwalts als jene Punkte benannt worden waren, die für das nationale Interesse am abträglichsten seien. Einige der Bände, gegen deren Veröffentlichung die Regierung am nachhaltigsten opponiert hatte, befanden sich nicht einmal in unserem Besitz; andere Bände hatten unserer Meinung nach keinen Nachrichtenwert. Kleindienst lag jedoch nun daran, daß ich erfuhr, es genüge nicht, wenn wir uns bereit erklärten, einzig jene Abschnitte der Papiere nicht zu veröffentlichen, welche nach Ansicht der Regierung dem nationalen Sicherheitsinteresse am meisten schadeten. Vielmehr müsse die Post die fraglichen Passagen der Papiere herausgeben. Clawson betonte mir gegenüber, Kleindienst habe ihm gesagt, die Post sei bereits Gegenstand »beträchtlicher Diskussionen im Justizministerium« gewesen. Laut Clawson hatte Kleindienst besondere Regelungen ausdrücklich erwähnt, die den Besitz von Radio- und Fernsehstationen nach einer Verurteilung wegen bestimmter Vergehen ausschlossen. Außerdem ließ Kleindienst Clawson wissen, unser Börseneinführungsprospekt müsse natürlich auch die Information enthalten, daß gegen uns ein Strafverfahren wegen Verstößen gegen Bundesrecht anhängig sei. Das Ganze stellte eine kaum verhüllte Drohung dar. Die Übergabe der in unserem Besitz befindlichen Papiere könne jedoch wesentlich dazu beitragen, daß eine Strafverfolgung vermieden werde, die andernfalls eingeleitet werden müsse. Kleindienst kann sich allerdings nicht erinnern, mir jemals indirekt eine solche Botschaft übermittelt zu haben.
Eine zweite ähnliche Nachricht kam über Gene Patterson, der einen Anruf von Joe Alsop erhalten hatte. Ich bin mir nicht sicher, warum Joe mich nicht direkt angesprochen hat, aber ich glaube, er war wirklich davon überzeugt, daß ich von einer Horde wild gewordener Männer fehlgeleitet worden sei und daß er mir auf diesem Wege einen Gefallen erweisen könne. Joe erzählte Gene, er habe länger mit einem hohen Beamten des Justizministeriums gesprochen, einem Mr. X, und wolle der Post die Ansichten von Mr. X - die auch die Regierungsmeinung widerspiegelten - nicht vorenthalten. Mr X. ließ sich demnach darüber aus, wie bitter ernst die Lage sei und daß die Regierung fest entschlossen sei, gegen die New York Times, die Post und andere Zeitungen strafrechtlich vorzugehen. Unter Bezugnahme auf Nixon und zahlreiche Mitglieder seiner Regierung sagte Joe am Schluß: »Sie hassen die Post wie die Pest. Wie ich Nixon kenne, will er der Times den Zahn ziehen, aber auch euch ... Ich glaube, daß die Chancen fifty-fifty stehen, daß er einen Prozeß anstrengt.«[1] Am Samstagmorgen, den 3. Juli, trafen Ben und ich uns in meinem Büro mit Edward Bennett Williams - nicht weil er Rechtsanwalt war, sondern weil wir ihm beide vertrauten - und besprachen, wie wir auf die uns zugetragenen Botschaften reagieren sollten, wenn überhaupt. Wir beschlossen, ebenfalls indirekt über Bill Rogers zu antworten und ihm gegenüber zu betonen, daß wir die fraglichen Bände der Papiere überhaupt nicht besäßen jene, die nach unserer Kenntnis die Informationen enthielten, welche Kleindienst die größten Kopfschmerzen verursachten. Außerdem versicherten wir ihm, daß wir auch in Zukunft keine Informationen veröffentlichen würden, die auf abgefangenen Nachrichten, auf Signalen oder ganz allgemein auf verschlüsselten Botschaften basierten. Schon in der Vergangenheit hätten wir das so gehandhabt, und es solle auch für Veröffentlichungen aus dem Rest der Dokumente so bleiben. Letztlich unternahm die Regierung auch keine weiteren offenen Aktionen gegen uns.
Aber wir mußten mit der ständigen Androhung negativer Folgen leben und fühlten uns in den Monaten danach immer stärkerem Druck ausgesetzt. Rückblickend ist kaum zu verstehen, warum Nixon und seine Leute sich über die Veröffentlichung dieser Papiere so aufregten. Denn es handelte sich im wesentlichen um eine historische Darstellung von Entscheidungen, die lange vor seinem Amtsantritt gefällt worden waren. Rückschlüsse auf Nixon ließen diese Papiere überhaupt nicht zu. Ich glaube, die Reaktionen dieser Regierung waren ein gutes Beispiel für ihren extremen Verfolgungswahn, wenn es sich um Belange der nationalen Sicherheit oder überhaupt um geheime Vorgänge handelte.
Ende 1971 erörterte ich die mit der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere verbundenen Fragen in einem Vortrag in der Denison University. Was ich damals sagte, erhalte ich immer noch aufrecht: Wir waren bei der Post von Anfang an nachdrücklich davon überzeugt, daß die Pentagon-Papiere genau jene Art von Informationen enthielten, welche die Öffentlichkeit für eine vernünftigere Meinungsbildung und Entscheidungsfindung dringend benötigte. Kurz, unserer Meinung nach waren diese Papiere für ein besseres Verständnis der Art und Weise, wie Amerika in den Vietnamkrieg verwickelt wurde, so nützlich, daß wir ihre Veröffentlichung nicht - wie die Regierung - als Verstoß gegen die Gebote der nationalen Sicherheit ansahen, sondern im Gegenteil als einen Beitrag, der dem wohlverstandenen Interesse der Nation diente. Diese Veröffentlichung war aus unserer Sicht geradezu die Pflicht einer verantwortlich handelnden Zeitung.
Was ich damals am Schluß meines Vortrags sagte, glaube ich noch immer felsenfest:

Die ernüchternde Realität sieht so aus, daß der in den Pentagon-Papieren enthüllte Prozeß genau jener Prozeß ist, nach dem die meisten Regierungsgeschäfte immer noch ablaufen. Den Vorsatz »Nie wieder Vietnam« können wir zwar von ganzem Herzen unterstützen, doch wenn wir das dahinterstehende System nicht zeigen und im Licht der Öffentlichkeit genau untersuchen, wie es funktioniert, wird dieser Vorsatz leider eine hohle Phrase bleiben.

Ich brauche wohl nicht eigens zu betonen, daß die kleineren Irritationen, die es schon zuvor zwischen der Post und der Nixon-Administration gegeben hatte und die langsam, aber sicher die Spannungen verschärft und die Atmosphäre vergiftet hatten, sich jetzt zum ernsthaften Problem auswuchsen. Der Fall der Pentagon-Papiere hob die ständigen (und eigentlich ganz alltäglichen) kleinen Scharmützel zwischen Regierung und Presse auf eine neue Ebene. Die Mächtigen und die Reporter sind vielleicht, wie ich damals sagte, natürliche Gegenspieler, aber die Nixon-Regierung stieg hinfort mit bewußt gesteigertem Kampfeseifer in den Ring. Indem die Regierung nicht länger nur den Vizepräsidenten als Sprachrohr benutzte, sondern nun auch das Justizministerium Gerichtsprozesse anstrengen ließ, veränderte sie den Charakter der Auseinandersetzung. Wir alle begannen, uns um die Pressefreiheit immer stärkere Sorgen zu machen. Vor allem störte uns die anmaßende Einstellung der Nixon-Administration, allein die Regierung habe die Autorität zu bestimmen, was das amerikanische Volk wissen dürfe. Und wir waren der Ansicht, wie Ben später sagte, daß, wenn die Presse das Ziel sei, »die Öffentlichkeit das Opfer« darstelle. Ganz gleich, ob die Kontroverse um die Pentagon-Papiere nun das entscheidende Ereignis war, für das wir es damals alle hielten, oder nicht, gewisse Entwicklungen wurden dadurch beschleunigt.
Obwohl der Fall in der unglaublich kurzen Zeit von nur zweieinhalb Wochen abgewickelt wurde, schlug er hohe Wellen, und die Langzeiteffekte waren beträchtlich nicht nur für die Interessen der Post, die natürlich auch im Spiel waren. Ben sagte später: »Das war ein Schlüsselereignis im Leben unserer Zeitung. Es kam beinahe einer offiziellen Aufnahme der Post in die Spitzengruppe der Presse gleich. Eines unserer unausgesprochenen Ziele war es, so weit zu kommen, daß Post und New York Times im gleichen Atemzug erwähnt werden, was zuvor nicht der Fall gewesen war. Nach den Pentagon-Papieren aber war es so.«
Ich meine, daß die Post und ich selbst dabei, ohne es recht zu merken, zu wichtigen Akteuren auf der nationalen Ebene wurden: Zum ersten Mal in meinem beruflichen Leben waren die Augen auf uns gerichtet; was wir taten, war für die Presse und für das ganze Land von Belang. Und bis zu einem gewissen Grad gewann ich dadurch auch persönlich an Selbstsicherheit. Die Affäre schweißte viele von uns bei der Post sogar noch enger zusammen, besonders Ben Bradlee, Howard Simons, Phil Geyelin, Meg Greenfield und mich. Die Redakteure hatten sich einfach großartig verhalten. Seit Ende der sechziger Jahre hatten diese Leute sehr gut kooperiert und dabei zugleich viel Freude an der Arbeit entwickelt. Innerhalb der Gruppe herrschten Vertrauen und persönliche Wertschätzung, und das gleiche galt im Verhältnis zwischen ihnen und mir. Diese Gruppe war ein großer Rückhalt in meinem Leben. Mein Vertrauen zu Ben vertiefte sich sogar noch. Zwischen uns beiden hatte sich bereits zuvor ein echtes Verständnis entwickelt, und wir respektierten und bewunderten einander. Erst die Pentagon-Papiere aber setzten unser Verhältnis einer öffentlichen Belastungsprobe aus. Ben sagte später, ein Verzicht auf die Veröffentlichung der Papiere hätte zu einem wahren Desaster für die Post werden können, denn dann hätten wahrscheinlich viele Leute gekündigt. Er selbst wäre wohl nicht darunter gewesen, aber sein Schwung und das Streben nach großen Zielen wären wohl doch arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Was Ben und ich uns damals sagten, verrät eine Menge über die Qualität unseres Verhältnisses zu dieser Zeit; es zeigt, wie sehr wir uns aufeinander verlassen konnten und uns gegenseitig schätzten. Ben hatte die Tradition begründet, mir zu Weihnachten statt Blumen einen Brief zu schicken, und ich hatte ihm darauf immer in gleicher Weise geantwortet. Doch 1971 schrieb ich schon mitten im Jahr einen solchen Brief an Ben. Er datiert von dem Tag, an dem der Supreme Court sein Urteil verkündete:

Wir schreiben uns sonst immer zu Weihnachten Liebesbriefe, aber was die Zeitung in den letzten gut zwei Wochen getan hat, ist besser als Weihnachten und überdies früher im Jahr. So gut waren wir noch nie es war einfach unglaublich. Und das war nur möglich, weil Du und die Leute unter Dir noch einmal 10 Prozent draufgelegt und 110 Prozent gebracht haben ... Es war wunderbar und hat obendrein Spaß gemacht. Und es war eine gemeinsame Wegstrecke mit Dir zusammenzuarbeiten war schon immer eine Freude.

Ben schrieb mir umgehend zurück:

Mit Dir zusammenzuarbeiten ist weit mehr als eine Freude - es ist Überzeugungssache, eine Ehre und eine äußerst lohnende Aufgabe. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon morgen wieder eine solche Herausforderung bewältigen könnte, aber es ist großartig zu wissen, daß diese Zeitung die nächste Bewährungsprobe mit Mut, Engagement und Stil bestehen wird.

In der Tat erleichterte die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere zukünftige Entscheidungen, ja sie ermöglichte solche Entscheidungen überhaupt erst. Vor allem waren wir so auf den Watergate-Skandal gut vorbereitet - aber ich fürchte, Nixon war es leider auch.