415-1-36

Was noch nachklingt in der Frage, »[...] warum es eher Etwas als Nichts gibt?« (Leibniz, Vernunftprinzipien der Natur und der Gnade, Meiner 1956, S. 13) und auch darin, »daß nämlich, was nicht wahrhaft ein Wesen ist, auch nicht wahrhaft ein Wesen ist«. (Leibniz, Brief an Arnauld, April 1687, in: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie, Bd. II. S. 228.)

415-1-35

Vgl. die Beziehung, die von Freud zwischen der Kastrationsangst, der Angst, die Augen zu verlieren, und dem Tod des Vaters hergestellt wird {Das Unheimliche, in: G W., Bd. XII). Und auch dies: »Es kommt oft vor, daß neurotische Männer erklären, das weibliche Genitale sei ihnen etwas Unheimliches. Dieses Unheimliche ist aber der Eingang zur alten Heimat des Menschenkindes, zur Örtlichkeit, in der jeder einmal und zuerst geweilt hat. [...] Das Unheimliche ist also auch in diesem Fall das ehemals Heimische, Altvertraute.

415-1-32

Aussagen, die man mit denen Kants zu diesem Gegenstand vergleichen könnte. Die Beziehung von Freud und dem theoretischen Diskurs der Psychoanalyse mit Kant wirft übrigens eine Anzahl von Fragen auf. Zum Beispiel: Im Bereich der »transzendentalen FJnbildungskraft« blieb doch wohl auf beiden Seiten etwas offen und wurde nicht dargestellt. Auch auf die Gefahr hin, daß es sich dadurch in der Folge der Strenge einer von der »Moral« beherrschten »Praxis« anpassen muß.

415-1-29

Was Freud einräumt, wenn er sagt, daß er von nichts als der »Vorgeschichte« der weiblichen Sexualität gesprochen habe (in: Die Weiblichkeit, a.a.O., S. 140), oder auch wenn er erkennt, daß das, was die präödipale Vorzeit des Mädchens betrifft, einer so unerbittlichen Verdrängung unterworfen ist, daß es scheint, als müsse man alle Stufen der Geschichte wieder durchqueren, um zuletzt die Spuren einer archaischen Kultur wiederzuentdecken. Vgl. dazu: Über die weibliche Sexualität, in: Sexualleben, S. 276.

415-1-28

Diese Abschaffung könnte in Lacanschen Begriffen sicher als »Verwerfung« eines Schlüsselsignifikanten für die Ökonomie des weiblichen Begehrens interpretiert werden. Aber wenn das so ist, dann muß die »Verwerfung« selbst nach ihrer besonderen Beziehung zum Namen-des-Vaters befragt werden; dieser ist, was die Frau betrifft, die gesetzgebende Kraft für diese Abschaffung der Beziehung zu einer für die »Symbolisierung« unentbehrlichen Repräsentation.

415-1-27

»Selbst die Ehe ist nicht eher versichert, als bis es der Frau gelungen ist, ihren Mann auch zu ihrem Kind zu machen und die Mutter gegen ihn zu agieren.« Die Weiblichkeit, a.a.O., S. 143.

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