215-1-16

Das wäre eine andere Interpretation des Tabu der Virginität - G. W., Bd. XII, S. 159 ff. -, wobei das Hymen der Schleier wäre, der das Geheimnis der Aneignung der Mutter verbirgt. Es ist bekannt, daß dies eine Wucherung von Fetischen nach sich ziehen kann, die die Probe der sexuellen Potenz/Impotenz verschieben.

215-1-15

An das »biologische Schicksal« wird auch zur Rechtfertigung der Kastrierung der Frau appelliert. »Um ein Wort Napoleons zu variieren« schreibt Freud: »Die Anatomie ist das Schicksal.« Vgl. Der Untergang des Ödipuskomplexes, in: G. W., Bd. XIII, S. 400.

215-1-13

Muß man in diesem Zusammenhang daran erinnern, daß die traditionell verabscheute, verachtete und karikierte Person die Mutter der Frau ist? Daß sie die Sehnsucht des Mannes nach seiner eigenen Mutter am stärksten bedroht?

215-1-12

Und was ist von dem Wertzuwachs zu halten, in dessen Genuß der Phallus -der Phallus - eben dadurch kommt, daß die Arbeit in dieser Genese des »Frau-Werdens« einfach gestrichen wird?

215-1-11

Anders gesagt, der Ödipuskomplex dient nicht dazu, den Unterschied zwischen den Geschlechtern zu artikulieren, sondern dazu - sozio-symbolisch -, das Gesetz des Vaters durchzusetzen. Dieser liebt stets nur sein erstes Objekt, aber die Sprache schaltet sich zwischen ihn und dieses unerreichbare »Objekt«, unerreichbar, weil es zur Würde eines Ideals erhoben ist, das das Gesetz, nach dem der Logos funktioniert, als solches untermauert, wodurch die sexuelle Beziehung unmöglich wird.

215-1-10

Erklärte sich so das Insistieren auf der Problematik des Ursprungs? Der komplizierteste »Umweg [der lebenden Substanz] bis zur Erreichung des Todeszieles« - vgl. Jenseits des Lustprinzips, in G. W., Bd. XIII, S. 41 — bestünde in der ständig wiederholten Erneuerung des Bandes zum Ursprungsort der Empfängnis, das dabei immer weiter von der Materialität seines Anfangs entfernt wird. In dem Auslöschen der Geburt in der unendlichen Liebe der Idealität des Anderen und als dem Anderen.

215-1-9

Ebenso zweideutig folgender Satz von Freud: »drängt die Erkenntnis des anatomischen Geschlechtsunterschiedes das kleine Mädchen von der Männlichkeit und von der männlichen Onanie weg...« Vgl. Einige psychische Folgen des anatomischen Geschlechtsunterschieds, in G. W., Bd. V, S. 264.

215-1-8

Die Rolle des »Kienholzes«, das »dazu benützt werden kann, das härtere Brennholz in Brand zu setzen«, die Freud als die der Klitoris in einer reifen weiblichen Sexualität bezeichnet, scheint ein Abklatsch der Vorstellung, die der Mann sich vom weiblichen Begehren macht. Entsprechend seinem eigenen Begehren doch wohl? Vgl. Drei Abbandlungen zur Sexualtheorie, a.a.O., S. 88 ff.

215-1-7

Vgl. hierzu die Debatte über die sexuelle [Entwicklung der Frau zwischen Karen Ilorney, Melanie Klein, Ernest Jones und Freud.

Seiten