Teil V: Weiblichkeitssymbolik und Frauenallegorien in der Revolution - 3

Liebe, Krieg und Revolution. Geschlechterbeziehung und Nationalismus in der Revolution 1848/1849

In seiner Rede auf dem Hambacher Fest am 27.5.1832 hatte der Liberale Philipp Jakob Siebenpfeiffer fast prophetisch angekündigt:

  • »Es wird kommen der Tag..., wo das deutsche Weib, nicht mehr die dienstpflichtige Magd des Mannes, sondern die freie Genossin des freien Bürgers, unseren Söhnen und Töchtern die Freiheit einflößt.«[1]

1848 schien es so, als ob dieser Tag gekommen wäre. Die Revolution brachte Bewegung auch in die Geschlechterbeziehung, und die revolutionäre Hochstimmung der ersten Monate veränderte den alltäglichen Umgang von Männern und Frauen. Über die Erfahrungen ihrer Mutter berichtet Isolde Kurz, die Tochter von Marie von Brunow:

  • »Es schien damals, als ob ein neuer Weltenmorgen angebrochen sei, etwas festlich-frühlingshaftes ging durch die Lüfte, alle Zöpfe fielen mit einem Schlag, es gab auf einmal keine Bureaukratie und keine gesellschaftlichen Vorurteile, keine Schranken des geselligen Verkehrs zwischen den Geschlechtern mehr.«[12]

Viele Konventionen wurden im ersten revolutionären Überschwang übersprungen (Kap. IV. 2). Für kurze Zeit schienen die Normen verrückt. Die Beziehungen zwischen Mann und Frau erhielten durch die Zeitereignisse eine ganz neue Dimension. Die radikaldemokratische Baronesse Marie von Brunow, die spätere Frau des »Beobachter«-Redakteurs Hermann Kurz, führte 1848/49 ein >bewegtes< Leben. »Unbehindert konnte sie mit diesem oder jenem ihrer bürgerlichen Verehrer halbe Nächte allein auf dem Neckar rudern, in Träumen von Volksbeglückung und Menschheitsverbrüderung schwelgend.«[3]
Auch soziale Grenzen wurden durchlässiger oder erschienen angesichts der gemeinsamen politischen Ziele von sekundärer Bedeutung. Marie Brunow diskutierte nicht nur mit bürgerlichen Freunden, sondern zählte unter ihren Verehrern auch den Vorstand des Eßlinger Arbeitervereins, August Hochberger. Die Ehefrauen und Töchter der Mitglieder des Demokratischen Volksvereins waren ebenso Gast bei den Turnern wie auf den Festen des Handwerker- oder Arbeitervereins. Keine Verbrüderungsfeier, bei der die,Schwestern< fehlten. Bei den demokratisch orientierten Organisationen wurde die Teilnahme der Frauen als Ausdruck von Gesinnungstreue und zugleich als Indiz für die Attraktivität des politischen Programms genommen. Vor allem die Turner, in der Regel junge Männer im heiratsfähigen Alter, legten auf die Anwesenheit von Frauen großen Wert. Als der Schwäbische Turnerbund im Mai 1848 in Eßlingen das »Fest der Verbrüderung« feierte, zu dem mehrere hundert Turner aus 28 Turngemeinden des Landes gekommen waren, kommentierte die Zeitung:

»Unsere Frauen und Jungfrauen, die in neuerer Zeit grossen Patriotismus an den Tag legen, fanden sich zahlreich zu dem Festzug, beim Turnen und Nachmittags bei der geselligen Unterhaltung ein. Es war, wie gesagt, ein doppelt schöner Tag.« (NT 5.5.48)

Die Revolution war ein gesellschaftliches Ereignis. Alle größeren politischen Versammlungen und Veranstaltungen mündeten meistens in gesellige Unterhaltungen oder Tanzvergnügen. Nach der Stuttgarter Fahnenweihe der Bürgerwehr z.B. fand am Nachmittag »ein wahres Volksfest« statt (Beob 26.8.48), und der Abend schloß mit einem prächtigen Ball im Redoutensaal, bei dem sich sogar Mitglieder des königlichen Hauses die Ehre gaben und mit Stuttgarter Bürgertöchtern tanzten. Gesellige Unterhaltungen, zu denen die Töchter und Ehefrauen der Vereinsmitglieder eingeladen waren, dienten für Konstitutionelle und Demokraten, Arbeiter und Turner dazu, Gleichgesinnte zusammenzuführen und die politische Geschlossenheit der Gruppe zu demonstrieren. Was für das Vereinswesen des Vormärz galt (Kap. IV.4), traf auch auf die Revolutionsjähre zu: Über politische Beziehungen knüpften sich private Bande, und umgekehrt wirkten private Beziehungen wiederum zurück auf die innere Stabilität der politischen Bewegung.
Fraglos beeinflußte die Teilnahme der Frauen die politische Stimmung der Revolutions jähre, gab ihr jene Beschwingtheit, die damals Freiheit und Freude zum Synonym werden ließen. Das »Kränzchen« schrieb 1849 einen Artikel »Über den Einfluß der Frau auf die socialen Verhältnisse«:

»Die Gesellschaft der Frauen macht die Männer unternehmend und kühn, sie verleiht
überdem Ungestüm, Frohsinn und Heiterkeit, Dinge welche ein Tyrann nicht liebt.«
(KR 89, 1849)

Daß Frauen die Männer politisch anspornen und vorwärtstreiben sollten, formulierte im März 1848 ein Artikel im »Neuen Tagblatt«, der die »Bürgerinnen« aufforderte, dafür zu sorgen, daß der endlich erwachte deutsche Michel »nicht mehr nach der Schlafmütze... greift.« (NT 12.3.48) Ziel der Frauen in der Revolution war, »die Männer und Jünglinge für den Kampf um des theuren Vaterlandes Freiheit und Wohl zu ermuntern und zu bestärken!« Dies erklärten die Gmünderinnen 1849 und forderten »unsere Schwestern in Württemberg« auf, »die Bestrebungen der Männer durch entschlossene Hingebung von unserer-Seite zu unterstützen und nachhaltig zu machen« (MSP 11.6.49). Einem gemeinsamen politischen Ideal verpflichtet, fühlten sich die Frauen in der Revolution »als Genossin im Dienste des Fortschritts und der Humanität« (KR 47, 1849), so Louise Otto. Frauen sollten und wollten »mit den Männern Hand in Hand wirken« (KR 47, 1849).

»Die zärtliche Gefährtin des Mannes« (KR 56, 1849)

1848/49 wurden Frauen aktiv, deren Frauenideal »die Gefährtin«[4] war, eine Frau, die mit dem Mann Seite an Seite ging, zum selben Ziel. Dieses Leitbild, das im liberalen und demokratischen Bürgertum des Vormärz allgemein verbreitet war, war in sich widersprüchlich und beinhaltete für die einzelnen politischen und sozialen Gruppen unterschiedliche Implikationen. Im demokratischen Milieu wurde die Gemeinsamkeit von Mann und Frau als gesellschaftliches Gegenmodell zu Autokratie und Despotismus (KR 89,1849) verstanden. Ein egalitäres Geschlechterverhältnis erschien als Voraussetzung für die zu erkämpfende demokratische Gesellschaft. Die Idee der Frau als Gefährtin stand in der Tradition der aufklärerischen Naturrechtslehre, die von einer natürlichen Gleichheit der Menschen ausging, und die Mann und Frau als gleichermaßen vernunftbegabte Wesen und von daher als ebenbürtig betrachtete. Von einem Teil der liberalen und demokratischen Bewegung wurde die Befreiung der Frau aus der Vormundschaft des Mannes (Kap. IV.4) analog gesehen zu bürgerlichen Bestrebungen, sich vom patriarchalisch-bürokratischen Anstaltsstaat des Spätabsolutismus zu lösen. Politisch wirksam wurde diese Vorstellung vor allem auf der Ebene des Privatrechts; in mehreren deutschen Staaten z.B. war in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die Geschlechtsvormundschaft aufgehoben worden.
Eine differenzierte und problembewußte Einstellung gegenüber Frauen gehörte im Vormärz zum intellektuellen Habitus des (sich selbst für fortschrittlich haltenden) Bürgertums, selbst in jenen Kreisen, die eigentlich die rechtliche Gleichstellung der Frauen im öffentlichen Leben ablehnten. So konnte es sich der Verfasser des Artikels »Frauenleben, Frauenemanzipation« im Brockhaus von 1839 leisten, seine Sensibilität gegenüber der Frauenfrage zu zeigen, indem er eingestand, »daß dem weiblichen Geschlecht häufig Unrecht geschehen ist... unter uncultivierten Völkern nach einem allgemeinen Übereinkommen, unter cultivir-ten aber auf dem Wege der individuellen Willkür.. .«.[5] Das Verhältnis von Mann und Frau erschien in dieser Zeit der nationalen Selbstfindung als Gradmesser für die Zivilisiertheit und Kultiviertheit einer Nation. »Wo das Weib die Sclavin des Mannes, wo sie ohne höhere Liebe an ihn gefesselt, wo sie ausgeschlossen ist vom höheren Leben, wo sie keine berathende Stimme hat im Familienverband der Nation, da gibt es keine Kultur«, hieß es programmatisch im Artikel »Frau« des »Damen Conversations Lexikons«.[6]
Aus diesen Konzepten einer neuen Geschlechterbeziehung entsprang allerdings nicht die Idee der völligen rechtlichen und sozialen Gleichstellung der Frauen. Frauenemanzipation wurde in Deutschland (Kap. IV. 4) oft nur auf den engen häuslichen Bereich bezogen. Die Vorstellungen von der Gleichwertigkeit von Mann und Frau mündeten lediglich in die Forderung nach der »Emanzipation der Frauen aus dem ehemännlichen bzw. väterlichen Regiment«.[7] »Das Weib muß frei, geachtet, dem Manne gleich gestellt sein, soll es eine gute Hausfrau werden«, schrieb so das 1835 erschienene, offensichtlich von Liberalen verfaßte »Damen Conversations Lexikon«.[8] Erst Demokratinnen wie Louise Otto forderten 1848/ 49 die Gleichstellung der Frauen in allen öffentlichen politischen Bereichen, denn ihrer Ansicht nach konnte nur »bei gleicher Berechtigung... das Weib die zärtliche Gefährtin des Mannes sein« (KR 47,1849).
Das Leitbild der Gefährtin hatte die Beziehung zwischen den Geschlechtern verändert. Für Frauen hatte sich dadurch einerseits der traditionelle Handlungsspielraum vergrößert, zugleich aber wurden damit auch neue Verhaltenszumutungen an sie herangetragen. Eine Frau sollte nicht mehr nur Haushälterin, Gebärerin und »Pflegerin des Gatten und seiner Kinder« sein, »sondern auch Freundin, Vertraute, Rathgeberin, eine Stütze bei schwierigen Verhältnissen«.[9] Dies galt auch für den Bereich der Politik. »Ein Weib«, auf das sich Männer in ihren »Kämpfen für (ihre) Überzeugung« stützen können und keine, die sich »wie Blei an eure Thatkraft hängt«, wünschte sich ein schwäbischer Demokrat 1847 (RMC 5.11.47). Damit waren Anforderungen formuliert, die sich auf die Geschlechterbeziehung und den politischen Verhaltensspielraum von Frauen 1848/49 auswirkten.
Die »zärtliche Gefährtin« war dem Mann in Liebe verbunden. An die Stelle der weiblichen Unterordnung unter die männliche Gewalt und die durch die Ehe gebotene leidenschaftslose und praktische Zuneigung der Eheleute war eine gefühlvolle Beziehung getreten. Über die »Gattin« schrieb das »Damen Conversations Lexikon«: »Sie ist die Gefährtin dessen geworden, den ihr Herz erwählt, mit dem sie Seele um Seele getauscht, dem sie sich für ewig zu eigen gegeben.«[10] Das Ideal der »liebend dem Mann zugewandten Kameradin«[11] war eine Synthese zwischen der egalitären Geschlechterkonzeption der Aufklärung und der romantischen Idee der freien Liebe. Die Ehe wurde nicht mehr als gesellschaftlicher Zweckvertrag definiert, sondern als die Vereinigung zweier Liebender. Statt materieller Interessen zählte nun der Gleichklang der Seelen.[12] Ein freies Liebesbündnis ohne formalrechtliche Bindung propagierten und lebten im Vormärz radikaldemokratische Intellektuelle im Umkreis des »Jungen Deutschland«. Der Begriff der Liebe war in dieser Denktradition eng mit dem der Freiheit verknüpft, im Unterschied zur späten Romantik, die sich inzwischen wieder zur Ehe bekannte.[13]
Die Idee einer auf Liebe beruhenden Beziehung zwischen Mann und Frau hatte im Vormärz Eingang in das Denken der Liberalen, z.T. auch der Konservativen gefunden. Die Verheiratung von Frauen aus Rücksicht auf Standes- und Familieninteressen, die sogenannte Konvenienzehe, stieß zunehmend auf Ablehnung. »Freie Gattenwahl« wurde als ein wesentliches Persönlichkeitsrecht der Frauen begriffen.[14] Liebe legitimierte in diesen bürgerlich-liberalen Theorien allerdings nicht den Ausbruch aus dem rechtlichen Rahmen der patriarchalen Familie, sondern sollte im Gegenteil diese stabilisieren und festigen. Dies wird besonders deutlich bei Rotteck und Welcker, die unverhohlen von der »Obergewalt des Mannes« in der Familie ausgingen. Die Liebe erscheint bei ihnen funktionalisiert, sie dient »zur Milderung solcher unvermeidlicher Herrschaft des Mannes«.[15] In dieser pragmatischen Transformation des Liebesbegriffes spiegelte sich die reaktionäre Wendung wider, die der Begriff in der Restaurationszeit bekommen hatte. Verurteilte die frühe Romantik, in diesem Fall Friedrich Schlegel, noch die »Freiheit mordende grenzenlose Hingebung«[16] der Frauen, wie sie in den empfindsamen Romanen des späten 18. Jahrhunderts geschildert wurde, pries die Spätromantik diese als Ideal. Liebe bedeutete bei Chamisso Unterwerfung der Frau. In seinem 1828 geschriebenen Versepos »Lebens-Lieder und Bilder« läßt er die junge Ehefrau zu ihrem Gatten sagen: »Dein Kind, dein Weib, dein Liebchen und Deine Magd und Dein! Mein theurer Herr, mein Gebieter, Du Vielgeliebter mein!«[17]
Der egalitäre Geschlechterdiskurs wurde durchkreuzt von einer in der Konsequenz konservativen Vorstellung vom Wesen der Frau, in der sich die deutsche Rezeption Rousseaus mit der den Romantikern eigenen Verklärung des Weiblichen mischte. Den sich selbst als rational definierenden Männern erschienen die Frauen als die Verkörperung des Emotionalen. »Eigentliches Gefühl haben nur die Frauen«, meinte z.B. Friedrich Schlegel.[18] Wie ein Leitmotiv zog sich diese »Definition des weiblichen Geschlechtscharakters«, wie es Karin Hausen nennt, durch die Literatur und Philosophie des frühen 19. Jahrhunderts. »Liebe ist ihr Wesen, Liebe soll der Anfang und Liebe das Ende ihres Lebens seyn«, schrieb Arndt in der Nachfolge von Fichte,[19] und was die deutschnationale Literatur 1813 formulierte, wurde 1847 von den Liberalen wiederholt. »In der Liebe«, so der Liberale Welcker, »gibt das Weib sich ganz hin und macht sie zum Zielpunkt seines Lebens.«[20] In der Konsequenz bedeutete diese Zweckbestimmung der Frau zur Liebe völlige Selbstaufgabe und den Verlust weiblicher Identität, dies hat bereits Barbara Duden am Beispiel von Fichtes »Deduction der Ehe« aus dem Jahr 1796 gezeigt. Ähnliches läßt sich bei den liberalen Theoretikern des Vormärz feststellen. Für Welcker ist die Frau bereits keine Person mehr, sondern »das Mitwesen eines geliebten Andern«, »eins mit ihm, wie rankend Immergrün an der Eiche«.[21]
Die Idee der liebend dem Mann zugewandten Frau war in sich doppelbödig. Dies tritt nicht zuletzt in der Geschlechtermetaphorik der Revolutionszeit zutage. Das Bild der Gefährtin bewegte sich zwischen den Polen einer freiheitlich demokratischen Geschlechterbeziehung und liebender Selbstlosigkeit, wobei die Grenzen oft fließend waren. Welche Seite angesprochen wurde, wechselte mit den jeweiligen Zielen der Revolution und mit der politischen Position der Handelnden.

»Für Freiheit, Vaterland...
Für Freundschaft, Liebe und Freude«[22]

In der demokratischen Bewegung des Vormärz war die Beziehung zwischen Männern und Frauen ins Pathetische überhöht. Eifrig sangen die liberalen und demokratischen Liederkränze in der Tradition der deutschen Klassik das »Frauenlob«. Programmatisch dafür ist ein Lied von Hermann Kurz, dem späteren Ehemann von Marie von Brunow, das 1845 auf dem Herrenberger Liederfest erklang:

»Doch gilt's die deutschen Frau'n zu preisen,
Da kommt's am vollsten aus der Brust,
Und tönt wie helle Siegesweisen,
Und überströmt von Stolz und Lust.«[23]

Eine solche emphatische Hinwendung zu den Frauen finden wir auch immer wieder während der Revolution. Aus diesem Selbstverständnis heraus wandten sich vor allem die Demokraten in den ersten Märzwochen mit pathetischen Aufrufen an die »deutschen Frauen und Jungfrauen« (Kap. IV. 3 und V. 1), die nicht minder enthusiastisch darauf reagierten. Die Revolution war verbunden mit einem heute nur schwer nachvollziehbaren Gefühlsüberschwang und einer euphorischen Form der Geschlechterbeziehung. Politische Befreiung und nationale Vereinigung wurden antizipiert in einer Befreiung der Emotion.[24] In der Generation jugendlicher Demokraten und Sozialisten - nicht in der damals schon überalterten liberalen Elite des Vormärz - wirkten Vorstellungen einer romantisch gewendeten Empfindsamkeit nach, für die Liebe der Schlüssel zu gesellschaftlicher Freiheit und Glück war. »In Liebe« war der »deutungsreiche Kranz gewunden«, mit dem die Frauen den Sitzungssaal der Nationalversammlung schmückten und den die Stuttgarterinnen auf die Fahne der Turner stickten. Als Bürgerkronen (corona civica) erinnerten diese Kränze aus Eichenlaub einerseits an die demokratische Tradition der römischen Republik.[25] Andererseits stand die Eiche als >deutscher Baum< für die nationale Gesinnung der Frauen. Einen »Kranz des heiligen Laubes« überreichten bei Klopstock »die Jungfrauen« dem siegreich aus der Schlacht heimgekehrten Hermann, dem »Befreyer des Vaterlandes«.[26] Im festlichen Dialog der Geschlechter symbolisierte der Kranz zugleich die Fruchtbarkeit dieser revolutionären Generation. »Und wie sich dort der grüne Kranz der Eichen auf Eurer Fahne epheugleich verschlingt«, wünschte Mathilde Gutekunst den Stuttgarter Turnern bei ihrer Fahnenweihe, »so mögt auch Ihr im Leben euch verzweigen« (NT 16.5.48). Nicht zufällig waren es die demokratisch orientierten Turner, die auf ihren Feiern immer wieder die Liebe beschworen. Das folgende, von einer Frau vorgetragene Gedicht verquickt aufs innigste Liebe und nationale Einheit. Es stammt von dem Stuttgarter Turner und Arbeitervereinsführer Ferdinand Braun, dem späteren Vorsitzenden der württembergischen Arbeiterverbrüderung.

»So nehmt denn hin, das buntgeschmückte Zeichen,
in Liebe ist's, in Freundschaft Euch geweiht...
Sey's Euch ein Zeichen, daß die Deutschen
Der Eintracht Band jetzt mehr und mehr umschlingt,
Sey's Euch ein Zeichen, daß auch deutsche Frauen
Noch deutscher Sinn für Deutschlands Heil durchdringt.
Doch sey es auch ein Zeichen heil'ger Treue,
Die treu vereintem Streben jetzt ihr schwört;
nur Brüdersinn, nur Liebe gilt die Weihe,
Die hoch allein den Turner ziert und ehrt.« (NT 16.5.48)

Frauen und Männer sahen sich in der demokratischen Bewegung liebend verbunden. Diese intensiven Gefühle standen einerseits ganz in der Tradition des damals in Intellektuellen-Kreisen praktizierten Freundschaftskultes.[27] Freundschaft bedeutete dabei in erster Linie die gegenseitige »Zuneigung verschiedener Personen, welche durch Übereinstimmung der Gefühle und Gesinnungen erzeugt wird« - so die 1843 erschienene Gynäologie, ein Handbuch zum »Geschlechtsleben in seinem ganzen Umfange... zum Wohle der Staatenbürger«.[29]
Im Unterschied zu den Freundschaftsbünden des 18. Jahrhundert[29] schwangen 1848/49 aber durchaus erotische Untertöne mit. Freundschaft und Geschlechterliebe waren in der (eher romantischen) Gesinnungsgemeinschaft von Mann und Frau 1848/49 nicht immer scharf getrennt. Der »Demokrat« mit seiner Geliebten war im Positiven wie im Negativen ein festes Stereotyp der Revolution, das von den Demokraten selbst, aber auch von ihren Gegnern immer wieder zitiert wurde (Kap. III. 1). Daß die demokratische Paarbeziehung dabei für ein politisches Konzept stand, illustriert die Karikatur »der König und der Demokrat«. Mit wildem Bart, Heckerfeder am Hut und seinem Mädchen am Arm, das »ihn liebend« anlacht, erscheint der Demokrat und die mit ihm einige Freundin als Antipode des nur von Unterwürfigkeit umgebenen Monarchen.
Liebe wird in der Revolution 1848 zum »Medium«, zum kommunikativen Code,[30] mit dem sich Männer und Frauen gegenseitig ihrer politischen Gesinnung versicherten und die Tiefe ihres politischen Engagements ausdrückten. Die von den Frauen gestickten Fahnen waren »Zeichen«, daß auch die »Herzen« der Frauen »warm für die Sache schlagen, der ihr Euer Streben weiht« (ESP 27.9.48). Privates Erleben und Gefühl wurden auf den Revolutionsfeiern öffentlich zelebriert oder, anders betrachtet: rationales politisches Handeln intimisierte sich zusehends in der bürgerlichen Revolution.[31].Schimpfende Weiber und patriotische Jungfauen
Die Geschlechter verband ein »für Deutschlands bessere Zukunft begeistertes Gemüth« (MSP 11.6.49). Die Nation erschien als Gemeinschaft der »patriotisch fühlenden Herzen« (MSP 11.6.49). Indem Mann und Frau in geradezu religiöser Weise »entflammt«[32] waren für die gemeinsame Sache, für das höhere Ziel der nationalen Einheit, erfuhr die erotische Beziehung zwischen den Geschlechtern ihre Überhöhung und Sublimation in der Vaterlandsliebe. Dies kommt besonders in der politischen Laienlyrik zum Ausdruck. Mit einem Gedicht über »das Erwachen des deutschen Reichsadlers« wandte sich in Gmünd ein unbekannter Verseschmied direkt an die Frauen.

»Drum auf ihr lieben Mädchen
Müßt patriotisch sein!
Und liefert für den Adler
Die goldnen Ringlein ein.
Der Adler ist ein treuer
Und zuverlässiger Mann
Er ist der beste Freier,
Den man nur haben kann.
Dann machet man dem Adler
Ein güldnes Hochzeitskleid
Und ihr habt einen Liebsten
Für jetzt und Ewigkeit.« (BvR 26. 4.48)

In dieses Bild der >ewigen Hochzeit<[33] in dem die Liebe zur Nation ihren Höhepunkt erreicht, fließt eine Religiosität ein, die bereits den Liebesbegriff der Romantik kennzeichnete. Für Schleiermacher z.B. war Liebe »das Anschauen des Ewigen im Zeitlichen«.[34] Für das fortschrittliche Bürgertum des 19. Jahrhunderts, das auf gesellschaftliche Veränderung drängte, war Liebe die schaffende Kraft. So schreibt das »Damen Conversations Lexikon«:

»Alles Erhabenen Schöpferin ist aber die Liebe, die in beiden Geschlechtern vereint als eine heilige Opferflamme zum Himmel emporlodert, von wannen sie der Zeitgeist seinen Kinder gesendet...«[35]

Auf der religiösen Begründung der Liebe schließlich beruht auch der Gedanke des Opfers,[36] der mit dem der Liebe einherging. In der Revolution überlagerte sich dabei die weibliche Hingebung für das Vaterland mit der Selbstaufgabe in der Geschlechterbeziehung.

  • »(...) entäußert einen Theil eures unnötigen Schmuckes, denn ihr dürft gewiß sein, daß euch nichts schöner ziert als die Liebe, die Aufopferungsfähigkeit für das Vaterland; die begeisterte Achtung und Liebe aller freigesinnten Männer, das edle Bewußtseyn, sagen zu können: auch ich habe Teil an eurer schönen That, wird euer Lohn sein...«. (BvR 12.5.49)

Liebe spielt aber auch im Kontext demokratischer und sozialistischer Ideen eine wichtige Rolle.[37] Liebe bedeutete für die deutschen Idealisten und ihren teleologischen Sozialismusbegriff die utopische Vorwegnahme einer besseren Gesellschaft. In einem Artikel über Feuerbach schreibt 1845 Karl Grün:

  • »>Die Einheit von Ich und Du (die Vereinigung des Menschen mit dem Menschen) ist Gott<, ruft Feuerbach aus, d.h. der Socialismus die wahre Vergesellschaftung ist das Höchste, wozu es dieses Geschlecht bringen kann... Der Socialismus aber... ist das Leben der zu Verstand gebrachten Liebe.«[38]

Aus der Perspektive bürgerlicher Individualität und romantischen Gemeinschaftsdenkens schuf die Liebe die innere Verbindung zwischen den einzelnen Mitgliedern der Gesellschaft. Liebe war dabei zugleich eine Metapher für Gleichheit.

  • »Nicht von Politik nach außen oder innen soll hier die Rede sein. Aber von dem Verkehre der Bürger unter Bürgern, von dem freundnachbarlichen Sinne der Bewohner von Städten und Dörfern, von der freien und freudigen Achtung vor den Gesetzen und Institutionen des Vaterlands, von der Liebe und Eintracht der Bürger und ihrem brüderlichen Zusammenhalten in Freud und Leid.«[39]

Der Nationalismus der Vormärz- und Revolutionsjahre war im Vergleich zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch eng verbunden mit Freiheits- und Gleichheitsideen.[40] Nur in der Freiheit konnte sich demnach Liebe entwickeln, und die Demokraten waren unter Umständen auch bereit, dafür das Vaterland aufzugeben.[41] Die Liebe, die 1848 das »Vaterland umschlingt« (ESP 11.10.48), war im Unterschied zum frühen Nationalismus der Befreiungskriege eine bürgerlichdemokratische. Zwar wurde bereits 1813 die Nation als »Brüderbund« definiert, doch knüpfte diese Vorstellung eher an religiöse und pietistische Gemeinschaftsideen an, als an demokratische. Nationale und bürgerliche Freiheit wurden damals nicht zwangsläufig antifeudal gedacht.[42]
Inwieweit Frauen als Personen, die kein Bürgerrecht besaßen (Kap. IV. 4), in diesem Bruderbund der Nation mitgedacht wurden, hing im wesentlichen von der politischen Position der Männer - und der Frauen ab, denn auch Frauen identifizierten sich mit dieser Idee, wie ihre Teilnahme und ihre Rezitationen auf den Fahnenweihen (Kap. V.2) zeigen. Außerhalb Württembergs, im demokratischen Mainz gab es z.B. Turneraufrufe, die in die Vision einer brüderlichen Gesellschaft Frauen miteinschlossen.

  • »Des Mannes körperliche Kraft, der Geist der Menschheit und die edle, reine Frauenliebe, dieses Göttliche des Weltalls, diese drei Elemente des Seins vereinten sich durch die Tat und den gemeinsamen Glauben zum schönen Bruderbunde einer Bevölkerung, die nicht Stand, Alter, nicht Geschlecht ausschließen will von dem heiligen Bund der Freiheit.«[43]

Als ontologische Größe, als »Element des Seins« wird die Liebe der Frauen der Kraft des Mannes und der Vernunft gegenübergestellt. Auch im Denken der demokratischen Bewegung fand also die polare Definition der Geschlechtscharaktere ihren Widerhall. Frauen wurde Liebe und Gefühl als spezifische weibliche Qualität zudiktiert, und zugleich wurden sie in ihrer Emotionalität romantisch überhöht. Ihre Gegenwart >verklärte< die Politik, sie »verschönerten« die politischen Feiern und brachten damit - ganz im Sinne der romantischen Auffassung des Weiblichen - Poesie in den rationalen politischen Alltag. Diese Bestimmung der Frau als »Mitfühlende« wird noch deutlicher in den Niederlagen der Revolution, wo Frauen pflegend und unterstützend den Männern zu Hilfe eilten. Bei der Trauerfeier für Robert Blum waren es »die trauernden Frauen in der Mitte des Zuges«, die die allgemeine Stimmung der Totenfeier ausdrückten (Beob 24.11.48).
Gemeinsam mit den Männern gingen die Frauen 1848/49 in der Hingabe an das höhere Ziel der nationalen Einheit und Demokratie auf. Frauen wollten nur »Theil« haben »an der großen Weltenerlösung, die der ganzen Menschheit... Glück, Einheit, Freiheit und Gleichheit bringen« sollte (ESP 19.10.50). Diesem allgemeinen Zweck ordneten Frauen ihre eigenen Interessen unter. Ihre politische und seelische Allianz mit den Männern hinderte sie daran, an die eigene Emanzipation zu denken. In der reaktionären, gegen jedes Emanzipationsstreben der Frauen gerichteten Polemik Wilhelm Riehls aus den 1850er Jahren steckt so ein Stück Wahrheit.

  • »Von selber verfällt eine deutsche Frau noch nicht auf den Gedanken der >Emancipation der Frauen<... Erscheinungen wie die russischen Nihilistinnen oder geistesverwandte Pariser Bürgerinnen muthen uns Deutsche doch gottlob noch sehr ausländisch an. Das Weib hält die natürlichen Stufenfolgen im Familienleben und den Gesellschaftsgruppen streng auseinander, nicht aus politischem Bewußtsein, sondern aus Instinkt. Es hat die Selbstbeschränkung auf einen engen Kreis im Hause kennen gelernt; es wird nur vollgültig, indem es sich eins weiß mit einem Mann.«[44]

Die Idee der Komplementarität (»Nicht das Weib, nicht der Mann allein drücken die menschliche Natur aus; nur Mann und Frau vereinigt bilden den vollkommenen Menschen.«[45]) besaß eine Entsprechung auf dem Gebiet der Politik. Die Familie, auf der der Staat nach der damaligen politischen Theorie gründete,[46] wurde als organische Einheit von Mann und Frau gedacht. In der Ehe als Bindeglied zur Gesamtgesellschaft wurzelte der »wahre Patriotismus«.[47]

  • »Vaterlandsliebe, Erfüller aller Staatspflichten, echter Bürgersinn, Nächstenliebe und reine Menschlichkeit sind die Springröhren, die aus der heilsamen Quelle der Ehe sich ergießen. Wer durch kein liebendes ihm ganz angetrautes Wesen an die Mitmenschheit, an die bürgerliche Gesellschaft gekettet ist, wird selten ein eifriger Bürger und selten ein eifriger Patriot sein.« (KR 54, 1849)

Für den Mann war die ihm liebend zugewandte Frau das Medium seiner bürgerlichen Vervollkommnung, wie umgekehrt die Frau erst durch die Heirat »Bürgerin« und damit »wesentliches Glied der Gesellschaft« wurde. Die Liebe war in der, 1849 in der württembergischen Frauenzeitung das »Kränzchen« veröffentlichten, konservativen Ehephilosophie weitgehend entsexualisiert. »Aber nur die Liebe, die nach Höllenfahrten und Fegefeuerproben heißer Sinnlichkeit in das Himmelreich der Ehe eingeht, verdient Liebe in der wahren Bedeutung des Wortes genannt zu werden.« (KR 54, 1849)
Der konservative Diskurs, der die gesellschaftliche und soziale Vervollkommnung der Frau an ihre natürliche Zweckbestimmung band, Mutter und Gattin zu sein (Kap. III. 2), überdauerte die Revolution. Die Idee der Komplementarität der Geschlechter führte, wie Karin Hausen ausführlich gezeigt hat, zur Beschränkung der Frau auf biologische und häusliche Funktionen und in der Konsequenz zur Aufrechterhaltung männlicher Rechtsprivilegien.[48] 1848/49 schien diese Seite des Geschlechterverhältnisses allerdings für eine kurze Zeit in den Hintergrund getreten; die Euphorie des politischen Urnbruchs ließ die »Gefährtinnen« vergessen, daß brüderliche Freiheit keineswegs ihre Freiheit beinhaltete. Wie weit Frauen in der demokratischen Bewegung diese konservativen Ansichten aufnahmen und lebten, ist eine offene Frage. Möglicherweise existierten im deutschen Bürgertum je nach politischer Couleur auch unterschiedliche geschlechtliche Beziehungsstrukturen und Lebensstile.[49]

»Rüstet euch zum Kampfe...«[50]
Frauen und Krieg

Ein wesentliches Argument, mit dem der Anspruch auf politische Rechte für Frauen zurückgewiesen wurde, war neben der Sorge um den Verlust der Weiblichkeit ihre mangelnde Wehrhaftigkeit. Mit Politik verband sich die Vorstellung des Kampfes und des Krieges; Leidenschaft - im Unterschied zur passiven Anteilnahme - wurde als Charakteristikum der politischen Diskussion betrachtet. Das »Staatslexikon« schrieb 1847 unter dem Stichwort »Geschlechterverhältnisse«:

  • »Soll eine weiter fortschreitende Civilisation uns wirklich dahin führen, die Unterordnung der Frau unter den Mann, und somit auch alle Festigkeit des Ehebandes und das wahre Familienleben aufzugeben, dahin, daß wir statt der Weiblichkeit, Keuschheit und Schamhaftigkeit der Frauen, ihre gleiche unmittelbare Theilnahme an unseren öffentlichen Wahl- und Parlaments Versammlungen und an den Staatsämtern, überhaupt an allen männlichen Bestrebungen und Kämpfen, auch den kriegerischen, als ihre höchsten Ehren und Güter ansehen sollen?... Und wollten sie wirklich auch im Kriegsheere leichte Dienste und Übungen übernehmen wie die Männer, und in den Casernen, Wachtstuben, auf den Märschen und Heerlagern mit diesen vermischt? Sollte wirklich diese Vermischung und ebenso die mit den Männern aller Stände in den oft leidenschaftlichen Wahl- und Parlamentskämpfen der Weiblichkeit ebensowenig Eintrag thun >als das Zuhören in Concerten, Theatern und Kirchen>?«[51]

In einer Nation, die ihre Identität im Krieg gefunden hatte, im Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft, mußte die Frage des Kriegsdienstes zentral erscheinen. Der für das Vaterland kämpfende Bürger war der »wahre Patriot«. Nicht nur Deutschnationale wie der Stuttgarter Literaturkritiker Wolfgang Menzel[52] rasselten mit dem Säbel gegen Frankreich, auch unter den Demokraten war die Vorstellung eines erneuten Krieges den ganzen Vormärz über virulent. Das folgende Lied von Karl Pfaff, einem Demokraten, der seit 1827 Vorsitzender des schwäbischen Sängerbundes und 1848 im Vorstand des Eßlinger Volksvereins war, ist keineswegs eine Ausnahme, sondern für das Denken der Zeit repräsentativ.

»Dir haben wir geschworen,
O Vaterland, im Kampfe fest zu stehen,
Für Dich, wenn's gilt, auch in den Tod zu gehen.
Dir weih'n wir uns, du heilige Muttererde,
Für Dich sind wir zu kämpfen stets bereit;
Sey's mit dem Wort, sey's mit dem scharfen Schwerte.«[53]

In der politischen Laiendichtung und in den Reden der Vormärz- und Revolutionsjahre gewann - in trivialisierter Form - das Gedankengut der patriotischen Kriegslyrik des 18. Jahrhunderts und der Befreiungskriege neues Leben.[54] Die Idee des »Todes für das Vaterland«, geboren im Zeitalter der Aufklärung, verherrlicht in Klopstocks bluttriefenden Oden und in den Befreiungskriegen zum nationalen Opfer erhoben, vereinigte (bei aller sonstigen politischen Differenz) Royalisten wie Republikaner. Das »mourir pour la patrie« wurde in Erinnerung an die französische Revolution auch von den Demokraten besungen; Freiligrath begrüßte mit diesem Ruf 1848 die europäischen Revolutionen, und Herwegh erklärte die Erkämpfung der Freiheit und Republik zum »letzten«, zum »heiligen Krieg«.[55] Dieses Amalgam von Freiheits-, Schlacht- und Todesvorstellungen kennzeichnete auch die Fahnenweihreden des Jahres 1848. Zitiert ist hier ein Fahnenweihgedicht des deutschkatholischen Pfarrers (Kap. IV 2) und Organisators des Ulmer Arbeitervereins Friedrich Albrecht:

»Dann - will man ein Recht uns schmälern
Das dem freien Volk gebührt
Dann zeig' unsre Kraft sich stählern
Bis die Freiheit triumphirt!
Und ist einst von allen Seiten
Rings die Kriegesflamm entbrannt,
Zieht der Wehrmann aus zu streiten
Für sein deutsches Vaterland
Wo die Todeskugeln fliegen,
drängt es ihn zu kühner That!« (ESP 25.10.48)

Die Begeisterung für's Kriegerische läßt sich bereits im Vormärz beobachten. Gerade dem Bürgertum, dem höhere Ränge im Militär verschlossen blieben, war es ein Anliegen, sich Insignien der alten feudalen Macht anzueignen und in Habitus und Gestus Formen militärischer Präsentation[56] und Prachtentfaltung nachzuahmen. In den 1820er Jahren waren in den meisten Oberamtsstädten sogenannte Bürgergarden entstanden, und die Liederkränze gefielen sich in martialischen Gesängen und paradeähnlichen Aufmärschen. 1836 ärgerte sich der württembergische König nach einem Sängerfest so über das militärische »Schaugepränge«, daß er eine Untersuchung über den Bestand an Vereinsfahnen einleitete.[57] Ebenso wie Frauen in den Chor »Soldaten ziehen hinaus« (ESP 17.2.49) einstimmten, waren es Frauen gewesen, die den Männern diese Leitzeichen verehrt hatten. Abgesehen davon, daß die Fahnen bei den überregionalen Sängerfesten als lokales Erkennungszeichen dienten, sollten sie »wie im Altherthume des Ritters Stolz und Zier« die Sänger »zum Ruhme« führen,[58] und sei es nur im Wettsingen. Militärische Rituale waren auch im Alltag der Revolution präsent. Der »Zapfenstreich am Abend«, die »Tagwache von den Tambours der Bürgerwehr« morgens um halb sechs Uhr oder »Kanonenschüsse« gehörten fast zu jedem Fest in diesen Jahren. Mit einer Morgenpredigt im Freien und dem Aufmarsch der Bürgerwehr gemeinsam mit den obligaten Jungfrauen ähnelte die Eßlinger Feier zur Wahl des Reichsverwesers (ESP 15.7.48) einem Feldgottesdienst.
Die Freude am Militärischen und die Lust am Marschieren stehen in einem merkwürdigen Gegensatz zu dem häuslichen Bürgerbild, das mit der Zeit des Biedermeier und des Vormärz in Zusammenhang gebracht wird. Obwohl diese kriegerische Seite des Bürgerlebens 1848 dominant war, hat ihr die Forschung bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt.[59] Umso wichtiger ist dieses Thema jedoch für die Frauenforschung. Die Selbstdefinition des nationalen Bürgertums über den Krieg schuf nicht nur ein bestimmtes Bild der Männlichkeit, sondern konstituierte zwischen den >Kriegern< und den Frauen eine besondere Beziehung (Kap. V.2). In der Definition des kriegerischen Mannes setzte sich in gleicherweise wie bei den Frauen die Idee eines natürlichen< männlichen Geschlechtscharakters durch. Für Schlegel z.B. repräsentierte der Mann den »Tod«, die Frau dagegen das »Leben«. Genauso wie Frauen die Liebe verkörperten, galt »echter Haß (als) das innerste Wesen der Männlichkeit«.[60] In diesem Gedanken trafen sich Romantik und Klassik: »Feindlich ist des Mannes Streben mit zermalmender Gewalt«, dichtete schon Schiller in »die Würde der Frauen« (Kap. III. 1). Alles was in der Natur mit »Stärke, Gewalt, Macht und Fruchtbarkeit« assoziiert wurde, schien den Zeitgenossen damals »männlichen Geschlechts«[61] zu sein. Die Liberalen, die hier unbekümmert Jahns Volkstumsideologie[62] wiederholten, sahen dabei durchaus, daß »männliches Schaffen« und Erzeugen mit »dem Zerstören« eng verbunden war. Obwohl auch die 1848er Generation romantischen Idealen folgte, gehörte der empfindsame, feminine Mann der Vergangenheit an. »Muth«, »Kühnheit«, »Rechtstrotz«, »Härte und Strenge«[63] galten nach den Befreiungskriegen als Merkmal echter Männlichkeit und wirkten als Verhaltensnormen auch 1848/49 nach. In einem Aufruf des Gmünder Volksvereins zur Bildung eines Freicorps für die Reichsverfassungskämpfe heißt es:

»Wir hoffen, daß keiner zurückbleibe,... wenn die männlichen Männer ausrücken, daß es keinen geben werde, dem unsere Jungfrauen sagen müssen: weiche von uns, du Feigling, wir wollen Männer, welche den Muth haben, unser höchstes Gut, unsere Ehre, unsere Freiheit, unser Leben, unsern Heerd zu vertheidigen!« (BvR 12.5.49)

Im Soldatsein fand der Mann zu seiner Wesensbestimmung, »Schützer der Familie«[64] und seines Hauses, also seines Eigentums zu sein (Kap. V.2). Das >Draußen< war für ihn »das feindliche Leben« (Schiller). Nicht nur der berufstätige Mann, sondern der »Mann auf dem weiten Felde der That, in den Wettern der Schlacht« (Louise Otto)[65] war 1848/49 der eigentliche Gegenpol zur Frau im Hause. Gerade das Denken in Kriegskategorien verfestigte die »Polarität der Geschlechter« (Hausen).
Das ständige Reden über den Krieg ließ eine Allianz zwischen Männern und Frauen entstehen, die sich 1848 sichtbar in den gestifteten Fahnen darstellte (Kap. V.2). Die gemeinsame Bedrohung von außen schweißte Mann und Frau zusammen. Zwischen den Waffen des Mannes und den Frauen entstand ein enger symbolischer Zusammenhang. Im Gedicht der Stuttgarter Fahnenweihe >treffen die Waffen< auch die Herzen der Frauen.

»Laßt freie Männer Eure Waffen rauschen,
daß frisch ein Eisengruß der Fahne klingt,
daß wie auf Himmelsklang die Frauen lauschen,
wenn solch ein deutscher Gruß ihr Herz durchdringt,
auf Deutscher Aar, entfalte Dein Gefieder
und groß und herrlich sei Germania wieder!« (Beob 26.8.48)

Geschlechterliebe und Vaterlandsliebe flossen zusammen in nationalen Großmachtsträumen. Die laienhafte Kriegslyrik war in ihrer Metaphorik stark sexuell aufgeladen; darin ähnelte sie ihren literarischen Vorbildern. Eine >Kopulation von Sexualität und Krieg<[66] vollzog erstmals Klopstock in seinen Oden, in denen Hermann mit dem »triefenden Schwert« in die Arme Thusneldas zurückkehrt, die bei seinem »schweiß- und blutbedeckten« Anblick »vor Lust« erbebt.[67] Auch das Ritual der Waffenweihe hatte nicht nur eine militärische Seite, sondern war Teil der symbolischen Interaktion der Geschlechter, deren sexueller und magischer Charakter unübersehbar ist. »Sei stark Du meine Männin, reiche mir und weihe, sie berührend, meine Waffen;... Sei stark! für Recht und Ordnung kämpfen wir«, läßt Chamisso[68] den in den Krieg ziehenden Gatten zu seiner künftigen Witwe sagen. Frauenliebe schien Krieg und Tod ihren höheren Sinn zu geben. »Für die Liebste fallen, wenn die Freiheit ruft«, hieß der Leitspruch der Eßlinger Turner (ESP 30.10.48). Frauenliebe war das versöhnende Prinzip und die heilende Kraft, die der »Krieger« brauchte, wenn er aus der »Schlacht« heimkehrte. Auch hier wirkte die deutsche Klassik (u.a. Schiller) und die romantische Verklärung der deutschen >Heldenzeit des Mittelalters< nach.

  • »Penelope, die Mutter der Gracchen, und des Ritters züchtige Braut saßen nicht am Spieltisch moderner Damen«, schrieb der junge Ludwig Börne 1814, ganz im Bann der Befreiungskriege. »Sie sollen weben und Wunden heilen, die das Schwert oder das Geschick uns schlägt. Sie sollen das heilige, ungetrübt Menschliche bewahren, worin sich die Völker entfernterer Zeiten und Regionen als Brüder erkennen, das Eine, worin die tausendfachen Kräfte, in welche die Natur des Mannes zersplittert, sich wiederfinden und versöhnen - die Liebe.«[69]

Das komplementäre Pendant zum männlichen Kriegsdienst waren im nationalpatriotischen bürgerlichen Denken der Zeit die weiblichen »Werke der Liebe« (NT 4.11.49), unter denen meist Krankenpflege und Lazarettdienst (Kap. IV1) verstanden wurden. In den Befreiungskriegen war diese Form geschlechtlicher Arbeitsteilung bzw. des militanten männlichen und weiblichen Patriotismus zur treibenden Idee einer Massenbewegung geworden. In zahlreichen patriotischen Frauenvereinen zupften mehrere tausend Frauen Charpie, pflegten Verwundete etc.[70] Diese Mobilmachung einer ganzen Nation besaß für die Zeit der Revolution 1848/49 immer noch Vorbildcharakter, für die monarchischen Nationalisten ebenso wie für die Demokraten. Der Gmünder »Märzspiegel«, ein radikaldemokratisches Blatt, erinnerte im Mai 1849, als in Baden bereits die Kämpfe um die Reichsverfassung begonnen hatten, an die Stimmung des Jahres 1813.

»Alles strömte nach den Sammelpläzen, um am Kampfe für Freiheit und Vaterland theil zu nehmen. Damals fühlten auch unsere Frauen und Jungfrauen, daß auch auf sie das Vaterland heilige Rechte haben, und tief ergreifend war der Anblick, der sich da dem Auge so oft darbot. Hier sah man Jungfrauen ihren Schmuck, dort ihr kleines Ersparnis darbringen; hier widmeten sie sich mit unermüdlicher Ausdauer den Verwundeten und Kranken,...«. (MSP 14.5.49)

Das Verbindende zwischen Männern und Frauen war nicht nur die gemeinsame Vaterlandsliebe, sondern die Bereitschaft »zur That«, d.h. im religiös gefärbten Patriotismus der damaligen Zeit die Bereitschaft zum »Opfer«, »Gut und Blut« zu lassen. Diese Gedankenverbindung kommt 1848 besonders in den Aufrufen zum Ausdruck, mit denen Frauen ihre Geschlechtsgenossinnen zur Unterstützung der Bürgerwehr aufforderten.

  • »Unsere Voreltern«, schrieben die Rottweilerinnen im Juni 1848, »theilten die Opfer, die ihre Männer zu bringen hatten, wenn das Vaterland in Gefahr war, damit gerne, daß sie einen Theil ihres entbehrlichen Besizes, ihres Schmuckes auf den Altar des Vaterlandes niederlegten, und für den Erlös Waffen und andere Kriegsgeräthe herbeischafften. Wir sind um nichts schlimmer geworden, auch wir begreifen den Ernst der Zeit.«[71]

Der Opfergedanke durchzieht, wie aus Eva Kubys Artikel in diesem Buch (Kap. IV. 3) hervorgeht, die gesamten Frauenaktivitäten 1848 bis 1850.
Wie bereits in den Befreiungskriegen orientierte sich das politische Engagement der Frauen - mangels anderer Alternativen - an idealisierten historischen Verhaltensmodellen. »Eingedenk der patriotischen und heroischen Frauen des Alter-thums« (MSP 11.6.49) wandten sich die Gmünderinnen 1849 mit einem Aufruf an ihre württembergischen Schwestern. Nach der napoleonischen Fremdherrschaft und dem neubelebten Mißtrauen gegenüber Frankreich nach der Rheinkrise 1840[72] suchten die Frauen ihre Vorbilder nicht in der französischen Revolution 1789. Vorlagen lieferte für die Demokratinnen die europäische Antike oder eine romantisierte deutsche Vergangenheit, vor allem der seit Klopstock verbreitete Germanenkult. Trotz ihrer Zuschauerrolle fühlten sich die Frauen in den politischen Kämpfen wie die von Tacitus beschriebenen Germaninnen, die am Rande des Schlachtfeldes ihre Männer anfeuerten. Mit den Germaninnen begründete »eine Stuttgarter Dame« den Anspruch der Frauen, als Zuhörerinnen bei den Kammerverhandlungen 1848 zugelassen zu werden (Kap. IV.4):

»Die Frauen der alten Deutschen wohnten den Schlachten ihrer Männer bei, ihre Anwesenheit entflammte den Muthder Kämpfenden und uns, ihre Töchter, schließen Sie aus von den Kämpfen des Geistes, welche in der Ständekammer gekämpft werden!« (Beob 2.11.48)

Die Stellung der Frauen bei den Germanen galt im Vormärz und 1848/49 als Inbegriff weiblicher Freiheit und politischer Partizipation. »... man ehrte sie als erhabene, leuchtende Wesen, sie erzogen mit den Männern gemeinschaftlich ihre Kinder zu Kriegern, wohnten den Rathsversammlungen bei«, schrieb euphorisch das »Damen Conversations Lexikon«[73] Das Frauenbild des Vormärz wurde von dem (in Frauenfragen konservativen) Liberalen Welcker direkt in die Vergangenheit rückprojeziert. »Als treue Gefährtinnen der Ehemänner hohe Achtung genießend, theilen sie (die Germaninnen; d.V), soweit es ihr Geschlecht erlaubt, auch ihre (d.h. der Männer) öffentlichen Sorgen und Freuden«.[74] Im Mythos des Germanenkults fand die Trias Liebe, Krieg und Freiheit ihre schaurige Synthese. »Der liebende Germane«, so der Stuttgarter Bürgerwehrleutnant Fischer, eilte »zu den Waffen auf der Frauen Ruf« (Beob 26.8.48). Die Eßlinger Wehrleute gelobten 1848 »tücht'ge Söhne unsrer Ahnen« (ESP 11.10.48) zu sein. Sentimentalischer Ahnenkult und pathetischer Heroismus prägten die euphorische Aufbruchstimmung, die die nationale Bewegung 1848 in den ersten Monaten kennzeichnete.
Bei all dieser blutrünstigen Metaphorik darf der reale Hintergrund dieser Kriegsphantasien nicht vergessen werden. Viele Menschen fürchteten 1848 wirklich den Ausbruch eines Krieges. Die Februarrevolution in Frankreich hatte in Teilen des deutschen Bürgertums Ängste und Erinnerungen an die Folgen der letzten großen französischen Revolution ausgelöst. »So stehen gegenwärtig bei uns die Sachen«, berichtete im März 1848 eine Stuttgarterin über die politischen Ereignisse in der ersten Revolutionswoche und schloß ihren Brief mit der besorgten Bemerkung, »bis es unsern Nachbarn über dem Rhein einfällt, Krieg anzufangen und das kann bei den Franzosen über Nacht kommen«.[75] Die Ansprüche Frankreichs auf Gebiete am Rhein hatten im Vormärz bereits die Gedanken an einen erneuten Krieg entstehen lassen. Auch die ersten, meist von Männern unterzeichneten Aufrufe an die Frauen argumentierten auf der Basis einer drohenden Kriegsgefahr. »Bald vielleicht ist der Augenblick vor der Thüre«, heißt es in einem Aufruf an die Bürgerinnen im Stuttgarter »NeuenTagblatt«, »wo ihre Gatten, Brüder und Verwandten einstehen müssen für die Sicherheit des Vaterlandes, vielleicht des eigenen Heerdes.« (NT 23.4.48) Interessanterweise tritt die aggressive Komponente des deutschen Nationalismus am deutlichsten in den patriotischen Aufrufen an die Frauen zutage, wie ein Appell Eßlinger Konstitutioneller zeigt.

»Deutsche Frauen und Jungfrauen! Die Liebe zum Vaterland erwacht auf's Neue mit der nahen Aussicht auf ein freieres kräftiges Bürgerthum; Männer und Jünglinge eilen, dem Vaterland in dieser ereignißvollen Zeit mit Gut und Blut ihren Dienst anzubieten, und die Zeit ist vielleicht nicht ferne, wo Fürst und Volk stark durch Eintracht jedem Feind muthig entgegentritt.« (ESP 11.3.48)

Die Forderung nach Volksbewaffnung implizierte im März und April 1848 mehr oder weniger bewußt die Idee eines nationalen Krieges, eine Vorstellung, die durch die kriegerische Auseinandersetzung mit Dänemark in Schleswig-Holstein an Realität gewonnen hatte. Diese Kriegsstimmung, die sich mit der abzeichnenden politischen und sozialen Spaltung der revolutionären Bewegung vergrößerte, spiegelt z.B. die Erklärung der Rottweiler Frauen wider, mit der sie zur Unterstützung der Bürgerwehr aufriefen.

  • »Die Bildung patriotischer Vereine irn ganzen deutschen Vaterlande, die Kriegsübungen unserer Ehegatten, Väter und Brüder, und die düsteren Wolken, die den socialen Horizont verdunkeln«, stellten die Rottweiler Frauen im Juni 1848 besorgt fest,

»geben uns deutlich genug zu verstehen, daß wir ernsteren Tagen entgegensehen als
wir seit dem erlebt haben.«[76]

Mit dem Bürgerwehr Gesetz vom 1.4.1848 waren alle Männer über 18 Jahre wehrpflichtig geworden und exerzierten nun wöchentlich in den Bürgerwehrkompanien. Zumindest von ihrem in den Fahnenweihreden zum Ausdruck kommenden Selbstverständnis her wurde die Bürgerwehr von den Männern selbst als eine >Mobilmachung< der Bürger für einen künftigen Krieg gesehen. Auf der Ulmer Fahnenweihe im Oktober, nach dem für Deutschlands »Ehre« als schmachvoll empfundenen Waffenstillstand von Malmö,[77] kommt diese Kampfbereitschaft zum Ausdruck.

»Nicht ob prunkender Paraden
hat der Bürger sich bewehrt,
Lernet frisch Gewehre laden!
Gießet Kugeln! Schärft das Schwert!« (ESP 25.10.48)

Abgesehen von den Republikanern und einigen wenigen, nicht auf den legalen Weg fixierten Demokraten, die in Klassenkampfkategorien dachten, wurde von der Mehrheit der Bevölkerung bis zum September 1848 der »Feind«, der »drohend den Arm reckt« (ESP 16.5.48) außerhalb der deutschen Grenzen lokalisiert. Erst die Unzufriedenheit mit den Beschlüssen der Nationalversammlung und die wachsenden sozialen Gegensätze polarisierten die revolutionäre Bewegung. Mit den republikanischen Aufständen im September 1848 deutete sich erstmals eine innere kriegerische Auseinandersetzung an.
Frauen trugen 1848 bis 1850 mit ihren politischen Aktivitäten zur gemeinsamen >Rüstung< des Bürgertums bei (Kap. IV. 3) und hegten wie dieses deutsche Groß-und Seemachtsträume. Dies erklärt unter anderem die Leidenschaft der Frauen für die »deutsche Flotte« und die breite Resonanz, die anfänglich die Gründung der Bürgerwehren fand. Die »Schwäbische Kronik« berichtete im August 1848, daß sich »besonders häufig« auch die »Frauen der Wehrmänner« einfanden, »um den Waffenübungen ihrer Gatten Aufmerksamkeit zu schenken« (SK 1. 8.48). Die meisten Frauen identifizierten sich mit der neuen Rolle ihrer Männer und zeigten auf vielfältige Weise, »daß auch sie innig davon überzeugt sind, der festeste Schutz des Vaterlands sei die Wehrhaftigkeit seiner Bürger« (ESP 11.10.48). Die Begeisterung für diese neue Form bürgerlichen Heldentums ging sogar soweit, daß der stolze Bürgersoldat Einzug in das Reich der Frau hielt, nämlich in die Küche. Ein aus der Zeit stammendes Backmodel zeigt einen Bürgerwehrmann mit Fahne - und so verewigt konnte ihn die Hausfrau an Weihnachten als Springerle servieren.
Schimpfende Weiber und patriotische Jungfauen                 

Der Kampf um die Reichsverfassung [78] und die militärische Aggression Preußens trugen 1849 den Krieg nach innen. Der preußische König hatte am 28.4.1849 die Anerkennung der Reichsverfassung abgelehnt und drohte, gegen die Verteidiger der Verfassung militärisch vorzugehen. Obwohl sich bereits 28 deutsche Regierungen für die Annahme ausgesprochen hatten, verweigerten auch die großen Mittelstaaten Hannover, Bayern, Baden und Sachsen ihre Zustimmung. In Baden, der bayerischen Pfalz und Dresden versuchten Aufstandsbewegungen Anfang Mai, die Durchsetzung der Reichsverfassung zu erzwingen. Von den größeren Staaten in Deutschland hatte lediglich der württembergische König auf politischen Druck hin die Verfassung akzeptiert. Die Einheit der Nation, die bereits an der großdeutschen Frage zerbrochen war, ging nun im »Bürgerkrieg« unter. Angesichts der preußischen Intervention in Sachsen und der Pfalz wurden die demokratisch orientierten Bürgerwehren zum Widerstandspotential gegen »die Rebellion der Fürsten«, wie es der Gmünder »Märzspiegel« ausdrückte (MSP 14.5.48).
Für die Verteidiger der Reichsverfassung war der »Kampf ums Vaterland« 1849 zu einem Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung des deutschen Volkes geworden. In dieser Situation veröffentlichten »württembergische Frauen und Jungfrauen« einen Aufruf an die »Deutschen Krieger«. Dieser Appell, dessen Verfasserinnen unbekannt sind, hing nach einem Bericht der Laterne (15.5.49) als Maueranschlag an den Wänden und Häuserecken in Frankfurt, wo eine preußische Garnison stationiert war. Er wurde außerdem von mehreren deutschen Zeitungen nachgedruckt. Diese Württembergerinnen, offensichtlich Demokratinnen, wandten sich an die »Jünglinge, die... dem Banner deutscher Heere« folgten, und forderten sie auf, »den Geist der erwachten wahren Freiheit« zu bewahren. Eindringlich warnten die Frauen vor einem Bürgerkrieg.

  • »Ihr könnt, wenn bürgerlicher Wohlstand und Glück, welche nur in der Freiheit des Volkes gedeihen können, euch unschätzbare heilige Güter sind, nicht länger euren Leib und eure Kraft einer volksfeindlichen Fürstentyrannei weihen, indem ihr länger eure Waffen nach dem Herzen des Volkes, aus dem ihr hervorgegangen seid, und in dessen Mitte ihr einst wieder zurückkehren wollt, richtet!... Ihr habt geschworen, dem Vaterlande zu dienen, gegen äußere Feinde, aber nicht das Herz des eigenen Vaterlandes, die friedliche Gauen der eigenen Heimat mit dem Blute seiner Söhne, eurer Brüder, zu färben.«[79]

Die Württembergerinnen appellierten an die Soldaten als zukünftige Gatten und Väter. Sie drohten mit Heiratsverweigerung und dem Entzug weiblicher Zuwendung.

  • »Wohlan denn deutsche Jünglinge und Männer! Höret den Zuruf deutscher Frauen und Jungfrauen: Höret das Gelübde deutscher Frauen, welches in heiliger Vaterlandsliebe wir gelobt: >Nie werden wir dem unsere Hand reichen, dessen Hand von dem Blute seiner deutschen Mitbürger befleckt wurde! Nie werden wir mit dem unseren häuslichen Herd teilen, der mit Feuer und Schwert dieses, unser Heiligtum, zerstöret hat! Nie werden wir dem einst in treuer Liebe nah'n, dessen feindliche Waffe Unglück und Verderben über die deutschen Gauen gebracht hat!<.«[80]

Im 19. Jahrhundert war die symbolische Heiratsverweigerung und Drohung mit Liebesentzug - in Erinnerung an Lysistrata - ein immer wieder angeführtes Mittel, um politische Gesinnung auszudrücken. Partnerwahl wurde im Zusammenhang mit der Idee ehelicher Gesinnungsgemeinschaft zur politischen Entscheidung. Italienische Antiklerikale z.B. hatten, laut einer Notiz im Schorndorfer Amtsblatt, 1847 erklärt, keine Frau heiraten zu wollen, die einen Jesuiten zum Beichtvater hatte (AIS 24.12.47). Daß Liebe und Beziehungen zur politischen Kraft werden sollten, schrieb auch Georg Weerth in seiner »Proklamation an die Frauen« in der letzten Nummer der von Marx mit herausgegebenen »Neuen Rheinischen Zeitung«:

»Aber das ganze Unheil ist nur deshalb über Deutschland gekommen, weil man die deutsche Politik bisher für eine ernste, wichtige und nicht für eine Herzenssache hielt. Ihr Frauen seid dazu berufen, diesem Mißverständnis ein für allemal abzuhelfen. Fragt nicht nach dem Wie? Ihr wißt es selbst am besten. Laßt Eure alten Männer laufen; nehmt neue Männer, revolutionäre Männer - voilä tout!«[81]

Die Württembergerinnen meinten es mit ihrer Aktion allerdings ernst. Mit revolutionärem Pathos versuchten sie, Liebe und familiäres Glück in die Waagschale zu werfen, um den Ausbruch von Aggressionen zu verhindern. Dieses Denken von Politik in Beziehungsstrukturen und der Gebrauch familiärer Metaphern zeigt sich 1849 nicht nur in den Erklärungen der Frauen. Auch Ludwigsburger Soldaten dachten an »ihre Angehörigen«, als sie einen möglichen Einsatz gegen die Verteidiger der Reichsverfassung verweigerten.

  • »Man hat uns einen Schwur auf König und Verfassung abgenommen, wohl! wenn es gilt des Vaterlandes Freiheit und Sicherheit zu wahren, so wird keiner von uns zagen, wenn es dem Tode in's Auge zu schauen gilt, dann werden wir um der freien Heimat willen uns als freie Männer zu schlagen wissen. Will man uns aber verwenden, wie leider in neuester Zeit Soldaten, deutsche Soldaten, über die das Vaterland und ihre Kameraden erröthen, sich verwenden ließen, da glaube Niemand, daß wir unsere Heimat und unsere Angehörigen vergessen werden. Wir fühlen uns als Kinder einer großen Mutter, diese Mutter ist das Volk« - und sollen wir zu Muttermördern werden?«

Daß das Lebendige und Vereinende, das Volk, als organische Einheit weiblich gesehen wurde, der Staat aber als »Vater«-Land, entspricht dem damaligen polaren Denken der politischen Romantik.[82]
Darüber hinaus macht aber die Erklärung der Soldaten und noch mehr der Aufruf der Württembergerinnen deutlich, daß Privates 1848 politisch begriffen wurde (Kap. IV. 4) und die Politik eine private Dimension besaß, die auf diese zurückwirkte. Nicht alle lachten über den Aufruf der Frauen wie angeblich die Soldaten in Frankfurt (Laterne 15.5.49). »Norddeutsche Frauen« schlossen sich im Gegenteil begeistert dieser Erklärung an und schworen ebenfalls

  • »daß auch wir eine Macht sein wollen zur Ehre der Freiheit und der Wahrheit. -Von dem häuslichen Herde, aus dem Schoß der Familie gehen die Keime aus, aus denen der Staat das Völkerleben sich bilden. Auf unserem häuslichen Herd sollen nur die Flammen reiner Vaterlandsliebe und echten Freiheitsmutes brennen und keiner erhalte an ihm eine Freistatt, der nicht bereit ist, in den Kampf zu gehen für Ehre und Recht...«.[83]

Die Antwort der sächsischen Frauen erfolgte am 12. Mai, nach der blutigen Niederschlagung des Dresdner Aufstands. Angesichts der Niederlage der Demokratie glich ihre Erklärung einer Totenklage, die wiederum den Keim einer neuen demokratischen Heldenverehrung in sich trug, wenn sie den »heiligen Kampf« um »Freiheit und Ehre« und den »Heldentod« der von »Bruderhand Gefallenen« beschwor. Wie die Württembergerinnen versprachen auch die sächsischen Frauen und Jungfrauen, nie ihre »Hand in die von Bruder-Blut triefende eines jener Söldlinge zu legen«.[84]
Aus diesen Erklärungen geht eindrücklich hervor, wie sehr sich Frauen der demokratischen Bewegung und ihren Zielen verbunden fühlten. Diese Solidarität »der schwäbischen Mädchen« imponierte selbst einem Konservativen wie Wilhelm Riehl, der später von einem »erstaunlichen Drang nach körperschaftlichem Zusammenhalten in der weiblichen Natur« sprach.[85] Solange Frau und Mann als organische Einheit gedacht wurden, lag es nahe, politische Einstellungen von Frauen ihrer Brisanz zu entkleiden, sie zur weiblichen Natur zu erklären.
Ein enger politischer Zusammenhalt zwischen Männern und Frauen war nicht nur ein Phänomen der demokratischen Bewegung. Auch unter den Konservativen gab es Frauen, die sich öffentlich zu den Ansichten ihrer Männer bekannten. Preußische Frauen erteilten z.B. der Erklärung der Württembergerinnen eine sehr rüde Abfuhr — wobei ihr Brief im ersten Teil so gespickt ist mit sexuellen Anspielungen, daß er möglicherweise auch von einem Mann stammen könnte. »Die preußischen Jungfrauen« nahmen gegenüber den Württembergerinnen einen völlig »konträren Standpunkt« ein. Sie sprachen als Frauen der Männer, die mit monarchistischer Überzeugung gerade die Reichsverfassung militärisch liquidierten. Wie die württembergischen Frauen 1848/49 auch, beriefen sich die »preußischen Jungfrauen« auf die Befreiungskriege und legten ein Bekenntnis zu König und (preußischem)
Vaterland ab.

  • »...in uns lebt noch der Sinn, in dem unsere Mütter in den Freiheitskriegen ihren Schmuck und ihr Geschmeide voll Jauchzen hingaben für König und Vaterland. Wir gehen freudig Hand in Hand mit den Männern unseres Landes, deren stolze Ehre es ist, in Treue ihr Blut für das angestammte Herrscherhaus zu vergießen, und in dieser Gesinnung wird uns kein Schwindel beirren.«[86]

Nationalismus und Militarismus beeinflußten 1849 auch das Verhalten der Frauen. Die württembergischen Frauen waren keine Pazifistinnen. Schon 1848 hatten Heilbronnerinnen ihren Männern geholfen, scharfe Patronen für die Bürgerwehr zu fertigen (NT 21.9.48), und im April 1849 riefen einige Stuttgarterinnen dazu auf, als Soldatinnen nach Schleswig-Holstein zu ziehen und ein weibliches Freicorps zu bilden (NT 27.4.49). In der württembergischen Geschichte bedeutete dies eine Innovation. Erstmals wollten sich Frauen als Frauen offen militärisch formieren und sich nicht mehr verkleidet unter die Soldaten schleichen. In der Presse wird gerade zwischen 1847 und 1849 immer wieder über weibliche Freischärlerinnen berichtet, z.B. über kämpferische Katholikinnen in der Schweiz (NT 14.7.47) oder im Kontext mit den Befreiungskriegen, in denen Frauen »durch männlich Tracht unkenntlich gemacht, mit in den Krieg (zogen) und bewiesen, welche Kraft Begeisterung und Vaterlandsliebe verleiht« (MSP 14.5.49).
Als es im Juni 1849 um den Anschluß Württembergs an die Reichsverfassungskämpfe in Baden ging, und die württembergische Regierung das Rumpfparlament in Stuttgart und die Reichsregentschaft für illegal erklärt hatte, bekannten sich die Frauen in Gmünd in ihrem Zorn über den Verrat an der nationalen Sache offen zum Bürgerkrieg.

  • »Man spricht von Bürgerkrieg, - wir fürchten ihn nicht, wenn es gilt, die Freiheit unserer Kinder zu retten! Wir sind aber ebenso überzeugt, daß ein Bürgerkrieg vermieden wird und gar nicht entsteht, wenn allgemein und überall, sowie heute bei uns, der einmüthige Wille des Volkes sich ausspricht, vor welchem zu jeder Zeit die Feinde desselben zurückbebten...«.(MSP 11.6.49)

Seit Ausbruch der Reichsverfassungskämpfe in Baden Anfang Mai beteiligten sich Frauen mit Spenden und Aufrufen an der Bildung von (männlichen) Freicorps, die nach Baden ziehen sollten. Auch hier war »gemeinschaftliches Zusammenwirken« und »patriotischer Sinn« der Frauen gefragt, - so ein Aufruf Eßlinger Demokratinnen. Es galt »für's Vaterland zu kämpfen und streiten« (NT 27.5.49). In vielfältiger Weise waren Frauen in den Kampf um die politische Freiheit Deutschlands eingebunden, ebenso aber hatten sie Teil an dem 1848/49 stattfindenden Diskurs um die militärische und nationale Stärke Deutschlands. Frauen identifizierten sich mit der militaristischen Seite der Revolution - und dies ist eine Erscheinung, die fraglos auch für die Entwicklung des späteren deutschen Nationalismus bedeutsam ist. Geschlechterbeziehung und Nationalismus waren eng verwoben, wobei allerdings differenziert werden muß zwischen den oft blutrünstigen, sich im Spannungsfeld der Krieger-Braut Metaphorik bewegenden Reden der Fahnenweihen als verbale Speerspitzen der nationalen Bewegung und den eher freiheitlich orientierten Ideen der nationalen Bewegung, die in sich auch liberale Umgangsformen der Geschlechter kannte. In jedem Fall aber zeigen unsere Untersuchungen, daß die geschichtlichen Erfahrungen der auf die französische Revolution folgenden Jahre auch die Perspektiven und Formen verändert haben, in der weibliche >Politik< in Deutschland gedacht und gehandelt werden konnte. Nach der erfahrenen napoleonischen Fremdherrschaft, den kurzen romantischen Freiheitsträumen und der danach enttäuschten Hoffnung auf ein freies einiges Deutschland konzentrierte sich ein Großteil der weiblichen Energie auf das gemeinsame Ziel der nationalen Einheit (und Freiheit). Der nationale Selbstfin-dungsprozeß, an dem die Frauen intensiv teil hatten, blockierte so mögliche Emanzipationsbestrebungen. Die Vorstellung eines nationalen oder eines antifeudalen Befreiungskrieges ließ »die deutschen Bürgerinnen« an ein gemeinsames Kämpfen<, nicht aber an eigene Freiheiten denken.
Der Niedergang der Revolution, der sich mit der Flucht des Rumpfparlaments nach Stuttgart abzeichnete, wurde von den liberalen und demokratischen Frauen als tragisches Schicksal erlebt. Mitleid mit den letzten standhaften Abgeordneten empfand Emilie Ritter am 12.6.1849, als abzusehen war, daß sich die württembergische Regierung immer mehr von der Nationalversammlung und ihren Beschlüssen distanzierte. In einem Brief vom 12.6.1849 sprach sie von den nun »Verfemten«, die es »mit ihrem Begriff von Ehre nicht vereinbar finden, das aus den Händen des Volkes empfangene Mandat auf Befehl eines Fürsten niederzulegen«.[87]
Als die württembergische Regierung die Beschlüsse der Nationalversammlung für illegal erklärte und diese schließlich durch württembergisches Militär gewaltsam sprengen ließ, reagierten viele Frauen mit Zorn und Entrüstung. In »zahlreichen Frauenbriefen«, die beim »Beobachter«, der zentralen demokratischen Zeitung in Württemberg eingingen, empörten sie sich über »die militärischen Heldentthaten der fürstlichen Polizeidiener,... verübt an den hundert getreuen Märtyrern der deutschen Nation, die nicht nur auf himmelschreiende Weise mit Hohnlachen mißhandelt, sondern auch... samt ihren Frauen auf eine Art beschimpft wurden, deren sich der gemeine Soldat wahrlich geschämt hätte.« (Beob 23.6.48) Angesichts dieser Gewaltaktion empfanden die Frauen Scham und Ohnmacht. »Der 18. juny 1849 in Stuttgart«, schrieben »deutsche Frauen«, »wird uns unvergeßlich seyn. Immer waren wir zufrieden und glücklich, an diesem unglücklichen Tag hätten wir groß und mächtig sein mögen, um den edelsten Männern Deutschlands den Sieg der gerechten Sache verschaffen zu können.« (Beob 23.6.48) Einige gingen sogar soweit Rache zu schwören: »Wenn aber einst die Zeit kommt, und sie muß kommen, wo dieser Tag gerächt wird, dann werden wir unsere Gatten, Söhne und Brüder nicht zurückhalten, für die gerechte, heilige Sache in den Kampf zu gehen.« Auf den »grossen Tag der Vergeltung« hoffte auch eine andere »Frau, die sich jetzt schämt Schwäbin zu seyn«. Die gewaltsame Niederlage der politischen Bewegung war für die Frauen ein Anlaß, sich auf die eigenen politischen Einflußmöglichkeiten zu besinnen: die Familie als Instrument politischer Erziehung. »Wir Frauen aber wollen bis dahin unsere Söhne zur Freiheit erziehen und zum glühenden Haß gegen jede Unterdrückung und rohe Gewalt.« (Beob 23.6.49) Auch Katharina Authenriet, eine radikale Eßlinger Demokratin, setzte ihre Hoffnung in die nächste Generation. In einem offenen Brief in der »Neuen Zeit« antwortet sie auf den konservativen Triumph über das Scheitern der Revolution: »Was uns nicht vergönnt ist, werden unsere Kinder und Enkel siegreich fortführen, es ist genug, daß wir den Samen gestreut, die Zukunft mag die Früchte pflücken.« (NZ30.8.49)
Schimpfende Weiber und patriotische Jungfauen
 

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