399-1-1

Die kognitive Minderheit ist eine Gruppe von Menschen, deren Weltanschauung sich wesentlich von der in ihrer Gesellschaft allgemein für selbstverständlich gehaltenen Auffassung unterscheidet. Es ist diese, von ihren Zeitgenossen leicht belächelte Minorität, die fast immer das wahre Wissen der Zukunft vorausahnt. Der Begriff »Wissen« bezieht sich immer auf das, von dem angenommen oder geglaubt wird, daß es »Wissen« sei. In der Anwendung verhält sich der Begriff zu der Frage, ob das gesellschaftlich anerkannte Wissen richtig oder falsch sei, vollkommen neutral.

402-1-30

In Tage des Überlebens - Berlin 1945 zitiert Margret Boveri in ihrem Einleitungskommentar den britischen Historiker aus dem Observer, der diesen Satz im Zusammenhang mit einer Besprechung des Buches von Cornelius Ryans Der letzte Kampf schrieb, leider ohne einen genaueren zeitlichen Nachweis. Sie betont, diese Bemerkung habe sie dazu bewogen, ihre persönlichen Aufzeichnungen zu veröffentlichen (1985, 10 u. 60).

402-1-29

Eine öffentliche Erklärung aus den 20er Jahren, die auf die Kriegsniederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg Bezug nimmt, macht deutlich, daß es sich bei dieser Zusammenführung von Gesellschaft und Natur um eine populäre Argumentationsweise handelt. Um eine sinnhafte Deutung des verlorenen Ersten Weltkriegs kämpfte der Volksbund mit seiner Bewegung für einen »Volkstrauertag«, der zum gesetzlichen Feiertag erklärt werden sollte.

402-1-28

Diese Notiz ist aus ihren ursprünglichen Aufzeichnungen, die der Herausgeber Peter Hartl teilweise in den Anmerkungen zugänglich machte (1992, 52).

402-1-27

In Berlin ist lediglich eine öffentliche Protestaktion bekannt: Die Menschenansammlung im Februar 1943 vor dem Gefängnis in der Rosenstraße, in der diejenigen festgehalten wurden, die im NS-Jargon als »arisch versippt« galten, d.h. einen nichtjüdischen Elternteil oder Ehepartner hatten. In Erinnerungsberichten wird bezeugt, daß hier mehrheitlich Frauen, häufig die Ehefrauen der Inhaftierten teilnahmen. Ob diese Präsenz der Grund dafür war, daß die Inhaftierten später entlassen und nicht deportiert wurden, darüber läßt sich auf Grund des Mangels an Quellen nur spekulieren (Jochheim 1993).

402-1-26

In 4 von den 5 Mädchentagebüchern, die Charlotte Bühler in den 20er Jahren veröffentlichte, wird von recht intensiven Schwärmereien zu Frauen berichtet (1925a, 1927). Der Schwarm wird nicht nur Gegenstand der Tagebücher, sondern gibt ständigen Gesprächsstoff unter den Freundinnen. Es scheint durchaus angemessen, von einer Schwarmkultur und -mode zu sprechen. Schwärmerische Fernlieben werden zwar auch in Tagebüchern beschrieben, die nach dem Zweiten Weltkrieg verfaßt wurden, sie betreffen aber in der Regel das andere Geschlecht (Haubl 1984, 302-313).

402-1-25

»Die gestohlenen Jahre« ist eine bis heute so häufig verwandte Redewendung, daß Hans Joachim Schröder sie 1992 zum Titel einer Untersuchung machte, die der subjektiven Kriegserfahrung von Wehrmachtssoldaten nachgeht.

402-1-24

Ein eindrucksvolles Beispiel für den Stimmungsumschwung in den Feldpostbriefen von der Ostfront von anfangs zuweilen begeisterter Zustimmung bis hin zu versteckter oder auch offener Kritik sind die Aufzeichnungen von Hellmut K. Dieser nimmt an den Rückzugsgefechten am Djnepr teil und äußert im Verlauf der Briefe an seine Eltern zunehmend offen Kritik an der Wehrmachtsführung (125-141).

402-1-23

Mir liegt das 1983 erstellte Manuskript vor, nach dessen Seitenangaben ich im folgenden zitiere. Eberhard W. versicherte, daß die Aufzeichnungen Marie von N.s ohne Überarbeitung wortgenau transkribiert wurden.

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