402-1-11

Was Sartre in polemischer Absicht zu Gide anmerkt, trifft allerdings ebenso auf seine eigenen Tagebuchaufzeichnungen zu. Gelübde und Menschheitsprogramm sind auch solche Sätze wie: »Nicht akzeptieren, was einem zustößt. Es ist zuviel und nicht genug. Es auf sich nehmen. (...) Man ist total verantwortlich für sein Leben. (...) Man muß jede Hoffnung verlieren« (1987, 135).

402-1-10

Helmut Pfotenhauer kommt in seiner Untersuchung Selbstbiographie und ihreGeschichte am Leitfaden des Leibes zu einem anderen Ergebnis.

402-1-9

Eine Zusammenstellung der empirischen Untersuchungsergebnisse zur Verbreitung des Tagebuchschreibens findet man bei Soff (1989, 20ff.). Gemäß der Shell-Studie Jugend 1981 führten 33% der Hauptschülerinnen, 41% der Realschülerlnnen und 42 % der Gymnasiastinnen Tagebuch (Jugendwerk der Deutschen Shell 1982, 440). Nach Zinnecker gaben immerhin 38 % der Hauptschüler und 24% der gewerblichen Lehrlinge an, zwischen dem 16. und 25. Lebensjahr ein Tagebuch geführt zu haben (1985a, 311).

402-1-8

So gibt es von volkskundlicher Seite am Ludwig-Uhland-Institut der Universität Tübingen Bemühungen zur Gründung eines Instituts für populäre Schreibkultur. An der Fernuniversität Hagen wird im Institut für Geschichte und Biographie, das im Zusammenhang mit dem mehrjährigen und umfassenden Forschungsprojekt Lebensgeschichte und Sozialkultur im Ruhrgebiet 1930 bis 1960 entstand, neben der Archivierung lebensgeschichtlicher Interviews an der Sammlung und Erschließung populärer Aufzeichnungen gearbeitet. Am weitesten vorangeschritten ist ein österreichisches Projekt.

402-1-7

Lediglich die Zeitschrift Literatur und Erfahrung machte die Laiendiaristik zu ihrem Gegenstand und widmete diesem Thema 1982 ein Sonderheft.

402-1-6

Nicht selten wird hierbei die Regel zur Ausnahme erklärt. So bezeichnet z.B. Wuthenow ein frühes, geradezu klassisches Tagebuch, das alltagsbezogene Journal, das der Flottensekretär des englischen Hofes Samuel Pepys im 17. Jahrhundert schrieb, als »Kuriosum der Weltliteratur« und bemerkt bezüglich der »stichwortartig hingeworfenen Notizenfolge« E.T.A. Hoffmanns, man habe den Eindruck, »Hoffmann habe zur Besinnung auf ein wirkliches [sie!] Tagebuch die Zeit nicht gefunden« (Wuthenow 1990, 120 u. 129).

402-1-5

Zur Kritik an dieser Veröffentlichung: Bublitz 1992, 68-79. Auf dem Kongreß Erinnern. Wiederholen. Durcharbeiten, der im Februar 1992 an der Freien Universität in Berlin stattfand, bemerkte Peter Sichrovsky, Autor des vielgelesenen Buches Schuldig geboren. Kinder aus Nazifamilien (1987), in einer Diskussion mit Lerke Gravenhorst, ihn beunruhige es, daß sich die Folgegeneration nationalsozialistisch belasteter Eltern auch im gestandenen Alter stets noch als »Kinder von ...« definieren würde.

402-1-4

Eine Literaturübersicht zur oral-history und Biographieforschung gibt Charlotte Heinritz (1988, 121-167 u. 1988a, 103-132).

402-1-3

Im Rahmen einer mehrteiligen Fernsehsendung des WDR wertete der Regisseur Heinrich Breloer eine große Anzahl von Tagebüchern schreibender Laien aus und machte Interviews mit den Verfasserinnen. Alle Texte wurden jedoch nach Abschluß der Fernsehreihe an die Leihgeberinnen zurückgegeben, so daß es außer den veröffentlichten Auszügen keine Unterlagen dieser umfangreichen Textsammlung mehr gibt.

402-1-2

Ergiebig war ausschließlich die Recherche im Privatarchiv des Schriftstellers Walter Kempowski, der seit über 10 Jahren autobiographische Texte von Laien sammelt.

Seiten