Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Fachunterricht haben die Geschichte der Frau vernachlässigt, ja ausgelassen und damit ausgelöscht.
Das Engagement für die eigenen Interessen als Frau im Prozeß des Kampfes um Emanzipation beinhaltet auch die Suche nach einer neuen Identität als Frau in unserer Gesellschaft. Dabei drängen sich gesellschaftliche Leitbilder auf, die Ausdruck der widersprüchlichen Anforderungen an Frauen in der bürgerlichen Gesellschaft sind.
In den Untersuchungen des vorliegenden Werkes wird eine Grundfrage des gegenwärtigen Zeitalters aufgenommen, von der nicht nur das Schicksal der Humanität, sondern das einer sich noch menschlich nennenden Gesellschaft abhängen wird. Emanzipation und Freiheit erweisen sich in zunehmendem Maße als unvereinbar.
Im Vorwort der ersten französischen Ausgabe von 1886 ( das Buch wurde erst nach fast hundert Jahren 1976 in Frankreich zum zweiten Mal veröffentlicht) schrieb der Verleger: »Für viele Leute und - warum es nicht gestehen? - für die Mehrheit dieser, besonders in der Provinz, ist Louise Michel eine Art Vogelscheuche, ein unbarmherziges Mannweib, eine Menschenfresserin.............
Die Frauen sind lange im Schatten der Geschichte gelassen worden. Der Aufstieg der Anthropologie und die zunehmende Bedeutung, die der Familie beigemessen wurde, haben ebenso wie die Geschichte der »Mentalitäten«, die dem täglichen Leben, dem Privaten und dem Individuellen eine größere Aufmerksamkeit schenkte, dazu beigetragen, sie aus dem Schatten herauszuholen.
Im 19. Jahrhundert, so die gängige Vorstellung, waren Frauen eingeschlossen in die Privatheit ihrer Familie, bevormundet von ihren Vätern und Ehemännern, abgeschnitten von den einschneidenden Entwicklungen in der von Männern gestalteten Öffentlichkeit. Wie ein Verstoß gegen die bestehende Geschlechterordnung erscheint dann die große Zahl außerhäuslich erwerbstätiger Frauen.