Ein Volumen ohne Konturen

So hat die Frau noch immer keinen Ort gefunden, sie ist noch immer nicht geworden. Ein »Noch-nicht«, das ohne Zweifel zu einer hysterischen Phantasmatik paßt, das aber auch eine historische Bedingung ausdrückt. Die Frau ist noch immer der Ort, das Ganze des Ortes, an dem sie von sich selbst jedoch nicht Besitz ergreifen kann. Sie wird als allmächtig empfunden dort, wo »sie« in ihrer Undifferenziertheit völlig ohnmächtig ist.

Die ewige Ironie des Gemeinwesens

»Wie im Manne der Uterus zur bloßen Drüse herabsinkt, so bleibt dagegen der männliche Testikel beim Weibe im Eierstocke eingeschlossen, tritt nicht heraus in den Gegensatz, wird nicht für sich, zum tätigen Gehirn, und der Kitzler ist das untätige Gefühl überhaupt. Im Manne hingegen haben wir dafür das tätige Gefühl, das aufschwellende Herz, die Bluterfüllung der corpora cavernosa und der Maschen des schwammigen Gewebes der Urethra; dieser männlichen Bluterfüllung entsprechen dann die weiblichen Blutergüsse.

Ein paradoxes Apriori

»Was kann wohl meiner Hand oder meinem Ohr ähnlicher und in allen Stücken gleicher sein, als ihr Bild im Spiegel? Und dennoch kann ich eine solche Hand, als im Spiegel gesehen wird, nicht an die Stelle ihres Urbildes setzen; denn wenn dieses eine rechte Hand war, so ist jene im Spiegel eine linke, und das Bild des rechten Ohres ist ein linkes, das nimmermehr die Stelle des ersteren vertreten kann.

Das Mysterische - Hysterische*

(*Frz.»La Mysterique.« (Anm. d. Ü.))

»Nehmt einen konkaven Spiegel und nähert ihn einer
trockenen und entflammbaren Materie; dann setzt den
Spiegel den Strahlen der Sonne aus. Die trockene Materie
wird sich entzünden und aufflammen, der Sonnenhitze
wegen, und wegen der Konkavität des Spiegels.«
Ruysbroek, der bewunderungswürdige

Wenn man das Auge eines soeben gestorbenen Menschen nimmt...

»Daraus folgt, daß sich in der inneren Fläche des Gehirns, die seinen Höhlungen zugekehrt ist, von neuem ein Bild formt,[...] Von hier aus könnte ich das Bild noch bis zu einer bestimmten kleinen Drüse geleiten, die sich ungefähr in der Mitte der Höhlungen des Gehirns befindet und die der Sitz des allgemeinen Empfindungsvermögens ist. Ich könnte Ihnen außerdem noch zeigen, wie die Bilder manchmal durch die Venen und Arterien einer schwangeren Frau bis in bestimmte Glieder des Kindes gelangen können, das sie unter dem Herzen trägt.

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