412-8-119

Es ist erstaunlich, daß auch in dieser Iretonischen, von Luzel — (und Luzel ist der sorgfältigste und seriöseste aller Volkskundler) — 1869 vernommenen Erzählung diese Reihe von Verwandlungen wiederzufinden sind, die die Grundstruktur der walisischen Geschichte von Taliesin bilden. Dies beweist einerseits das hohe Alter der Erzählung über Koadalan (unter Vorbehalt dessen, was hinzugefügt ist, fehlt, oder entstellt worden ist), und andererseits, daß dieses Motiv, wenn man es verfolgt, den Walisern und den Bretonen gemeinsam ist, d.h.

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Da die Erzählung von Koadalan eine Art Potpourri aus verschiedenen Traditionen ist, ist die Verbindung der einzelnen Teile nicht immer deutlich zu erkennen. An dieser Stelle ist schwer zu verstehen, was eigentlich passiert, denn Koadalan zwingt seinen Vater, ihn auf dem Markt in Gestalt eines Rindes und dann in Gestalt eines Pferdes zu verkaufen, — ohne daß dieser die Wahrheit kennt. Die Teufel kommen nur an dieser Stelle der Geschichte vor und sollen -wohl die Feinde Koadalans symbolisieren, die sich seiner Geheimnisse (seiner Bücher über die Magie) bemächtigen wollen.

412-8-117

Den Anfang dieser Erzählung haben wir bereits in dem Kapitel über die >Notre-Dame de la Nuit' untersucht. Dort wird ein anderes Thema, das der Stuten-Göttin, entwickelt (Epona-Rhiannon).

412-8-112

Racine erläutert in seinem Vorwort zu Phedre, daß er die Denunziation als einer Fürstin unwürdig empfindet. Unbewußt hat er verstanden, daß Phedre bei dem Untergang Hippolytes keine Rolle spielt, da sein Untergang auf eine Nicht-Beachtung des geis zurückzuführen ist.

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Hier muß an die biblische Geschichte über Joseph und Potiphars Weib erinnert werden. Sie ist eine semitische — oder hamitische — Version desselben Mythos. Man findet dort in etwa dieselben Gegebenheiten: Potiphar spielt die Rolle des Adoptivvaters und Joseph, der das Angebot zurückgewiesen hat, gibt seine Kleider in die Hände der Frau. Bei Euripides verfaßt Phaedra eine Anklageschrift gegen Hippolyt, bevor sie sich tötet.

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Der Untergang der Stadt Eccas kann aber durchaus eine andere Bedeutung haben, als die der Bestrafung. Wie in dem Kapitel Die Prinzessin auf dem Meeresgrund gezeigt wurde, ist dieses Ertrinken, das dem Betreffenden erlaubt zu seinen Ursprüngen zurückzukehren, als eine Art Sieg anzusehen. Die versunkene Stadt hat etwas mit dem Labyrinth gemeinsam, zunächst, weil man sie nur unter bestimmten Umständen und als Eingeweihter betreten kann, wenn man im Besitz des Losungswortes ist, und ferner deshalb, weil beide die Tiefe des menschlichen Unbewußten symbolisieren.

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