412-8-48

Nach einer anderen Fassung hat Diarmaid Oisin gefangen genommen und in die Höhle verschleppt. Daraufhin hat Oisin Hobelspäne in den Bach geworfen um auf diese Weise Finn den Ort zu verraten, an dem er gefangen ist. Auf jeden Fall ist das Motiv der Hobelspäne oder Abfälle, die in den Bach geworfen werden, ein weiteres gemeinsames Motiv der Sagen über Diarmaid und über Tristan, denn letzterer bedient sich der in den Bach geworfenen Hobelspäne, um mit Yseult ein Rendezvous auszumachen. Auch hier fällt es schwer, von einem Zufall zu sprechen.

412-8-47

Eine Episode, die man als solche auch in dem Tristan des Thomas wiederfindet, mit dem einzigen Unterschied, daß dort Kaherdin, der Bruder der Yseult aux Blanches Mains (>Weißhand<) neben ihr geht und so erfährt, daß die Hochzeit seiner Schwester mit Tristan noch nicht vollzogen ist. Diese Übereinstimmung der beiden Episoden ist sicher kein Zufall.

412-8-46

Im Tristan des Beroul werden Tristan und Yseult nach Ablauf der Frist von drei Jahren (der Wirkungsdauer des Liebestrankes) von Melancholie und Verzweiflung ergriffen. Der Text Berouls läßt Tristan etwa in der gleichen Weise wie Diarmaid sprechen (vgl. Revue Celtique, XXXIII, S. 54). Daher ist es denkbar, daß das irische Gedicht »Der Vorwurf des Diarmaid« und die Erzählung des französischen Autors auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen.

412-8-45

In dem Roman de Tristan des Normannen Beroul beschützt Gott ständig die Liebenden, als wären sie nicht schuldig. Hier schützt sie die Verpflichtung des Pflegevaters seinem Adoptivsohn gegenüber.

412-8-44

Das Motiv wird in der deutschen Version des Gottfried von Strassburg wieder aufgenommen, der Tristan und Isolt in einer Höhle Zuflucht finden läßt, während die französischen Autoren sie in den Wald von Morois ziehen lassen. Hier scheint es jedoch noch nicht zur sexuellen Vereinigung zwischen Diarmaid und Grainne gekommen zu sein. In einer anderen Höhle werden sie tatsächlich von Finn überrascht, als sie bereits wirklich Liebende sind.

412-8-43

Genauso ist Yseult in Tristan seit seinem ersten Aufenthalt in Irland verliebt, als er unter dem Namen Tantris von ihr geheilt wurde, und er sie in Gesang und Harfenspiel unterrichtete.

412-8-42

Dieser geis ist zu dem Liebestrank geworden, indem er im christlichen Rahmen des XII. Jhs. rationalisiert wurde, wobei der magische Aspekt in Form eines mit einem Aphrodisiakum vergleichbaren Getränkes konkretisiert wurde. Offensichtlich konnten die französischen Autoren der höfischen Epoche die tiefgreifende Bedeutung des geis nicht verstehen, die sich ausschließlich auf eine andere Kultur bezieht, in der das Christentum das Druidentum oder zumindest die druidischen Praktiken noch nicht ausgelöscht hatte.

412-8-41

Diarmaid ist ein entfernter Cousin von Finn und sein Pflegevater ist der berühmte Oengus Mac Oc, einer der Tuatha De Danann. In Folge eines Unfalls ist der Milchbruder Diarmaids gestorben und in einen magischen Eber verwandelt worden; auf Diarmaid lastet seit diesem Ereignis ein geis, denn er wird solange leben wie der Eber, und der Eber wird der Grund seines Todes sein, daher das ausdrückliche Verbot für Diarmaid, irgendeinen Eber zu töten, aus Angst, er könne seinen verwandelten Milchbruder, das symbolische Bild seines Schicksals, töten.

412-8-40

Der Zaubertrank beschränkt sich nicht nur darauf, in Schlaf zu versetzen, sondern er wählt auch aus. Nur Oisin und Diarmaid gehen als Sieger aus dieser Prüfung hervor, folglich sind sie die einzigen, die Grainne ohne Scham lieben kann.

412-8-39

Man sieht, wo die Autoren des Tristan das Motiv des Trankes gefunden haben. Aber dieser Zaubertrank dient hier nur dazu, die Gäste in Schlaf zu versetzen. Die Dienerin und den Krug kann man in Brangwain und in dem Silberhumpen wiedererkennen.

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