Vorwort
Nirgendwo in der Geschichte finden wir einen Anfang,
sondern immer eine Folge. ... Wie können wir aber das Ende
verstehen, wenn der Anfang ein Geheimnis bleibt?
J.J.Bachofen
Nirgendwo in der Geschichte finden wir einen Anfang,
sondern immer eine Folge. ... Wie können wir aber das Ende
verstehen, wenn der Anfang ein Geheimnis bleibt?
J.J.Bachofen
EIN KLASSIKER DER FRAUEN LITERATUR
»Dieses Buch ist das Ergebnis der Verbindung zweier Gedankengänge: erstens, daß es sich bei der frühesten uns bekannten Kultur lediglich um das Wiederaufleben einer älteren Kultur handelt, an die damals nur eine verschwommene Erinnerung bestand, die heute jedoch total in Vergessenheit geraten ist; und zweitens, daß die antreibende und wiederbelebende Kraft dieser sogenannten Kultur die Frau war...«
Elizabeth Gould Davis, 1971
»Ein großes Geheimnis bleibt in bezug auf das Ende des Zweiten Weltkrieges bestehen. Wie vermochten die Deutschen während der Niederlage mit so unentwegter Standhaftigkeit weiterzumachen? Die Deutschen selbst können sich jetzt nicht mehr erinnern, und deshalb wird die Antwort nie zu finden sein«, schrieb der britische Historiker A.J.P. Taylor im Observer.[30]
Sabine K. beginnt ihr Tagebuch im Herbst 1944 mit 18 Jahren in einer mehr als 200 Seiten umfassenden Schreibkladde, die sie in den folgenden 9 Monaten mit einer temperamentvollen, schwer lesbaren Schrift bis zur letzten Seite füllt. Auszüge sind unter dem Titel: »>Mir ist nur wichtig, ob es in Zukunft so eine Art Kunst geben wird<. Aus dem Jugendtagebuch einer Schauspielerin« publiziert (379-421).
Um eine Übergangsform zwischen Tagebuchaufzeichnungen und Kalendernotiz handelt es sich bei den Eintragungen, die die Malerin Hannah Höch im Notizkalender des Jahres 1945 festhielt. Von Hannah Höch sind sonst keine Tagebuchaufzeichnungen überliefert. In ihrem Nachlaß, den die Berlinische Galerie übernahm, finden sich die Jahresnotizkalender von 1939-1945, in denen die Malerin nur wenige sporadische Termine festhält. Ihre Notizen im Kalender des Jahres 1945 fallen hier deutlich aus dem Rahmen.
Die Tagebuchaufzeichnungen, die die Berliner Gymnasiastin Lieselotte G.
Für die Beschäftigung mit autobiographischen Texten schreibender Laien gilt dasselbe, was der Historiker Lutz Niethammer in bezug auf lebensgeschichtliche Interviews sagt: Die Komplexität dieser Form lebensgeschichtlicher Überlieferung läßt sich nicht auf die Dimension von Quantitäten reduzieren, sondern erschließt sich nur einer qualitativen Analyse. Nur wenn man die Texte in ihrem Sinnund Formzusammenhang und in längeren Passagen interpretiert, wird der Eigensinn dieser Form der lebensgeschichtlichen Überlieferung deutlich (Niethammer 1985, 418).
Die Frauen und Mädchen, deren Tagebücher und Erinnerungsberichte mir zur Verfügung stehen, waren keine politisch exponierten Menschen. Es gibt kein Tagebuch in meiner Quellensammlung, das ich als ein Dokument des Widerstandes bezeichnen würde, wenn auch einige wenige Verfasserinnen, wie Hannah Hoch, deren Kalendernotizen im Interpretationsteil ausführlicher behandelt werden, ein deutlich abgegrenztes Verhältnis zum Nationalsozialismus haben (vgl. Die Kalendernotizen der Malerin Hannah Hoch).