401-1-37

Guglielmo Ferrero, 1871-1942. Liberaler. Studierte bei Lombroso Kriminal-Anthropologie. Republikaner und »Sozial-Evolutionär«. Vom antisozialistischen Ministerium Crispi verfolgt und zusammen mit Treves (vgl. ebenda) 1894 vor Gericht gestellt Nach dem Ersten Weltkrieg schloß er sich der Demokratischen Union Amendolas an. Entschiedener publizistischer Gegner des Faschismus. Seit 1930 im Exil in Genf, wo er Zeitgeschichte lehrte

401-1-36

»Settimana Rossa« (Rote Woche), 7.-13. Juni 1914. Der neue italienische Einheitsstaat war politisch instabil. Die »Rote Woche« war einer der Aufstände, die das Land schon Ende des 19. Jahrhunderts zu erschüttern begannen. Sie richtete sich u. a. gegen die Teuerung und den wachsenden Militarismus, der in Italien durch Kolonialkriege in Nordafrika (Libyen, Eritrea, Somalia) und die »Irredenta«, die Bewegung zur Heimführung der »Unerlösten Gebiete« (»Irredentismus«, z. B. »Südtirol«), geschürt wurde. Die Unruhen begannen in Ancona, wo der Anarchist Malatesta und Pietro Nenni lebten.

401-1-35

»Giustizia e Liberta«, Ende 1929 in Paris gegründet, u. a. von Lussu, Fausto Nitti und Rosselli, die 492 gerade von Lipari geflüchtet waren. Ideologisch an Rossellis »liberalem Sozialismus« orientiert. »GL« definierte sich als revolutionäre Bewegung und nicht als Partei, gab sich später jedoch auch ein politisches Programm. War nie eine Massenorganisation. Nahm am Spanischen Bürgerkrieg mit einer eigenen Einheit teil, die sich nach Rossellis Weggang der »Brigade Garibaldi« anschloß. Nach Rossellis Ermordung führte Lussu die »GL« an die Sozialisten heran.

401-1-34

Benito Mussolini, der spätere Il Duce des Faschismus, war seit seinem siebzehnten Lebensjahr bis 1914 Funktionär der Sozialistischen Partei zuletzt als Chef der Parteizeitung Avanti. 1945 von Partisanen hingerichtet.

401-1-33

Fausto Nitti, 1899-1974. Neffe von Francesco (vgl. ebenda). Nach dem Ersten Weltkrieg Aktivist der illegalen Studentenorganisation »Giovane Italia« (Junges Italien). Nach seiner Flucht von Lipari Major einer internationalen Brigade im Spanischen Bürgerkrieg. Während des Krieges in der französischen Resistance. Von der Vichy-Regierung verhaftet, gelang ihm auf einem SS-Transport nach Deutschland die Flucht und Rückkehr in die Widerstandsbewegung. Nach dem Krieg verschiedene Aufgaben in der Sozialistischen Partei und dem Nationalverband Italienischer Partisanen.

401-1-32

Carlo Rosselli, 1899-1937. Sozialist. Bemühte sich mit Nenni um die teilweise Wiedervereinigung der seit 1921 gespaltenen Partei. 1927 auf die Insel Lipari verbannt, wo er sein bekanntestes Werk Socialismo liberale schrieb. Flüchtete 1929 mit Lussu und Fausto Nitti nach Paris, wo er die Bewegung »Giustizia e Liberta« mitbegründete. Führte im Spanischen Bürgerkrieg eine Freiwilligeneinheit. Vertreter einer antifaschistischen Einheitsfront mit den Kommunisten und der Volksfront-Idee. 1937 in Frankreich im Auftrag Mussolinis ermordet.

401-1-31

»OVRA«. Politische Polizei. Wofür die vier Buchstaben stehen, war schon im Faschismus umstritten. Die naheliegende Erklärung: »Opera Vigilanza Repressione Antifascismo« »Überwachungswerk zur Unterdrückung des Antifaschismus«.

401-1-30

Camilla Ravera. 1889-1988. Sozialistin. 1921 KPI. 1922 Komintern-Delegierte. 1926 Mitglied des ZK der KPI und einziges Mitglied des Politbüros, das im Untergrund in Italien tätig war. Nach mehrfachen Verhaftungen Flucht. KP-Sekretariat mit Togliatti und Grieco. 1930 Rückkehr nach Italien und Inhaftierung in Trani. Seit 1935 wegen Lungenkrankheit nach Matera, später nach Ventotene verbannt, wo auch Terracini einsaß. 1941 aus der KPI ausgeschlossen, 1945 wieder aufgenommen und abermals ins Zentralkomitee gewählt. Seit 1948 Parlamentarierin. Von Pertini zur Senatorin auf Lebenszeit ernannt.

401-1-29

Ignazio Silone, 1900-78. Pseudonym für Secondo Tranquilli. Entstammte einer Gutsbesitzerfamilie und wurde aus Empörung über die Behandlung der Landarbeiter fünfzehnjährig Sozialist. Unterstützte 1921 auf dem Kongreß der Jungsozialisten den Beitritt zur KPI. In den zwanziger Jahren illegale Parteiarbeit an führender Stelle (Politbüro und Zentralkomitee). Mit Togliatti Delegierter des VIII. Plenums der Komintern. 1929 in Opposition zu Longo und Togliatti, 1930 Parteiausschluß. In den dreißiger Jahren Arbeit als Schriftsteller und Essayist.

401-1-28

»Don« Giovanni Minzoni, 1885-1923. Arbeiterpriester, der sich den Haß der Faschisten zugezogen hatte. Wurde 1922 bekannt, als er sich weigerte, die faschistische Fahne zu hissen. Forderte zum Widerstand auf und wurde 1923 vor seiner Kirche ermordet. Das Verfahren blieb zunächst ergebnislos, bis ein faschistischer Überläufer Beweise vorlegte, die von der Voce Repubblicana publiziert wurden. Im Prozeß wurden Italo Balbo und die Mittäter freigesprochen.

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