Theodor W. Adorno

Negative Dialektik

Der Fortschritt, gedacht als die geschichtliche Bewegung der Emanzipation des Menschen aus der Abhängigkeit von der Natur, schließt für Adorno immer einen Prozeß des Verfalls dessen ein, was in den sukzessiven Schritten der emanzipativen Geschichte vom Fortschritt zurückgelassen wird. Fortschritt in diesem Sinne als totale Emanzipation fordert also die Vernichtung oder das bloße Vergessen dessen, wovon ich mich befreie.

Herbert Marcuse

Marcuses Freudmarxismus

Dieses Verschwinden der Dialektik qualitativen Andersseins in die alle Unterschiede nivellierende und ihrer Erhaltung unterordnende Überflußgesellschaft ist das Grundproblem Herbert Marcuses.[47] Im Denken Herbert Marcuses schickt sich die Theorie des Fortschritts an, die Theorie ihres eigenen Verfalls in sich aufzunehmen. Der Weg Marcuses führt von einem sich zunächst stark an Heidegger anlehnenden Marxismus zu dem, was man Freud-Marxismus genannt hat.

Hannah Ahrendt

Politische Probleme einer Überflußgesellschaft

Nach den Erfahrungen mit der terroristischen Praxis totalitärer Systeme im 20. Jahrhundert und dem Verfall politischer Institutionen in den Wohlstandsgesellschaften der Gegenwart ist es nicht erstaunlich, daß die Frage nach dem Wesen und nach einer Begründung des Politischen zu einer zentralen Frage in der Auseinandersetzung mit dem Marxismus wurde.

Carl Schmitt

Theorie des Politischen

Das dem Denken Heideggers geschichtlich gleichzeitige von Carl Schmitt[44] hat wesentlich faßbarere und konkretere Folgerungen aus der Daseinsanalyse von >Sein und Zeit< gezogen. Die Analyse des Seins zum Tode wird von Carl Schmitt auf ihren latenten realpolitischen Kern, wie er durch die politische Philosophie des Thomas Hobbes ausgesprochen wurde, zurückgeführt. Dem Sterbenkönnen des Menschen entspricht gleich ursprünglich die Möglichkeit, getötet zu werden. Die Notwendigkeit des Prinzips des Politischen ist bei Carl Schmitt in der Schutzfunktion begründet.

Karl Marx und Martin Heidegger

Exkurs

Was an der Position von Kojève in unserem Zusammenhang zum ersten Mal überraschend und unübersehbar hervortritt, ist die positive Aufnahme Heideggers in den Versuch einer Erneuerung des marxistischen Denkens. Dieser für die Zukunft des marxistischen Gedankens in unserer Welt so bedeutsame Sachverhalt zwingt uns, einige Hinweise zum Verhältnis von Marx und Heidegger zu geben. Für beider Denken ist die Wendung gegen Verdinglichung zentral und bestimmend.

Alexandre Kojève

Herrschaft/Knechtschaft

Während die bisherigen sich auf Anthropologie reduzierenden Ansätze von Sartre und Gehlen daran scheiterten, daß sie dem Anspruch des Marxismus, eine Theorie der begriffenen Geschichte aufstellen zu können, nicht gerecht wurden, hat Kojève eben diesen Versuch gemacht,[35] in die Anthropologie eine Konzeption weltgeschichtlicher Theorie einzuarbeiten.

Arnold Gehlen

Gehlens anthropologische Marxismuskritik

Der hier gemeinte Zusammenhang ist bei Gehlen am deutlichsten, aber trifft auch, wenn auch eingeschränkt, für Plessner zu. Grundkategorie für Plessner ist die Kategorie der Exzentrizität. Der Selbstvollzug des Menschen ist bestimmt durch eine Verdoppelung, daher notwendige Selbstentfremdung. Der Mensch vollzieht sein Sein und steht gleichzeitig innerhalb und außerhalb seines Vollzuges. Er muß sich die Mitte erst erstellen, auf deren Grund er stehen kann. Der Mensch ist das sich selbst herstellende Wesen: in diesem Satz stimmt gegenwärtige Anthropologie mit dem Marxismus überein.

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