Am Nachmittag wird es unerträglich schwül

... der Himmel bezieht sich bleigrau, doch das Gewitter läßt auf sich warten. Kein Lufthauch. Im Maulbeerbaum regt sich nichts. Auch die Nachbarinnen an der Hofmauer mögen nicht handarbeiten und nicht reden. Die Kinder sind weinerlich, streitsüchtig. Osman will allein in seinem Zimmer sein, etwas ganz Ungewöhnliches, denn sonst ist er vor dem Dunkelwerden schwer nach Hause zu bewegen. In den Zimmern wird es schon finster, es gibt auch keinen elektrischen Strom. Der wird bei Gewitter aus Sicherheitsgründen hier immer abgestellt.

Etwas wie Panik erfaßte Helga...

...wenn sie daran dachte, daß über die Hälfte des Ramazan verstrichen war — der Mond nahm ab — und wie wenig sie erreicht hatte in dieser Zeit. Sollte das schon ein Gewinn sein, den Hunger nicht mehr zu fühlen? Allerdings, wer forderte denn mehr von ihr? Sie selbst hatte sich etwas Entscheidendes erhofft von diesem Monat, hatte sich die Hungerqualen schlimmer vorgestellt und den Lohn größer. Berichte aus irgendwelchen Selbsterfahrungsgruppen und Ashrams hatten diese Erwartungen genährt. Dort taten sich offensichtlich die tollsten Dinge in kürzester Zeit.

Das Notizbüchlein mit den Aufzeichnungen...

... vom Religionsunterricht vor Helgas Übertritt zum Islam hat sich endlich zwischen einem Stapel nie benutzter Bettwäsche wiedergefunden. Scheich Nureddin, der ihr damals vor sieben Jahren die Anfänge im Glauben beigebracht hatte, war nur vorübergehend in Deutschland gewesen. Er konnte weder deutsch, noch verstand sie sein Arabisch. So einigten sie sich auf englisch, das er mit einem schrecklichen Akzent und ziemlich stockend sprach. Sie hatte von ihm nicht so sehr ein Lehrgebäude übernommen, als vielmehr den Eindruck, daß der Islam eine herrliche Sache sei, die froh macht und weise.

481-1-15

Bericht der Bundesregierung über die Situation der Frauen in Beruf, Familie und Gesellschaft, Bonn 1966, Bundestagsdrucksache V/909.

481-1-14

Vgl. dazu z. B. Anita Grandke/Jutta Gysi, Die Familien- und Bevölkerungsentwicklung als Sache der ganzen Gesellschaft, in: Staat und Recht, 1/1973, S. 55ff.

481-1-12

Vgl. dazu ausführlich Irmgard Steiner, Zum Verhältnis der Frauen zur Berufstätigkeit, in: Wirtschaftswissenschaft, 7/1966, S. 1152ff.

481-1-11

Vgl. Karl Spiegelberg, Zum Verhältnis der Frauen zur Berufstätigkeit, in: Soziologische Aspekte der Arbeitskräftebewegung, Berlin (Ost) 1967, S. 288.

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