Die Zeit von der Gründung des Deutschen Kaiserreichs bis zur Entlassung des Reichskanzlers Bismarck im Jahr 1890, die Bismarck-Ära, ist die in der deutschen Geschichte meist beschriebene Epoche.[1] Sie gilt als die Zeit des endgültigen wirtschaftlichen und sozialen Umbruchs Deutschlands vom Agrar- zum Industriestaat unter Ausbildung der industriellen Klassengesellschaft und ist gekennzeichnet von schweren politischen Konflikten und inneren Widersprüchen. Stichworte dieser Geschichte sind:
Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung setzt bereits vor 1848 ein, im Aufbruch der demokratischen Bewegung des Vormärz. Und doch ist ein genaues Datum nicht zu benennen, erst recht keines, das in unseren Geschichtsbüchern steht. Hiermit aber beginnt die Schwierigkeit, diese Geschichte chronologisch zu erzählen.
Das Buch beabsichtigt, einen Überblick zu verschaffen über die Geschichte der deutschen Frauenbewegung in einem Zeitraum von 100 Jahren und in ihren verschiedenen Richtungen. Es versucht, diese «versäumte Lektion» vornehmlich aus den Quellen der Frauenbewegung, den bisher sehr verstreuten Zeugnissen und Selbstdeutungen der beteiligten Frauen, zu rekonstruieren und die Geschichte der Bewegung als Teil der Sozialgeschichte und im politischen Zusammenhang zu verstehen.
Mit der Erfindung der Streichhölzer fing eigentlich alles an. «Es war eine Tat, so weltbewegend, so befreiend, so symbolisch wie die Anlegung der Eisenbahnen», meinte Louise Otto, eine der wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen Frauenbewegung aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts.
Wie ging es weiter, mit den Arbeits- und Lebensbedingungen, mit der Rechtsstellung, der Politisierung, mit den Emanzipationsbemühungen der Frauen?
Aus dem «Liebesbrief einer modernen Frau» (1897)