412-6-2

Besitzen wir überhaupt noch ein instinktives Leben, ein Triebleben? Eine ernsthafte Frage, denn sie berührt das gesamte Problem des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur, des psychischen Gleichgewichts des Menschen und der Beziehung zu seiner Umwelt, ja sogar der Funktionsweise seiner Organe und Sinne. Können wir überhaupt noch mit unseren Augen sehen, mit unseren Ohren hören, mit unserer Nase riechen, mit unserem Gaumen schmecken oder mit unseren Fingern fühlen?

412-6-1

Das lateinische Wort labor bedeutet >Arbeit< und >Leiden< Bezeichnenderweise haben die Gallier, ein Volk von Ackerbauern, dieses Wort als terminus technicus für die Feldbebauung, labourage, übernommen.

412-5-59

Neben der modernen psychoanalytischen Deutung der Arche als weibliches Sexualsymbol läßt sich noch eine wesentlich ältere rekonstruieren: das lateinische Wort arca, (das wiederum von einem etruskischen abstammt, woraus sich auch lat. arx (= >Burg<) entwickelte), bedeutet >Sarg< und erst in zweiter Linie >Truhe und Schrank< (vgl. provenzal. archou und neu-breton. an arc'h, was >Koffer<, >Kiste< bedeutet). Mit der gleichen Wurzel hängen arctum, >enger Raum< und arcere >enthalten<, >zurückhalten<, >verbergen<, zusammen.

412-5-58

Der Legende seines Heiligenlebens zufolge hat er angeblich in einer Vision den geöffneten Himmel gesehen. Diese Vision habe er, so heißt es, zum Anlaß der ihm zugeschriebenen berühmten Dichtung kantik ar Baradoz (>Lied vom Paradies<) genommen.

412-5-57

R. de Laigue: Saint Herve. Bahon-Rault, Rennes o.J. Die Zitate sind der Übersetzung Vie de Saint Herve von Arthur de La Borderie entnommen.

412-5-56

Ein weiterer aufschlußreicher Name, in dem wieder das Wort rig, >König<, zu erkennen ist. Möglicherweise ist Rigour aus rig-guor entstanden, was >großer König< bedeutet.

412-5-55

Aufgrund der Entwicklung der walisischen Form aus der keltischen Wurzel rektu, die zu ruev und rhwyf, >König<, wurde, kann der Name Rivanone — mit seinem charakteristischen -v- im Wortinnern — nur eine bereits höher entwickelte walisische Form sein, die zeitlich nach dem Einsetzen der Auseinanderentwicklung beider Sprachen, also etwa im IX. Jh. entstanden sein dürfte.

412-5-54

Breac stammt ursprünglich von einem gallischen Wort ab, das ebenfalls >Sumpf bedeutete. Das Sumpfgebiet in der Nähe von Brennilis (möglicherweise ursprünglich BrennElles) wird Yeun-Ellez genannt und im regionalen Volksglauben für den Eingang zur Unterwelt gehalten. Blies hat mit engl, hell und dt. Hölle ein und dieselbe indogermanische Wurzel.

412-5-53

G. Dottin: La langue gauloise. S. 226. Es ist möglich, daß die Sümpfe aufgrund der dort austretenden Dämpfe (unteridischen >Atems<) mit dem Wort ana bezeichnet wurden. Jedenfalls ist mit den Sümpfen in allen Mythologien die Idee der Hölle verbunden. Sie sind das Niemandsland, die Zwischenzone zwischen den beiden Welten. Es sei auch darauf hingewiesen, daß das Wort Ankou, das in der Bretagne die Personifizierung des Todes bezeichnet, nichts mit dem Wort ana zu tun hat: es stammt nämlich über eine keltische Zwischenstufe enkowo von der Wurzel nek- (= >sterben<; vgl. lat.

412-5-52

Das Pluralsuffix -on ist im Breton, semantisches Kennzeichen für >menschliche Wesen< und stammt zweifellos vom lat. Suffix ones. Vgl. L. Loth: Les mots latins dans les langues brittoniques. (Paris 1909) S. 472

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