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Wie darf man über die weiber noch spotten, dass sie eine zuneigung für die uniform haben? Bedenkt man nicht, dass ihre erziehung sie dem soldatenstand näher als jeder andern menschenklasse bringen muss? Anm. M. W.

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Begabte menschen streuen Samenkörner aus, die keimen und für die umstimmung der herrschenden denkart von bedeutendem einfluss sind. Wenn einst einmal die öffentliche stimme durch waffen der vernunft die Oberhand gewinnt, darf man sicher den Umsturz willkürlicher gewalt nicht mehr von ferne ahnen. M.W.

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Anmerkung Salzmanns: »Ich setze hinzu den Stand der Gelehrten überhaupt, insofern diese eine eigene Gattung von Menschen ausmacht, die sich schämt, durch die Arbeit ihrer Hände etwas zu produzieren und deswegen genötigter ist, ihre Dienste dem Staat, mehrenteils gegen einen elenden Lohn zu verkaufen, die Produkte des Fleisses ihrer Mitbürger aufzehren hilft, und selbst gemeiniglich in Kummer und sklavischer Abhängigkeit ihre Tage zubringt.«

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laut Gudrun Burggraf Christian Gotthilf Salzmann im Vorfeld der Französischen Revolution, 1966, übersetzte Salzmann mit Weissenborn, englischlehrer in der anstalt, Mary Wollstonecrafts >Vindication<. laut Johann Wilhelm Ausfeld Christian Gotthilf Salzmann, Gründer der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, 1834. heiratete der mit den prinzen von Philippsthal in die schule gesandte Weissenborn 1796 Salzmanns Tochter Wilhelmine (nach der tragischen liebe zu Niehausen, dem begleiter des jungen anstaltszöglings Erbgraf Georg von Schaumburg-Lippe).

5. Kapitel

Widerlegung einiger Schriftsteller, welche die weiber als gegenstände eines mitleids, das an verachtung grenzt, aufgestellt haben

Ich will mit Rousseau anfangen, und eine skizze des weiblichen charakters mit seinen eigenen worten und von meinen anmerkungen und kritiken begleitet bringen. Meine bemerkungen werden alle von wenigen einfachen grundsätzen ausgehen. Das ganze künstliche gebäude ist mit so viel Schlauheit angelegt, dass ich es für nötig halte, die einzelnen teile desselben anzugreifen und meine grundsätze zu nennen.

4. Kapitel

Bemerkungen über den zustand der erniedrigung, in welchen das weibliche geschlecht durch mancherlei ursachen herabgesunken ist

Das weib ist entweder von natur schon schwach, oder es hat durch umstände von seinem ursprünglichen wert verloren so viel ist, dünkt mich, klar genug. Mit diesem satz will ich ein urteil verbinden, das ich hie und da vernünftige männer, dem aristokratismus zugunsten, habe fällen hören. Der grosse haufe der menschen, sagen sie, darf nie zu einiger bedeutung gelangen. Sonst würden die lenksamen sklaven, die sich jetzt so geduldig einkerkern lassen, ihre kraft und ihren wert fühlen und ihre ketten von sich werfen.

3. Kapitel

Rousseaus ungereimte chimären

Körperliche stärke, die sonst vorzug der helden war, ist gegenwärtig zu einem solchen grad unverdienter verachtung herabgesunken, dass männer so gut als weiber sie entbehrlich zu finden scheinen. Die letzten deswegen, weil diese eigenschaft ihrer grazie abbruch tun und ihnen viel von jener reizenden schwäche rauben würde, der sie eben ihre zur ungebühr erweiterte gewalt verdanken. Die ersten, weil sie glauben, dass sie sich mit dem charakter eines mannes von erziehung nicht vertragen.

2. Kapitel

Prüfung der herrschenden Meinung von einer wesentlichen Verschiedenheit des Charakters beider Geschlechter

Die tyrannei, die sich der mann gegen das weib erlaubt bedarf der erklärung und der rechtfertigung. Man hat eine menge sinnreicher gründe hervorgesucht, die alle beweisen sollen, dass beide geschlechter zwar gemeinschaftlich nach tugend streben, dabei aber doch einen sehr verschiedenen Charakter sich erwerben und behaupten müssen.

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