Ich will mit Rousseau anfangen, und eine skizze des weiblichen charakters mit seinen eigenen worten und von meinen anmerkungen und kritiken begleitet bringen. Meine bemerkungen werden alle von wenigen einfachen grundsätzen ausgehen. Das ganze künstliche gebäude ist mit so viel Schlauheit angelegt, dass ich es für nötig halte, die einzelnen teile desselben anzugreifen und meine grundsätze zu nennen.
Das weib ist entweder von natur schon schwach, oder es hat durch umstände von seinem ursprünglichen wert verloren so viel ist, dünkt mich, klar genug. Mit diesem satz will ich ein urteil verbinden, das ich hie und da vernünftige männer, dem aristokratismus zugunsten, habe fällen hören. Der grosse haufe der menschen, sagen sie, darf nie zu einiger bedeutung gelangen. Sonst würden die lenksamen sklaven, die sich jetzt so geduldig einkerkern lassen, ihre kraft und ihren wert fühlen und ihre ketten von sich werfen.
Körperliche stärke, die sonst vorzug der helden war, ist gegenwärtig zu einem solchen grad unverdienter verachtung herabgesunken, dass männer so gut als weiber sie entbehrlich zu finden scheinen. Die letzten deswegen, weil diese eigenschaft ihrer grazie abbruch tun und ihnen viel von jener reizenden schwäche rauben würde, der sie eben ihre zur ungebühr erweiterte gewalt verdanken. Die ersten, weil sie glauben, dass sie sich mit dem charakter eines mannes von erziehung nicht vertragen.
Die tyrannei, die sich der mann gegen das weib erlaubt bedarf der erklärung und der rechtfertigung. Man hat eine menge sinnreicher gründe hervorgesucht, die alle beweisen sollen, dass beide geschlechter zwar gemeinschaftlich nach tugend streben, dabei aber doch einen sehr verschiedenen Charakter sich erwerben und behaupten müssen.