Das Lusterleben der »Frau«

Zwei Formen der Repräsentation zerreißen die Zeit, zerreißen sich in der Zeit. Eine, die sich - selbst ohne es zu -wissen - in die ständige Wiederholung des Geschehens einfügt und dabei niemals aus diesem »Gefängnis« herauskommt. Das Projekt ihres für immer unsichtbaren, plötzlichen Auftauchens dient als Folie für die schnelle Vermehrung von »Trugbildern«, die an und in diesem blinden Fleck in der Konzeption vorbeiziehen und ihn verdecken.

Die Rückkehr im Namen des Vaters

»Und wie, wenn er nun seiner ersten Wohnung gedenkt und der dortigen Weisheit und der damaligen Mitgefangenen, meinst du nicht, er werde sich selbst glücklich preisen über die Veränderung, jene aber beklagen?« Was meint ihr dazu? Glaubt ihr, er könne sich seiner »ersten Wohnung« erinnern und der »dortigen Weisheit«? Der Weisheit, die dort etwas galt? Sollte der Logos eine Lücke lassen, durch die Phantasmen, Phantome, Halluzinationen wiederauftauchen können? In der selbst das Stammeln und Plappern der Kindheit zu neuem Leben erwacht?

Ein undeutlicher Zwischenraum. Die Spaltung zwischen Sinnlichem und Intelligiblem

Das sind Gedanken über die göttliche Wahrheit, zu denen der Mensch erst kommt, wenn er alles hinter sich gelassen hat, was ihn an jene sinnliche Welt gebunden hatte, für welche die Erde, die Mutter, einsteht. Gedanken, die man also auch nur von hinten verstehen kann? Dieser doppelte Rückzug wird nur durch Gott gelöst, der, da er alles sieht, auch am Anfang von allem ist. Was dagegen die Mutter angeht, da soll man sich nicht täuschen: Sie hat keine Augen, sie ist des Blicks und der Seele beraubt, auch des Bewußtseins, des Gedächtnisses, der Sprache.

Die göttliche Erkenntnis

Die Mimesis, die Nachahmung erhebt sich und entschwindet; aber sie bleibt, zwangsläufig, in der Szenographie des Selben. Ebenso wie die Magier, die Pädagogen und Philosophielehrer, der Demiurg oder Gottvater immer eine zurückgezogene Position einnehmen. Sie sind die einzigen, die eine Ansicht von der Hinterseite der Dinge haben. Das wird in der Eindeutigkeit des »Augenscheins«, der Evidenz, an der sie angeblich ausschließlich teilhaben und für die sie sich angeblich ausschließlich interessieren, geleugnet.

Das Leben in der Philosophie

An diesen Attributen des Vaters zu partizipieren, markiert also einen Endpunkt in der Progression, die Überführung in die andere Welt und in die Sicht der anderen Welt, in der das Fortschreiten der Progression, der Annäherungsweg des Denkens sich erschöpfen. Die Methode selbst, die gerade noch die Stelle eines Durchgangs, der zu bewerkstelligen war, eingenommen hatte, erlischt in ihrem Gipfelpunkt.

143-5-160

Theodor Gottlieb von Hippel, Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber, mit einer Einleitung von Juliane Dittrich-Jacobi, Vaduz 1981, S. 118.

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Raschke, S.250; Lange, Duelldebatten, S. 100. In der Zeitschrift „Die Frauenbewegung" hieß es dazu am 15. 7. 1909: „Wir verlangen, daß die Frauen sich auf sich selbst stellen und ihre Ehre selbst zu wahren wissen und zwar nicht nur im Verkehr mit dem Manne, sondern überhaupt in allen Lagen des Lebens. Wir fassen den Ehrbegriff weiter, er beschränkt sich nicht nur auf das Sexualleben, sondern wir verlangen die Lauterkeit und Reinheit in jeglichem Tun." (S. 110).

143-5-157

Dieser Zusammenhang von Militär und Männlichkeitsbildern ist bislang kaum beachtet worden. Vgl.als Ansatz Klaus Theweleit, Männerphantasien, Bd. 2, Reinbek 1980.

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