Schülerinnen über sich Teil 1
Sabine (14)/Gisela (14)
Wir fänden es gut, wenn es in Frauenzentren eine extra Mädchengruppe gäbe
Wir fänden es gut, wenn es in Frauenzentren eine extra Mädchengruppe gäbe
Dieses Buch ist Ergänzung und Fortsetzung von Band 1 »Ein Mädchen ist fast so gut wie ein Junge« Sexismus in der Erziehung: Interviews, Berichte, Analysen.
Im Verlauf der Arbeit für den ersten Band nahm ich Kontakte mit vielen Schülerinnen, Lehrerinnen, Erzieherinnen und Dozentinnen auf, die ich dazu anregte, etwas über ihre Erfahrungen zu schreiben.
"Schülerinnen über sich" - hier schreiben Schülerinnen zwischen 13 und 19, wie sie ihre Situation in der Schule, im Freizeitbereich und zu Hause erleben. Erlebtes wird verarbeitet, das von sprachlicher Verweigerung über Isolation und Selbstreflexion bis zur Umsetzung des Bewußt-Seins in Aktivitäten geht. Dabei kann "Aktivität" bedeuten: einen eigenen, oft unbequemen Weg gehen, sich mit anderen zusammenschließen, um sich gemeinsam gegen die Diskriminierung von Mädchen zu wehren, bis hin zur massiven Kritik an Erwachsenen.
Auch in England, Schweden und Norwegen gibt es von Gewerkschaften unterstützte Initiativen, um die Gleichstellung von Mädchen und Jungen im Erziehungswesen gesetzlich zu verankern. Ich werde diese Initiativen kurz schildern. Leider war es mir nicht möglich, eine Auswertung vorzunehmen und festzustellen, welche Wirkung die Programme und Gesetze bisher hatten.
Während meiner Reisen in den USA habe ich mir einige Programme persönlich angesehen. Ich will an zwei Beispielen aufzeigen, wie die Bemühungen, Frauenstudien in die Schulen zu bringen, in der Praxis aussehen.
In diesem Kapitel will ich darüber berichten, wie Frauen in den USA gegen Sexismus in der Erziehung vorgegangen sind. Während mehrerer USA-Aufenthalte hatte ich Gelegenheit, den Forschungsstand zu dem Thema zu überprüfen, mit engagierten Frauen selbst zu sprechen und mir die Praxis von Frauenstudien an Schulen anzusehen. Ich war beeindruckt von der Vielfalt an Organisationen, Initiativen und der Energie, mit der die Frauen ihre Ziele verfolgen.
In kaum einem anderen Bereich wird die Ideologie der »Weiblichkeit« so unverbrämt institutionalisiert wie im Sport. Die körperliche Unterlegenheit, die hier bei Mädchen systematisch entwickelt wird, bildet einen bedeutenden Teil der Grundlage für die Macht von Männern über Frauen. Nicht umsonst nehmen immer mehr Frauen an Karatekursen teil. Daß die mangelnde Förderung physischer Fähigkeiten auch einen Einfluß auf die intellektuelle Entwicklung haben kann, wurde schon in dem Kapitel über familiale Sozialisation erwähnt.
1972 veröffentlichte Maria Borris ihre viel zitierte Untersuchung Die Benachteiligung der Mädchen in Schulen der Bundesrepublik und Westberlin.[1] Neben Ergebnissen einer Befragung von Berufsschülerinnen und Schulverwaltungspersonal enthält sie eine Auswertung der Rahmenpläne und Bildungsziele von Haupt-, Real- und Berufsschulen.
»Die Feminisierung vermindert das relative Einkommen und das Sozialprestige des Lehrberufs und führt damit zu einer Verringerung des qualifizierten Angebots.«[1]
Ein Schulleiter lehnte die Bewerbung einer Lehrerin mit folgenden Worten ab: »Ist es nicht in Ihrem Interesse, der Feminisierung des Lehrberufes entgegenzuwirken?« (1977)