Die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts lebten die amerikanischen Frauen unter Bedingungen, die sehr verschieden waren von den Lebensumständen, unter denen ihre Großmütter und selbst ihre Mütter aufgewachsen waren. Neben den Veränderungen, die überall im Lande in Gestalt einer raschen Industrialisierung und Urbanisierung stattfanden, hatte sich die Stellung der Frau weitaus drastischer gewandelt als die der Männer.

Frauen in den Knights of Labor und in der American Federation of Labor

Kap. II, 14 bis II, 16

Die 1880er und 1890er Jahre waren eine Phase großen und raschen industriellen Wachstums. Der Gründung der Standard Oil Company folgten weitere »Trusts«, zunächst in der Alkohol-, Zucker- und Bleiindustrie, später in der Stahl- und der Tabakbranche sowie anderen Gewerbezweigen. Das Eisenbahnnetz dehnte sich im Norden und Süden bis zur Pazifik-Küste aus, vorangetrieben von Finanzmagnaten wie Henry Villar, James J. Hill und anderen.

Die Entstehung einer Frauenwahlrechtsbewegung

Kap. II, 10 bis II, 13

Die Sklavenemanzipation hatte die Frage der Vergrößerung der Wählerschaft aufgeworfen. Wenn der Neger frei und Staatsbürger war, standen ihm auch die Wahlrechte des Staatsbürgers zu (wenn auch bald offensichtlich werden sollte, daß er sie im Süden ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen nicht ausüben konnte). Die Frauenführerinnen sahen, daß dieser Moment auch den Frauen das Wahlrecht bringen könnte.

Frauen in den Gewerkschaften, 1860-1875

Die industrielle Entwicklung der Nordstaaten, die bereits während des Bürgerkrieges eingesetzt hatte, wurde durch den vierjährigen Konflikt enorm beschleunigt. Die Ausrüstung und Unterhaltung großer Armeen und außerdem die ständig fortschreitende Expansion nach Westen brachten ein Kapitalwachstum auf breiter Ebene mit sich, das durch den Ausgang des Krieges - den Sieg der freien Lohnarbeit über die Sklavenarbeit - noch weiter angeheizt wurde. Der Handels- und Industriegigant Amerika war in das Stadium der Reife getreten.

Der intellektuelle Fortschritt der Frauen, 1860-1875

Bevor wir uns dem Kampf zuwenden, den Frauen führen mußten, um Zugang zu höheren Berufen zu gewinnen, sollten wir uns klarmachen, was ein solcher Beruf ist. Laut einer modernen Definition »enthalten höhere Berufe wesentlich intellektuelle Operationen mit umfassender individueller Verantwortung; sie beziehen ihr Rohmaterial aus Wissenschaft und Studium; dieses Material arbeiten sie zu einem praktischen, klar umrissenen Ergebnis auf; sie besitzen durch Ausbildung kommunizierbare Techniken; sie neigen zur Selbstorganisation«.[1]

Von Seneca Falls bis zum Bürgerkrieg

Zur Zeit des Kongresses von Seneca Falls erlebten die Vereinigten Staaten eine unglaubliche Beschleunigung der Entwicklung. Der Ausgang des mexikanischen Krieges trieb die Erforschung und Besiedlung der westlichen Hälfte des Kontinents voran. Die Aufmerksamkeit der Zeitungsleser wurde weg von Artikeln, in denen die Frauenrechte lächerlich gemacht wurden, und hin zu Berichten über Siedlerzüge gelenkt, die in Oregon und im Tal des Sacramento in Kalifornien eintrafen. Im Januar 1848 fand Marshall in Sutter's Creek Gold und ein Jahr später war der Goldrausch ausgebrochen.

Die Versammlung von Seneca Falls, 1848

Der Anfang war gemacht, und hier und da gab es engagierte Frauen, die sich ihren Weg gegen Vorurteil und Gesetz bahnten; aber sie waren verstreut und voneinander isoliert. Klagen, selbst beredte Stimmen der Unzufriedenheit reichen nicht aus, um eine Reform bewegung ins Leben zu rufen. Nötig war ein kräftiger Anstoß - Führung und vor allem ein Programm. Sie sollten das Ergebnis der Versammlung von Seneca Falls im Sommer 1848 sein, die allgemein als Gründungsdatum der amerikanischen Frauenrechtsbewegung angesehen wird.

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