Straffällige Frauen

Der Anteil der Frauen an der Kriminalität ist nicht leicht zu erfassen. Es ist zunächst eine Frage der Definition und der Quellen, die es zu erhellen gilt; erst dann können Schlüsse über eine spezifische weibliche Form von Straffälligkeit gezogen werden, die im übrigen nicht unabhängig von persönlichen Beziehungen und der familiären Umgebung gesehen werden kann. Um Mißverständnisse und Anachronismen zu vermeiden, wird die weibliche Kriminalität hier in einem weiten Sinne und mit Bezug auf die Verhaltensnormen der Zeit verstanden.

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Prostitution

Prostituierte gehörten in der Frühen Neuzeit zum Stadtbild. Es war kaum möglich, den Rialto zu überqueren, ohne ihnen zu begegnen. Der spanische Matrose, der sich in Sevilla ausschiffte, wurde umgehend ihrer Reize und Lockrufe gewahr. Sie belagerten die Londoner Theaterbesucher auf dem Weg zu Covent Garden, und der Pariser Handwerker stolperte vor den Wirtshäusern der Vorstädte über sie.

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Hexen

Teil der abendländischen Vorstellungswelt war lange Zeit die Überzeugung, daß die schadenstiftende und dämonische Hexerei eng mit der weiblichen Natur verbunden sei und daß im weiteren Sinne in jeder Frau eine potentielle Hexe stecke. Soweit man das heute beurteilen kann, ist dieses Klischee um 1400 entstanden und hat sich zumindest im Strafrecht bis Ende des 17. Jahrhunderts gehalten. Im 19. Jahrhundert wurde es von der Romantik wieder aufgegriffen und in Märchensammlungen, im historischen Roman, in der Malerei und in der lyrischen Musik dem Zeitgeschmack angepaßt.

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Frauen als Journalistinnen

Journalistinnen waren selten im frühneuzeitlichen Europa. Es erforderte außerordentlichen Mut. als Frau einen Beruf auszuüben und Karriere zu machen in einer Zeit, in der dies als unerhört und widernatürlich galt. Diese Frauen wollten auf eigenen Beinen stehen, einen Beruf mit Würde ausüben und von Zeitgenossen beiderlei Geschlechts ernstgenommen werden. Sie waren nicht nur darauf aus, Geld zu verdienen, obgleich sie natürlich hofften, mit ihrem Beruf ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

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Der medizinische und andere wissenschaftliche Diskurse

Angefangen von den Enzyklopädien des Mittelalters bis hin zu den verschiedenen Sammelwerken der Renaissance, von den Predigern der Gegenreformation bis zu den Rednern der Revolution mußte der medizinische Diskurs dazu herhalten, die der Frau in Familie und Gesellschaft zugewiesene Rolle zu rechtfertigen. Wenn Marie de Gournay sich bereits 1622 in L'Egalite des hommes et des femmes darüber entrüstet, daß eine bestimmte Sicht der weiblichen Physiologie als Vorwand für Diskriminierungen diente, so hatte sich daran zu Constance de Theis' Zeiten kaum etwas geändert.

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Das Theater: Frauenbilder

Die ganze Welt ist Bühne« und die Bühne ist ein Bordell: Für den Europäer der Frühen Neuzeit war der eine Vergleich so zutreffend wie der andere, und beide waren gleichermaßen komplex. Die Gleichsetzung von Schauspielhaus und Freudenhaus enthält zum einen ein negatives moralisches Urteil; zum anderen vermittelt sie sowohl die sexuelle Anziehungskraft wie die bedrohlichen Aspekte der Darstellung menschlicher Beziehungen und Identitäten im Theater.

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