Die schöne Frau

»Die Frauen des dritten Standes werden fast alle ohne Vermögen geboren; ihre Erziehung wird sträflich vernachlässigt; Sie besteht darin, sie zu einem Lehrer in die Schule zu schicken, der selbst nichts von der Sprache versteht, die er unterrichtet; dort verbleiben sie so lange, bis sie die Messe auf Französisch und Vespern auf Lateinisch lesen können. Sind die ersten religiösen Pflichten erfüllt, werden sie zur Arbeit angeleitet; im Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren können sie fünf oder sechs Sous am Tag verdienen.

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Körper, äussere Erscheinung und Sexualität

Zwei widersprüchliche Haltungen gegenüber dem Körper charakterisieren die Frühe Neuzeit. Die Renaissance erbte einerseits ein grundsätzliches Mißtrauen gegenüber dem Körper, seiner kurzlebigen Natur, seinen gefährlichen Begierden und seinen vielen Schwächen. Weder die protestantische Reformation noch die katholische Gegenreformation konnten dieses mittelalterliche Erbe abschütteln, so daß sich im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts die Prüderie gegenüber dem Körper, seiner Erscheinung und Sexualität verstärkte.

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Arbeit und Familie

Als der Schriftsteller Richard Steele 1710 zu bestimmen versuchte, was eine Frau sei, tat er dies in einer für uns rätselhaften, doch für seine Zeit völlig plausiblen Weise: »Eine Frau ist eine Tochter, eine Schwester, eine Ehefrau und Mutter, ein bloßes Anhängsel der menschlichen Rasse.« (The Tatler, Nr. 172) Einer »anständigen Frau«, die es verdiente, von der Männerwelt gewürdigt zu werden, konnte so ehrend gedacht werden wie in der elisabethanischen Zeit der adligen Dame Marie Dudley auf ihrem Grabstein in St. Margaret's Westminster:

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Eine Geschichte der Frauen schreiben

Die Frauen sind lange im Schatten der Geschichte gelassen worden. Der Aufstieg der Anthropologie und die zunehmende Bedeutung, die der Familie beigemessen wurde, haben ebenso wie die Geschichte der »Mentalitäten«, die dem täglichen Leben, dem Privaten und dem Individuellen eine größere Aufmerksamkeit schenkte, dazu beigetragen, sie aus dem Schatten herauszuholen. Am meisten hat dazu aber die Frauenbewegung beigetragen mit den vielen Fragen, die sie aufgeworfen hat. »Woher kommen wir?

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Geschichte der Frauen

Titel und Bild
Frühe Neuzeit

Das Leben der Frauen in der Frühen Neuzeit ist mehr noch als in den Epochen zuvor gekennzeichnet von einer überraschenden Vielfalt: ob als Hausmutter, als Regentin, Schauspielerin, Literatin oder als Bäuerin - Frauen begegnen uns überall. Eine breite Palette unterschiedlicher weiblicher Lebensformen fächert sich auf. Die mit ihnen verbundenen Wünsche, Hoffnungen und Ängste, die Versuche von Frauen, Macht und Einfluß zu gewinnen, ihr Kampf um Selbstbehauptung oder um das bloße materielle Überleben ihrer Familien - alle Aspekte weiblicher Lebenszusammenhänge werden in diesem Band beleuchtet.

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449-20-78

Regina Schulte, Das Dorf im Verhör. Brandstifter, Kindsmörderinnen und Wilderer vor den Schranken des bürgerlichen Gerichts. Oberbayern 1848-1910, Reinbek bei Hamburg 1989; Otto Ulbricht, Kindsmord und Aufklärung in Deutschland, München 1990; Mitterauer 1983; Stefan Breit, »Leichtfertigkeit« und ländliche Gesellschaft. Voreheliche Sexualität in der frühen Neuzeit, München 1991

449-20-77

Kritik bei: Martin Dinges, Frühneuzeitliche Armenfürsorge als Sozialdisziplinierung. Probleme mit einem Konzept, in: Geschichte und Gesellschaft 17, 1991, S. 5-29

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