»Diese Lücke, diese weiße Aussparung«

Mutterschaft in Texten von Marina Zwetajewa, Margaret Radclyffe Hall und Djuna Barnes

Unabhängig von der subjektiven Erfahrung einzelner Frauen ist Mutterschaft eine soziale Institution und ein zentraler Bezugspunkt weiblichen Lebens. In ihrer jüngst erschienenen Untersuchung Das Märtyrerinnenmodell hat die Bielefelder Sozialphilosophin Hilge Landweer überzeugend herausgearbeitet, daß weibliche Individualität und feministische Identitätspolitiken von der historischen Formierung des Musters Mutterliebe selbst dann nicht unbeeinflußt bleiben, wenn Frauen sich bewußt für Kinderlosigkeit entscheiden.

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Wie soll denn Dein Spiegelbild zustande kommen, Du kleine Narzißtin


Briefwechsel zweier Schwestern


Berlin, den 15. September 1990

Liebe Irina,

heute morgen habe ich Deine Karte aus der Toscana in meinem Briefkasten gefunden. Wie ich Dich beneide um die zwei Wochen Urlaub, während ich mich ausschließlich zwischen Theater und meiner Wohnung - die inzwischen schon so verwahrlost aussieht, daß ich keine Worte finde, um dieses Chaos zu beschreiben - hin- und herbewege. Doch immerhin ist ein Ende abzusehen: Bald, am 5. Oktober, ist Premiere und damit das Schlimmste überstanden.

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Was hat künstliche Insemination mit Reproduktionstechnologie zu tun?

Überlegungen zum Kinderwunsch lesbischer Frauen

Der Kinderwunsch ist ein Thema, mit dem sich nicht nur heterosexuelle Frauen auseinandersetzen. In den USA, den Niederlanden, Dänemark und Großbritannien bietet eine zur Zeit noch lockere Gesetzgebung auch lesbischen Frauen die Möglichkeit, mit Hilfe der Reproduktionstechnologien schwanger zu werden. Die Tatsache, daß sich in diesen Ländern inzwischen sehr viele Lesben dieser technischen Methoden bedienen, war für uns im Feministischen Frauen Gesundheits Zentrum (FFGZ) im ehemaligen West-Berlin ein Anlaß, diese Thematik mit lesbischen Frauen zu diskutieren.

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Die schwangere Lesbe oder: So glühend heiß wie Schnee

Analyse eines Oxymorons

Eine Lesbe, schwanger, in leidenschaftlicher Umarmung mit ihrer Geliebten - ein Bild, das Nicole Brossard in ihrem Roman Die malvenfarbene Wüste[1] entwirft - ist ohne Zweifel für uns eine ungewöhnliche Vorstellung. Die schwangere Frau wird wie selbstverständlich als heterosexuell lebend gedacht und wahrgenommen - und zwar nicht nur in dear allgemeinen Offentlichkeit, sondern auch innerhalb der feministischen >Szene<. Die Gründe für die vermeintliche Nichtexistenz lesbischer Mütter sind vielschichtig.

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Vorwort

Monique Wittig und Sande Zeig haben in ihrem Buch Lesbische Völker eine visionäre Rekonstruktion lesbischer Geschichte entworfen: Eine Gruppe von Amazonen grenzte sich zu einem Zeitpunkt, der das Ende des Goldenen Zeitalters markierte, von ihrem bisherigen Leben ab; sie begannen sich ganz und in völliger Verzückung dem Gebären zu widmen, vernachlässigten andere Interessen und entwickelten eine eigene Kultur, »in der nichts der Analogie zu ihrer Fortpflanzungsfähigkeit entrinnen konnte«. Seitdem beschlossen sie, sich nicht mehr Amazonen, sondern Mütter zu nennen.

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