Es war meine Mutter, die mich lehrte, Frauen zu lieben

Eine autobiografische Skizze

Manchmal weißt du, daß etwas wichtig ist und mitgeteilt werden sollte, und doch hält dich die Unsicherheit, wo du den richtigen Ort zur Veröffentlichung findest, und die Angst, es könnte nirgendwo angenommen werden, davon ab, es zu Papier zu bringen. Dies trifft auf mich und die Geschichte zu, die ich nun schon lange Zeit mit mir herumgetragen habe.

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Geschwister Mysterien

(Für CR.)

1.
Erinnere mich daran wie wir gingen
und den planetarischen Felsen
als Fußhalt erprobten
wie wir die Ränder der Canons prüften
Felder aus schierem
Eis in der Mitternachtssonne
und die Regenfälle rochen bevor sie fielen
und die Fülle der Mondin fühlten
bevor sie aufging
aus dem Gleichgewicht geraten durch das Leben
das sich in uns bewegte, dann leichter geworden
doch immer noch mit der Last
der Kinder an unserem Rücken
an unseren Hüften, wenn wir Feuer machten

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Gespräch mit Julie

Julie (fünf Jahre alt) und ich sind in der Damentoilette im Restaurant Thunder. Sie sitzt auf der Toilette und drückt. Ich warte. Sie lächelt und kichert etwas unsicher, dann sagt sie:
»Du bist eine Lesbe, nich?«
»Ja«, sage ich. »Bin ich. Du weißt, was das heißt, oder?«
»Ja«, sagt sie.

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Teil III

Töchter und Söhne:

Reales und Visionäres

Sappho

Ein schöne Tochter hab ich
goldnen Blumen gleich
Fein ist ihr Wuchs
Kleis heißt sie
die ich liebe
Nicht für ganz Lydien
tauscht ich sie
nicht fürs stolze Lesbos

Aus dem Altgriechischen von Apostolos Bouras

Ich wäre gern ihre >richtige< Mutter gewesen

Erfahrungen einer Pflegemutter

Als meine Mutter im Sterben lag, entstand in mir zum ersten Mal ein ganz intensiver Kinderwunsch. Ich war damals 28 Jahre alt und lebte in Berlin. Fast zur gleichen Zeit begann meine Liebesbeziehung mit Karin. Kinder waren Karin sehr fremd; sicher auch deswegen legte ich meinen Kinderwunsch auf Eis. Unser gemeinsames >Kind< wurde drei Jahre später, 1981, unser Projekt, das Frauenferienhaus Tiefenbach.

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Ich wußte, daß ich sie jederzeit wieder aus meinem Leben ausschließen konnte

Brüche einer Co-Mutterschaft

Als Feministin hätte ich es besser wissen müssen. Hätte wissen müssen, ich habe Verantwortung. Verantwortung den Kindern meiner Geliebten gegenüber.
Ich habe nicht das Recht, einfach aus ihrem Leben zu verschwinden, mich aufgrund meiner schmerzlichen Trennung von ihr auf und davon zu machen und damit den Kindern meine Liebe und Zuneigung aufzukündigen. War es nicht Egoismus, der mich glauben machte, sie könnten ohne mich sein, da sie doch auch vorher nicht mit mir gewesen waren?

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