Vierzehntes Kapitel

Personen

Allmähliche Genesung

Vierzehntes Kapitel
Der grösste Teil des Jahres nach Phils Zusammenbruch verging mit seiner allmählichen Genesung. Er wies alle Symptome einer schweren Depression auf - überwältigende Zweifel an sich selbst und seinen Fähigkeiten, den Wunsch, sich von der Welt und anderen Menschen abzusondern, und eine tiefe Unsicherheit, die zu totaler Unentschlossenheit führte. Er konnte sich nicht einmal entscheiden, welche Schuhe er tragen wollte. Schließlich quälten ihn auch noch Schuldgefühle wegen aller möglichen Fehler und Irrtümer. Gelegentlich war sogar von Selbstmord die Rede.

Dreizehntes Kapitel

Das mittlere Alter

Phil und ich kamen allmählich ins mittlere Alter. Obwohl seine Arbeit höchste Ansprüche stellte, ging sie Phil leichter von der Hand; mit Ausnahme seiner zunehmenden körperlichen Anfälligkeit sah alles bestens aus. Zwar behauptete der Star auch weiterhin seine Spitzenstellung in der Washingtoner Zeitungsszene, aber die Post hatte an Stabilität gewonnen und eine klare Zukunft vor sich. Phils persönlicher und geschäftlicher Erfolg war über jeden Zweifel erhaben.

Zwölftes Kapitel

Personen

CBS
Die Aussichten für die »Post«

Selbst wenn wir bedachten, welch große Fortschritte die Zeitung gegenüber dem Wrack gemacht hatte, das mein Vater 1933 gekauft hatte, wirkte, was wir 1948 besaßen, noch immer recht fragil. Nach Phils Worten saßen wir »in einem leckgeschlagenen Boot. Denn die Zeitung ... besaß praktisch keine Vermögenswerte und war in die Angewohnheit der Vorkriegsjahre zurückgefallen, finanzielle Verluste zu machen.« Unsere Aussichten für die Post und ihre Zukunft waren prekär.


Zehntes Kapitel

Phil geht zum Militär

Am frühen Morgen des 27. Juli 1942 ging Phil als einfacher Soldat zum Army Air Corps. Seine erste Station war Fort George Meade, ein Ausbildungslager im benachbarten Maryland. Der schreckliche Augenblick unserer Trennung kam im Greyhound-Busbahnhof im Stadtzentrum von Washington - ohnehin schon ein deprimierender Ort, doch angesichts des Durcheinanders nervöser Rekruten noch viel bedrückender. Obwohl ich wußte, daß ich ihn an jeden Stationierungsort würde begleiten können, gewann die Ungewißheit in mir die Oberhand.

Neuntes Kapitel

Eheleben

In unserem kleinen Haus, für das wir 80 Dollar Monatsmiete zu zahlen hatten, lebten wir uns schnell und leicht ein. Es lag jenseits von Georgetown in Burleith, einem angenehmen, bequemen und unprätentiösen Reihenhausviertel. Das kleine Wohnzimmer betrat man direkt vom Eingang aus, dahinter lagen ein Eßzimmer und eine kleine Küche. Im ersten Stock befanden sich ein schönes Schlafzimmer (über dem Wohnzimmer) und zwei weitere kleine Räume, die wir als Arbeitszimmer nutzten. In Phils Arbeitszimmer stand auch noch ein Gästesofa.

Siebtes Kapitel

Personen

Rückkehr nach Washington

Als ich nach fünfjähriger Abwesenheit - im College und in San Francisco - nach Washington zurückkam, fand ich eine neue Stadt vor. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr sich Washington verändert hatte, seit ich ans Vassar College gegangen war. Es herrschte eine intellektuell aufregende Atmosphäre - gar kein Vergleich zu jenem Washington, dem ich 1934 den Rücken gekehrt hatte Ich war freudig überrascht ja geradezu begeistert, von dieser neuen, lebendigen Stadt mit all den vitalen, dynamischen jungen Menschen.

Sechstes Kapitel

 Als ich nach Abschluss meines Studiums wieder daheim war, schlug mein Vater mir vor, ich solle ihn doch nach Kalifornien, in  das Land seiner Jugend, begleiten. Unsere kalifornische Verwandtschaft kannte ich kaum, aber sie war mir schnell sympathisch. Auch in San Francisco verliebte ich mich: in die Schönheit der Stadt, die Bewohner, das Lebensgefühl, in die Freundlichkeit und Zwanglosigkeit des urbanen Lebens. Ziemlich bald schon kam mir der Gedanke, daß es wunderbar wäre, in solch angenehmer Atmosphäre zu wohnen und zu arbeiten.

Fünftes Kapitel

Als ich im Spätsommer 1936 gemeinsam mit meinem Vater im Zug nach Mount Kisco fuhr, brachte ich meine Idee zur Sprache, ich wolle - wie schon mein Bruder Bill - das Studium an der London School of Economics fortsetzen. Doch dieser Vorschlag stieß auf glatte Ablehnung. Mein Vater glaubte, Bill sei intellektuell noch zu unreif gewesen, um die sozialen Probleme Europas im richtigen Kontext sehen zu können. Und das gleiche galt seiner Meinung nach für mich. Allerdings verstehe er, sagte mein Vater, warum ich aus Vassar wegwolle.

Viertes Kapitel

Schlagworte

Ich beginne mein Studium

 Im Herbst 1934 begann ich mein Studium am Vassar College, einem exklusiven Frauencollege in Poughkeepsie, New York. Diesen Studienort hatte ich gewählt, ohne mir wirklich Gedanken darüber zu machen. Vassar war als College damals einfach »in«. Die meisten Madeira-Absolventinnen gingen dorthin, und auch meine Schwester Bis, der ich ständig nachzueifern trachtete, war in Vassar.
Doch als ich auf dem Campus ankam, waren Bis und Bill in London, wo sie gemeinsam in einer kleinen Wohnung lebten.

Drittes Kapitel

Mein Vater kauft die Washington Post 1933

Im Juni 1933 kaufte mein Vater die Washington Post. Niemand von uns konnte damals ahnen, welche Umwälzungen dieses Ereignis für unser aller Leben mit sich bringen würde. Die Zeitung war in eine schwere Krise geraten, nicht zuletzt wegen mangelnder Zielstrebigkeit ihres Besitzus Edward Beale McLean, eines adretten Playboys.

Seiten