Der Kriminalroman ist eine angelsächsische Domäne, in die nur wenige Autoren bzw. Autorinnen anderer Länder eindringen konnten. Von den älteren deutschen Kriminalromanschriftstellerinnen sind beispielsweise kaum mehr als die Namen bekannt: Auguste Groner, Gabriele v. Schlippenbach, Therese Wallner-Thurm, Elise Fajkmajer, Felicitas v. Reznicek - Verschollene! - Wir wollen hier einen Überblick gewähren; daß die Auswahl bei weitem nicht alle Autorinnen umfassen kann, versteht sich von selbst.
Gäbe es eine weibliche, mit der männlichen konkurrierende Subjektivität, so müßte sich diese in der Lyrik am deutlichsten ausprägen. Wo anders könnte zu Tage treten, ob die soziale Emanzipation der Frauen und der Widerspruch gegen das überlieferte Rollenverständnis die hergebrachte Ästhetik sprengen oder ihren Platz darin finden werden? Zweifellos kann von Frauenlyrik geredet werden. Doch repräsentiert sie offensichtlich das Anderssein der Frauen im Rahmen der ihnen zugewiesenen Rolle, also das Gegenteil eines selbstbestimmten Subjekts.
»Natürlich ist das Land ein Ort des Wunderbaren«: Mit dieser ironischen Aussage beginnt und endet Irmtraud Morgners phantastischer Roman Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura (1974). Morgner erzählt von einer französischen Trobadora, die nach 808jährigem Schlaf rüde ins zwanzigste Jahrhundert erweckt wird. Ihr Weg durch die moderne Gesellschaft führt sie von der Provence nach dem Paris der Mai-Revolution von 1968 und schließlich in »das gelobte Land« DDR, den ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden.
»Innovation« und »Roman« (»novel«) haben im Englischen eine gemeinsame Wurzel. Unter dem Stichwort »innovation« finden wir im Oxford English Dictionary folgendes: »Die Einführung von Neuigkeiten (»novelties«); die Veränderung des Etablierten durch die Einführung neuer Elemente oder Formen; eine Veränderung im Wesen (»nature«) oder in der Machart (»fashion«) eines jeden; das neu Eingeführte; ein neuartiges Verfahren (»a novel practice«), Methode ....«.
Else Lasker-Schüler hat sicherlich am stärksten dazu beigetragen, daß sich im Deutschland des zwanzigsten Jahrhunderts das Bild von der Eigenart und vom Vermögen schreibender Frauen tiefgreifend gewandelt hat.
Und suchtest im dunklen Gedächtnis, und findest
Handschuhe bis zum Ellenbogen
Und Petersburger Nacht. Und die Logen
Mit süßen, erstickten Gerüchen.Und Wind weht vom Meer. Und zwischen den
Zeilen
Über den Schmähsprüchen, überm Lob
Lächelt dir Block verächtlich zu,
Tragischer Tenor der Epoche.
(Anna Achmatowa, um 1960)
Die Französische Revolution hat die »égalité« / Gleichheit und die »liberté« / Freiheit auf ihre Fahne geschrieben, doch schon die dritte Farbe der Tricolore, die »fraternité« / Brüderlichkeit, verweist darauf, daß den Frauen nicht die gleiche Würde wie den Männern zukommt, infolgedessen auch nicht die gleichen Rechte. Die Bürgerinnen haben zwar aktiv für die Freiheit gekämpft, werden aber sowohl vom aktiven als auch passivem Wahlrecht in der Nationalversammlung ausgeschlossen.
Dann wär' es für die Frau wohl an der Zeit, Gottes Tochter zu werden.
(Ernst Rosmer: Maria Arndt, S. 27)
- * Annette von Droste-Hülshoff, Halt fest!
Einsamkeit lautlos samtener Acker
aus Stiefmutterveilchen
verlassen von rot und blau
violett die gehende Farbe
dein Weinen erschafft sie
aus dem zarten Erschrecken deiner Augen
(Nelly Sachs, Einsamkeit)